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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Pulver in das Zündloch, worauf Oberst Washington den Befehl gab zurückzutreten. Das Geschütz war gen Westen gerichtet, über den Graben hinweg auf die vom Winterregen überschwemmten Weiden.
    Der Oberst entzündete die an einem Luntenstock befestigte Lunte an seiner Tabakspfeife und reichte Lady Margaret den Stock. «Haltet sicheren Abstand von den Rädern, Ma’am.»
    Sie bemerkte schnippisch, dass ihr Vater schon solche Büchsen abgefeuert habe, als er, Oberst Washington, noch in den Windeln lag, und schritt beherzt auf das mit kunstvollen Ornamenten verzierte Rohr zu. Sie schaute in die Runde, auf die Soldaten und Dienstboten, Campion und Caroline, und hob den schwelenden Luntenstock mit theatralischer Gebärde in die Luft. «Für König Charles!» Dann legte sie Feuer.
    Lady Margaret kreischte auf, doch ihr Schrei wurde übertönt vom Donnergetöse des Falken, der auf seiner Lafette zurücksprang und sich aufzubäumen versuchte. Mit Entsetzen sah Campion, wie eine schwarze Rauchwolke aus dem Rohr quoll und sich über die Seerosen im Wassergraben wälzte. Die Kugel landete auf der überfluteten Wiese, prallte ab, sodass eine Fontäne silbrigen Wassers aufspritzte, und schlug krachend in einen beschnittenen Weidenbaum weiter unten im Tal ein.
    «Formidabel!» Lady Margaret präsentierte den Luntenstock wie ein Zepter. «Der Feind kann kommen.»
    «Für den Fall bräuchten wir noch ein paar Büchsen mehr», murmelte Oberst Washington, aber Campion hörte ihn.
    Lady Margaret stolzierte auf den Oberst zu und fragte: «Na, wie war ich? Sollte ich vielleicht noch einen Versuch unternehmen?»
    Der Oberst beeilte sich zu versichern, dass sie das Geschütz vortrefflich bedient habe, und obwohl er eine weitere Demonstration ihres Könnens überaus gern sähe, müsse er doch darauf hinweisen, dass Pulver und Munition leider allzu knapp und teuer seien. Huldvoll nahm sie, die bereits «Ehrenmusketier» und «Ehrenmechanikus» war, die Verleihung des Titels «Ehrenkanonier von Lazen Castle» entgegen, woraufhin sie beinahe mit dem Schwert auf die von Oberst Washington im angrenzenden Feld errichteten Zielscheiben losgegangen wäre – wenn dieser sie nicht noch im letzten Moment davon abgehalten hätte.
    Zwei Wochen später kam dann tatsächlich der Krieg nach Lazen, allerdings auf eine Weise, über die Campion sehr erstaunt war. Es war vollkommen anders, als sie sich vorgestellt hatte.
    Oberst Washington war mit einem Großteil seiner Männer nach Norden geritten, in Marsch gesetzt durch ein Gerücht, wonach ein Tross von Pulverwagen in Richtung Westen unterwegs war. Während seiner Abwesenheit drangen Truppen der Rundköpfe ins Lazen-Tal ein. Obwohl Lady Margaret vom Oberst gewarnt worden war, keine überstürzten Alleingänge zu unternehmen, stopfte sie eine Kugel in ihre Muskete.
    Campion leistete Lady Margaret in der langen Galerie Gesellschaft. «Von denen haben wir wohl nicht viel zu befürchten», sagte sie.
    «Es sind Feiglinge, meine Liebe.»
    Der Feind wagte sich, wahrscheinlich auf der Hut vor den Soldaten, die Oberst Washington zurückgelassen hatte, nur bis an den Rand der Ortschaft von Lazen vor. Die Dorfbewohner packten ein paar Habseligkeiten zusammen und trieben ihr Vieh in die Sicherheit der Burg.
    Eine Weile schien es, als würden die Rundköpfe nicht weiter vorrücken wollen. Sie lagerten an der Wassermühle und beobachteten die Burg, bis sich mehrere Reiter absonderten und tiefer ins Tal nach Westen zogen. Sie waren genauso gerüstet wie die Königstreuen: mit ledernen Wämsern, Brustpanzern und hohen Stiefeln mit umgekrempelten Stulpen. Die Sturmhauben waren hinten mit einem Nackenschutz und vorn unter der Kalotte mit einem Augenschirm versehen. Der einzige Unterschied schien darin zu bestehen, dass diese Männer rote oder orangefarbene Feldbinden an den Hüften trugen, während die der Männer, die Lazen verteidigten, weiß oder blau waren. Hauptmann Tugwell, der in Washingtons Abwesenheit das Kommando führte, ließ seine Musketiere vor dem Wassergraben Aufstellung nehmen. Sie alle hatten eine Musketengabel vor sich in den weichen Boden gerammt, um die schweren Läufe ihrer Waffen abzustützen.
    Die Rundköpfe zeigten keinerlei Interesse an der Burg, wohl aber am Vieh. Sie fingen ein paar Kühe ein und trieben sie zur Mühle. Zu Lady Margarets großem Verdruss war keiner der feindlichen Landsknechte bis auf Schussweite herangekommen, doch es tröstete sie, dass sie ausgerechnet das störrischste

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