Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
Vom Netzwerk:
Rindvieh der Herde mitgenommen hatten. «Wir hätten es längst schlachten sollen.»
    Wenig später verließen die Rundköpfe ihr Lager an der Mühle. Kaum waren sie abgezogen, ritt ein einzelner Mann auf den Burggraben zu, die Arme weit ausgebreitet, um zu signalisieren, dass keine Gefahr von ihm ausging. Er war prächtig gekleidet. Anstelle einer Sturmhaube trug er einen samtenen Hut mit breiter Krempe und extravagantem Federschmuck. Sein Brustpanzer glänzte wie aus Silber. Das Wams darunter leuchtete scharlachrot. Außergewöhnlich waren auch die weißen hohen Stiefel, die denkbar unzweckmäßig zu sein schienen. Hauptmann Tugwell wies seine Männer an, nicht zu schießen, und als Lady Margaret den Mann vom Fenster der Galerie aus sah, rief sie freudestrahlend aus: «Großer Gott! Das ist ja Harry! Komm, mein Kind.»
    Als die beiden nach unten in den Garten eilten, erklärte Lady Margaret, wer dieser Harry war. «Lord Atheldene. Ein sehr charmanter Mann. Ich hätte ihn gern an Annes Seite gesehen, doch sie wollte unbedingt diesen langweiligen Fleet haben.» Am Rand des Wassergrabens angekommen, winkte sie mit beiden Armen. «Harry!»
    Lord Atheldene lüftete seinen Hut. «Verehrte Lady Margaret.»
    «Wie geht es Euch, Harry?»
    «Ich bin vielbeschäftigt. Verzeiht unseren Überfall.»
    «Papperlapapp. Wir holen uns das Vieh von Euch zurück. Ich nehme an, mein Schwiegersohn hat den Befehl dazu gegeben.»
    Atheldene schmunzelte. Er war ein gutaussehender Mann mit langen blonden Locken. Campion schätzte ihn auf Anfang dreißig. «So ist es, Lady Margaret. Er fürchtet wohl, dass man ihn der Begünstigung zeihen würde, wenn er Euch ungeschoren ließe.»
    «Und er fürchtet offenbar, sich bei mir blicken zu lassen. Wie geht es diesem Mädchen, das Ihr geheiratet habt?»
    «Sie ist hochschwanger.» Er lächelte. «Und Sir George? Wie geht es ihm?»
    «Gut, soweit ich weiß. Er ist in Oxford. Würdet Ihr meinem Schwiegersohn ausrichten, dass es sich nicht gehört, wehrlose Frauen anzugreifen?»
    Atheldene warf einen Blick auf die Soldaten, sagte aber nichts. Lady Margaret schnaubte. «Es stimmt mich traurig zu sehen, dass Ihr Euren König bekämpft, Harry.»
    «Nur seine Berater, Lady Margaret.»
    «Ihr seid spitzfindig, Harry.»
    Auch diesmal ließ sich Atheldene nicht provozieren. An Campion gewandt, sagte er: «Ich glaube, wir sind uns noch nicht vorgestellt worden.»
    «Dazu kommt es auch nicht», entgegnete Lady Margaret. «Sie ist viel zu jung, als dass ich sie mit Verrätern bekannt machte.»
    Die beiden tauschten Neuigkeiten über die Familien aus und plauderten noch ein wenig, bis sich Atheldene schließlich tief verbeugte, Hauptmann Tugwell mit einer Handbewegung seinen Dank dafür entrichtete, dass dieser nicht hatte schießen lassen, seinem Pferd die Sporen gab und in Richtung Dorf davonritt.
    Campion wunderte sich über diese sonderbare Begegnung. Nach ihrer Vorstellung waren die Feinde des Königs Männer wie ihr Vater, strenge Puritaner in schwarzen Kleidern und mit kurzgeschorenen Köpfen, und in dieses Bild mochte ein so charmanter, eleganter und herausgeputzter Edelmann wie Lord Atheldene nicht passen. Lady Margaret erklärte ihr: «Der König ist ein sehr törichter Mann, meine Liebe. An zwei oder drei Tagen im Jahr kann er durchaus charmant sein, aber ansonsten ist er unglaublich dumm und verbockt. Sooft er Geld haben will, erfindet er irgendeine neue Begründung. Uns hat er fast ausbluten lassen, und Harry hat er um ein Vermögen gebracht. Es gab Steuern hier und Steuern da, und wenn ihm die nicht mehr reichten, hat er Darlehen verlangt, die nie zurückgezahlt wurden. Schließlich hat er sogar das Parlament abzusetzen versucht, und das mögen die Engländer gar nicht. Sie lieben das Parlament. Es gibt Männern wie George etwas zu tun. Es kann darum kaum überraschen, dass so viele gute Männer rebellieren.»
    Campion amüsierte sich über die Nachsicht ihrer sonst so angriffslustigen Gastgeberin. «Warum habt Ihr Euch denn auf die Seite des Königs geschlagen?»
    «Ich? In meiner Familie hat es noch nie einen Rebellen gegeben, und ich will nicht die Erste sein.» Sie waren in die lange Galerie zurückgekehrt. Lady Margaret blickte betrübt auf das Buch, das in einen Rahmen eingespannt war, der ihr helfen sollte, die Seiten zusammenzunähen. Ihre bisherigen Anstrengungen waren nicht gerade von Erfolg gekrönt. «Außerdem ist und bleibt der König König, und sei er noch so töricht. Aber es gibt

Weitere Kostenlose Bücher