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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Seiten des Gesichts. »Eins aber ist auf jeden Fall sicher: Wenn der Weg zu den Göttern geöffnet wird, ist es diese Welt —
unsere
Welt —, die leidet.«
    »Dann werden wir Euch natürlich helfen«, sagte Eneas. »So seltsam das alles auch klingt, habe ich heute doch genug gesehen, um es zu glauben. Wir müssen mit euch Qar kämpfen, um zu verhindern, dass der Autarch sein Ziel erreicht.«
    »Ja, Ihr müsst mit uns kämpfen«, sagte Saqri. »Aber nicht
an unserer Seite,
meine ich. Eure Männer sind für den Kampf im Fels unter der Burg nicht die Geeignetsten ...«
    »Was soll die Beleidigung?«, ereiferte sich Graf Helkis. »Unsere tapferen Syanesen haben einen hölzernen Wachturm gegen eine zehnfache Übermacht an Xixiern gehalten — Ihr habt sie doch heute im Feld gesehen! Sie fürchten gar nichts!«
    »Ihr missversteht mich.« Saqri erwiderte den Blick des syanesischen Edelmannes, bis er halb wütend, halb beschämt den Kopf senkte. »Ich habe nicht gesagt, sie seien nicht tüchtig oder nicht tapfer, ich habe nur gesagt, sie seien
nicht die Geeignetsten.
Können sie im Beinahe-Dunkel sehen wie unsere Wandelbaren? Können sie in der Tiefe ihr eigenes Licht erzeugen wie die Elementargeister? Können sie Stein mit bloßen Händen brechen wie die Tiefenettins?« Sie streckte die nach oben gekehrte Hand aus. »Eure Männer sind tapfer, aber die Besten unter ihnen sind Reiter. In den schroffen, schwarzen Tiefen würden sie rasch nicht mehr ihr Bestes geben können. Hier unter freiem Himmel können sie dafür sorgen, dass Tolly der Reichshüter sich mit seinen Truppen nicht auf die Seite des Autarchen schlägt.«
    »Kein Nordländer, und sei er auch noch so korrupt, würde so etwas jemals tun«, protestierte Eneas.
    »Aber er hat es bereits getan.« Sie sagte es so ruhig, dass Briony wusste, selbst Eneas würde ihr glauben. »Wir hatten jedoch Glück, und die beiden haben sich wegen irgendetwas überworfen. Doch wenn eine Kreatur wie Hendon Tolly sieht, wie sich die Dinge entwickeln, wird er alles tun, um sein eigenes Leben zu retten. Wenn er uns in den Rücken fällt, könnte allein das uns schon lange genug aufhalten, um dem Autarchen die Zeit zu verschaffen, die er braucht ...«
    »Aber woher wisst Ihr so viel über die Pläne und Machenschaften von Sterblichen?«, fragte Briony. »Über Tolly und die Xixier?«
    »Ich weiß auch viel über Euch, Briony Eddon«, sagte die Zwielichtlerkönigin. »Vergesst nicht, bis eben war zwischen unseren Völkern noch Krieg. Ihr mögt wenig über die Qar wissen, aber das heißt nicht, dass die Qar ebenso wenig über Euch wissen. Wir haben schon lange unsere ...« Sie verstummte.
    »Spione?«, fragte Briony. »Ihr also auch? Gibt es irgendjemanden auf dieser verdammten Welt, der
nicht
die Angelegenheiten meiner Familie zu seinen gemacht hat? Und warum sollte ich Euch vertrauen, wenn es um die Entscheidung über die Verteidigung meiner Burg geht?«
    »Vertrauen? Ich habe nichts gesagt, was Ihr nicht selbst erkennen könnt. Prinz Eneas, Eure Männer sind Reiter — in den dunklen, engen Gängen wären sie vergeudet. Zieht zur Burg. Findet Tolly und tötet ihn oder setzt ihn gefangen. Wenn Ihr das getan habt, sei es Euch unbenommen, uns durch das Tor nach Funderlingsstadt Hilfe zu schicken.«
    Briony wandte sich an Eneas. »Tut es nicht!« Sein Gesichtsausdruck löste in ihr den Drang aus, ihn anzuschreien. Er konnte doch nicht einfach diesen Zwielichtlern vertrauen, die vor wenigen Wochen noch Südmark zu vernichten versucht und so viele seiner Bürger getötet hatten!
    »Augenblick, allmählich verstehe ich, worum es geht«, sagte die Zwielichtlerkönigin. »Um Euren Vater, habe ich recht, Kind? Er ist der eigentliche Gegenstand dieser Diskussion.« Saqri nagelte sie mit ihrem Blick fest, und diesmal konnte Briony dem nicht entkommen. »Ihr wollt mit uns in die Tiefe marschieren, weil Euer Vater dort ist — weil Ihr hofft, ihn aus den Klauen des Autarchen retten zu können.«
    »Nein!«, sagte Briony, obwohl die Zwielichtlerfrau vollkommen recht hatte. »Ihr wisst nichts über ihn ...!«
    »Im Gegenteil — ich weiß mehr über Euren Vater als über irgendeinen anderen Sterblichen. Aber das tut nichts zur Sache.« Saqri fasste sie am Arm. Briony versuchte sie abzuschütteln, fühlte sich jedoch plötzlich so schwach wie ein kleines Kind. Die Stimme der Zwielichtlerfrau nahm jetzt einen härteren Klang an. »Schaut mich an, Kind! Eure Familie steht im Zentrum vieler Dinge, aber

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