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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Und so machten sie sich auf in die mächtige Stadt Hierosol. Unterwegs lehrten sie Adis, so zu tun, als wäre er verkrüppelt, und andere Bettlertricks, um das Mitleid der Reichen zu erregen und dadurch sein Brot zu verdienen ...«
    Der Waisenknabe, sein Leben und Sterben und himmlischer Lohn — ein Buch für Kinder
    Als Barrick in seinem Gemach in Qul-na-Qar erwachte, stand da für ihn ein weiteres köstliches Mahl bereit — Schnitze einer Frucht, die so knackig war wie ein Apfel, dabei aber so aromatisch wie eine krakische Norrange, dicke Scheiben von braunem Brot, das ein wenig wie Gewürzwein schmeckte, und ein Töpfchen mit reichlich Butter. Offenbar waren unter den Qar in der Festung immer noch welche, die buken, und auch solche, die Kühe oder Ziegen hielten. Jedenfalls hoffte Barrick, dass es Kühe oder Ziegen waren, die die Milch für Butter und Käse lieferten, aber wenn irgendeine andere Sorte Kreaturen dafür verantwortlich zeichnete, wollte er es gar nicht wissen, denn alles schmeckte ausgezeichnet.
    Barrick verschlang das letzte Stück Brot, wischte den Butternapf mit dem Zeigefinger aus und leckte diesen dann ab. Götter, was für ein herrliches Gefühl, etwas im Magen zu haben — richtiges Essen, keine bitteren Kräuter oder mageren, schwarzen Eichhörnchen, wie er sie seit dem Überschreiten der Schattengrenze gejagt hatte, fade, zähe Dinger, die er in seinem Hunger und Elend schon als Festmahl empfunden hatte.
    Gleich darauf erschien Harsar, als hätte der hängeohrige kleine Diener draußen auf dem Gang gelauscht und nur darauf gewartet, Barrick an seinen Fingern saugen zu hören. »Sie erwartet Euch in der Kammer des Schlaf-Tors«, sagte er mit seinem schwerfälligen Zungenschlag. Barrick fragte sich, warum der kleine Diener nicht einfach in Gedanken mit ihm sprach wie die Königin. »Ich bringe Euch hin.«
    »Wohin?« Doch noch während er fragte, wusste er es, als wäre es immer schon in seinem Gedächtnis — der Raum mit den vielen Säulen und der leuchtenden Scheibe, den er als Erstes gesehen hatte, als er aus der Stadt Schlaf nach Qul-na-Qar gekommen war. Sein Herz schlug schneller. Also hatte Saqri die Wahrheit gesagt. Sie hatte eine Idee.
    Die erste Überraschung im Säulensaal war, dass die Königin mitten auf der durchscheinenden, glimmenden Steinscheibe kniete, den Kopf gesenkt, als ob sie betete. Die zweite war, dass, als sie sich erhob und Barrick zu sich winkte, auch Harsar auf sie zuging.
    »Nein, Ihr müsst hierbleiben, Harsar-so«, erklärte sie der haarlosen Kreatur. »Schließlich muss jemand in unserer Abwesenheit die Festung hüten, und es gibt keinen, der sie besser kennt als Ihr. Außerdem brauchen Euch Eure Söhne.«
    Er verbeugte sich ohne erkennbare Gefühlsregung. »Wie Ihr wünscht, Herrin.« Er drehte sich um und verließ den Raum so schnell und lautlos wie ein Schatten, der über die Wand gleitet.
    »Nun denn.« Sie wandte sich an Barrick. »Es existieren, wie ich schon sagte, zwei Sorten Straßen. Die einen sind die, die Krummling selbst geschaffen oder zumindest verfügbar gemacht hat. Eine solche Straße liegt hier vor uns.« Sie zeigte auf die schimmernde Scheibe. »Da hindurch kann man in die Stadt Schlaf gelangen ...«
    »Aber das nützt uns doch nichts ...«
    »Du sagst es.« Sie bedachte ihn mit einem kalten Blick, und er hielt den Mund. »Aber da sind noch andere Straßen, andere Wege, und viele davon haben die Götter selbst gefunden, obwohl sie nicht wussten, worum es sich handelte und wie sie noch weitere finden oder erschaffen konnten. Sie benutzten sie, wie die Schlange sich den Bau einer Maus aneignet, obwohl sie ihn nicht selbst gegraben hat. Und wie die Schlange fraßen oder vernichteten die Götter manchmal die ursprünglichen Eigentümer, Geister aus einer früheren Zeit — aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls gibt es immer noch mehrere solcher Straßen, die zu den Wohnungen der großen Götter führen, den Wohnungen von Göttern wie Kernios und seinen Brüdern.
    Doch obwohl sie genau dorthin führt, wo wir hinwollen, ist uns die Straße zu Kernios' Haus verschlossen, weil wir den Geruch von Qul-na-Qar an uns haben, dem Haus der Feinde des Erdherrn.« Sie sah Barrick an. »Aber es gibt einen anderen Gott, der uns eine Straße öffnen könnte. Deine Familie glaubt doch seit weit zurückliegenden Zeiten, dass ihr Ahnherr der mächtige Meeresherr Erivor ist, der Bruder von Perin und Kernios ...«
    »Stimmt das denn ...?«, fragte

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