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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Ihr meint, Hauptmann. Ich frage ja nur, ob sie normal reden oder nicht.«
    Vansen dachte an Gyirs Stimme, die er nie mit den Ohren gehört hatte und dennoch nie vergessen würde. »Sie sprechen auf vielerlei Art und Weise. Ich glaube nicht, dass sie irgendwelche Probleme haben werden, ihre Wünsche kundzutun ...«
    »Oh, Maulwurfschiet und Felsrattendreck!«, sagte Jaspis laut.
    Vansen war schockiert — er dachte, der kleine Mann bezichtigte ihn der Lüge. Doch dann sah er, was Jaspis gesehen hatte — ein halbes Dutzend Funderlingsfrauen, das, angeführt von Zinnobers Frau und Cherts Opalia, entschlossen durch die Kapelle marschiert kam.
    »Halt.« Jaspis war aufgesprungen, als wollte er die Frauen mit physischer Gewalt vom Tisch fernhalten. »Was macht Ihr hier? Die Qar kommen jeden Moment.«
    »Setzt Euch, Wachführer Jaspis.« Vermillona Zinnober war eine gutaussehende Funderlingsfrau und trug ein wunderschön besticktes, blaugrünes Reisegewand. »Wir haben dasselbe Recht, hier zu sein, wie Ihr und Eure Wächter.«
    »Ich bitte um Verzeihung, werte Frau Magisterin«, sagte der reiche Funderling Malachit Kupfer, der rasch eine führende Rolle in diesem Kampf eingenommen hatte. »Natürlich ist Euer Rat willkommen, aber vor wenigen Tagen noch versuchten uns diese Qar zu töten ...«
    »Das tut doch jetzt nichts zur Sache, oder?« Die Frau des Funderlingsratsherrn setzte sich hin und bedeutete ihren Gefährtinnen, zu ihren beiden Seiten Platz zu nehmen. Im Gegensatz zu Vermillona Zinnober und Opalia Blauquarz wirkten die anderen Frauen etwas verschreckt bei dem Gedanken, in einer solchen Zeit an einem solchen Ort an einer solchen Versammlung teilzunehmen — aber, dachte Vansen, den Männern ging es ja auch nicht anders.
    Eine der anderen Frauen beugte sich vor. »Ist es sehr gefährlich?«, flüsterte sie Opalia zu, die nah genug bei Vansen saß, dass er mithören konnte.
    »Nein«, antwortete Opalia und warf dann Vansen einen Blick zu, der da besagte,
Wehe, Ihr widersprecht.
    Sie und die Frau des Magisters führen ihre Truppen durch ihr Beispiel,
wurde ihm klar.
Wie alle guten Kommandeure haben sie selbst auch Angst, dürfen es sich aber vor ihren Leuten nicht anmerken lassen.
»Es sollte wohl nichts passieren«, erklärte er der Funderlingsfrau. »Wir sind alle im Rahmen eines Waffenstillstands hier, und die Qar, was immer sie sonst sein mögen, scheinen mir jedenfalls ehrenhafte Kreaturen.« Er verspürte eine Aufwallung von Scham wegen der Untertreibung — Gyir das Sturmlicht war weit mehr als nur »ehrenhaft« gewesen. Der Qar hatte ohne Zögern sein Leben geopfert, um das Versprechen zu erfüllen, das er seiner Herrin Yasammez gegeben hatte — der Zauberin oder Halbgöttin, auf die sie hier alle warteten.
    Chert, Zinnober und der Arzt Chaven kamen mit einer ganzen Schar herein, darunter auch eine Abordnung von Funderlingsmönchen unter der Führung von Bruder Nickel. Der Mönch nickte Vansen sogar höflich zu, als er und die anderen Brüder sich an den langen Tisch setzten.
    »Was ist denn in den gefahren?«, sagte Vansen halblaut.
    Malachit lachte. »Wisst Ihr's nicht? Zinnober hat mit ihm geredet. Hat ihn dran erinnert, dass die Zunftvorsteher jeden neuen Prior des Tempels bestätigen müssen und, wenn es eines Tages so weit ist, auch den neuen Abt. Wenn Nickel die heilige Hacke übernehmen will, muss er graben, wenn die Zunft sagt, grab!«
    »Ah.« Jetzt war Vansen nicht mehr erstaunt. Selbst Nickel, der sittenstrenge Beschützer aller ihm anvertrauten Funderlingsseelen, sah durch die Brille des persönlichen Ehrgeizes manches anders.
    »Hallo, mein Liebling«, sagte Chert und beugte sich herab, um seine Frau zu küssen. »Du nimmst es mir hoffentlich nicht übel, aber ich werde neben Zinnober sitzen. Er will es so.« Chert gab sich überrascht, dass ihm diese Ehre zuteilwurde, aber Vansen wusste, der kleine Mann war nicht nur klug, er stand auch im Zentrum so vieler rätselhafter Geschehnisse hier, dass er praktisch unentbehrlich war. »Und wie schön, auch Euch hier zu sehen, Frau Magisterin!«, sagte er zu Vermillona Zinnober. »Ihr seht großartig aus.«
    »Frau Magisterin, hm?«, sagte sie mit einem belustigten Lächeln. »Ich bin kein Speckstein, Chert, also versucht nicht, mich zu schnitzen. Eure Frau hat mir alles über Eure Abenteuer erzählt. Ich glaube, mein Mann will Euch nur bei sich haben, damit Ihr ihn von unserem langweiligen häuslichen Leben ablenkt.«
    Chert lachte. »Ach, würden

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