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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Euch. Noch ist nicht alles verloren. Wir reparieren die Bresche, und sie werden ihre größte Kanone eine Zeitlang nicht einsetzen können. Ich verstehe ja, dass Ihr verärgert seid ...«
    »Idiot.«
Tolly marschierte hin und starrte dem höhergewachsenen Hud mit verächtlich verengten Augen ins Gesicht. »Ich mich beruhigen? Dafür sollte ich Euch köpfen lassen. Ihr begreift
nichts.
Wir können diesen heidnischen Bastard nicht schlagen. Er hat zehnmal so viele Männer wie wir — mehr? — und noch einmal doppelt so viele in Hierosol in Reserve. Mal ganz davon abgesehen, was er aufbieten könnte, wenn er eine weitere Armee aus Xis kommen ließe, sobald die Winterstürme vorbei sind. Und im Unterschied zu den Zwielichtlern hat der Autarch Schiffe. Wir bekommen keine Lebensmittel mehr aus Marrinswalk und auch sonst nirgendwoher.« Er hob das Tablett auf, das er dem Pagen aus den Händen geschlagen hatte, und ließ es dann scheppernd wieder auf den Boden fallen. »Ob es nun morgen passiert oder in einem Tagzehnt oder spätestens in einem halben Jahr, Südmark
wird
an Sulepis fallen.«
    Hud starrte auf ihn herab. Das Gesicht des Kriegers hinter dem dicken Schnurrbart war nicht zu deuten, aber etwas an seiner steifen Haltung suggerierte, dass er dem Drang widerstand, seinen Herrn und Gebieter zu schlagen. Trotz aller Grausamkeit, die Hud nachgesagt wurde, bewunderte ihn Kettelsmit in diesem Moment schon fast.
    »Gewiss, Herr«, sagte er schließlich, verbeugte sich dann, drehte sich um und ging hinaus.
    Hendon Tolly ging zur Tür und sah ihm nach. Puzzle erhob sich, was seiner steifen Gelenke wegen von ausgiebigen Grimassen begleitet war, und humpelte zu Kettelsmit hinüber.
    »Ich wollte Euch nur sagen ...«, hob er an.
    »Puzzle!«, brüllte Tolly von der Tür aus. »Du verfluchtes altes Stück Dörrfleisch! Bist du nicht mein Hofnarr?«
    Kettelsmit streckte verstohlen die Hand aus, um Puzzle zu stützen, als dessen Knie nachzugeben drohten. »Ja, Herr!«, flötete Puzzle. »Natürlich, Herr!«
    »Dann bring mich zum Lachen. Los — ich wünsche erheitert zu werden!« Tolly starrte ihn an, das Gesicht bleich, die Augen grimmig blitzend. »Hast du nicht gehört? Belustige mich.«
    »M-m-mein Gebieter, ich bin unver ... unfro ... unvorbereitet! Ich bin nur gekommen, um Meister Kettelsmit etwas zu bestellen ...!«
    »Nun gut?« Tolly ging langsam auf ihn zu, und ein katzenhaftes Grinsen spielte um seinen Mund. »Ich kann auch in einer Stunde noch Erheiterung brauchen. Dann wirst du hier erscheinen und dafür sorgen, dass ich mich vor Lachen ausschütte, oder ich werde dir das Gesicht herausschneiden und daraus eine Mittsommermaske machen, um die Weiblichkeit zu erschrecken. Würde dir das gefallen, Puzzle? Wohl kaum, oder?«
    »N-nein! Nein, Herr!«
    »Dachte ich mir's doch. Dann geh und bereite deine besten Späße und komischen Lieder vor. Siehst du meine finstere Miene, Alter? Also dann, in einer Stunde hat einer von uns beiden nicht mehr dasselbe Gesicht.«
    Puzzle versuchte, alles auf einmal zu tun, sich zu verbeugen, zu stöhnen und zu versichern, er werde sein Bestes tun, aber der Effekt war nur, dass er sich verhaspelte und ins Wanken geriet und Kettelsmit ihn wieder stützen musste. »Was wolltet Ihr von mir?«, flüsterte er dem zitternden Narren zu.
    »O Zosim, bewahre mich!« Puzzles rote, wässrige Augen drohten überzulaufen. »Er wird mich ermorden?«
    »Wahrscheinlich wird er's vergessen«, versuchte ihn Kettelsmit zu beruhigen. »In letzter Zeit ist er sehr sprunghaft. Tut einfach nur Euer Bestes, dann wird alles gutgehen. Also, was wolltet Ihr mir bestellen?«
    Der Hofnarr musste zweimal schlucken, ehe er wieder sprechen konnte. »Eure Mutter sucht Euch, Matty. Sie stöbert im ganzen Palast nach Euch und erregt viel Aufmerksamkeit — nicht gerade im guten Sinne.« Nachdem er nun seine Botschaft losgeworden war, tätschelte Puzzle Kettelsmits Arm. »Lebt wohl, Junge. Ihr wart ein guter Freund.«
    Der alte Mann trottete davon. Seine Arme und Beine waren so dünn wie Pfeifenstiele, und seine Glöckchen klimperten immer noch traurig vor sich hin.
    Wenn er nur nicht versuchen würde, komisch zu sein,
dachte Kettelsmit,
wäre er der unterhaltsamste Bursche in den ganzen Markenlanden. Wenn je jemand für seinen Beruf absolut ungeeignet war, dann er.
    Aber er dachte nur über den armen Puzzle nach, um sich nicht mit der Schreckensvorstellung zu befassen, dass Anamesiya Kettelsmit im königlichen Palast

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