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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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natürlich noch andere Gründe.» Sie legte die Stirn in Falten. «Seit Ausbruch dieser Rebellion kriechen aus jeder dunklen Ecke schreckliche Dinge hervor. Ich will weder von Baptisten noch von Anabaptisten oder sonstigen Sektierern regiert werden. Sie verlangen, dass ich mich bis zum Scheitel in kaltes Wasser tauchen lasse, und nennen es Religion.» Sie schüttelte den Kopf. «Ja, mein Kind, ich bedaure sehr, dass es zu diesem Krieg gekommen ist. Wenn Königin Elizabeth so gescheit gewesen wäre, einen Sohn zur Welt zu bringen, hätten wir jetzt nicht diese elenden Schotten auf unserem Thron. Wir brauchen einen König, aber warum der schottisch sein muss, ist mir unbegreiflich.» Sie nahm ihre geladene Muskete zur Hand und sagte versonnen: «Vielleicht könnte ich ja ein Kaninchen erlegen.»
    Es war alles so verwickelt. Teile des Adels standen auf der Seite des Parlaments, während nicht wenige Bürgerliche dem König die Treue hielten. Der König war Schotte, doch das schottische Volk, das in Charles nicht nur seinen, sondern auch den König über ganz England sah, hatte ein Heer gegen seinen Monarchen ins Feld geführt. Manche meinten, der Krieg sei ein Kampf gegen die unrechtmäßige Besteuerung durch den König, andere sahen das Kriegsziel darin, das Parlament an der Übernahme königlicher Vollmachten zu hindern, und wiederum andere glaubten, in dem Krieg gehe es um die Frage, welche Religion für England verbindlich sein solle. Nachbarn kämpften gegen Nachbarn, Väter gegen Söhne, und Soldaten, die in der Schlacht gefangen genommen worden waren, wechselten rasch die Seiten, um der Kerkerhaft zu entgehen.
    Noch am selben Abend unterhielt sich Campion mit Oberst Washington, der in den Religionskriegen Nordeuropas gekämpft hatte und voller Zuversicht war. «Es ist kein schlechter Krieg, Miss Campion. Ohne wirkliche Garstigkeiten.»
    «Garstigkeiten?», fragte Campion.
    Er schaute sie von der Seite an und zupfte an seinem kleinen Schnurrbart. «Es ist nur wenig Hass im Spiel. Nun ja, wir kämpfen, und Männer sterben, aber es passiert hier nichts von dem, was uns in den deutschen Ländern zu Gesicht gekommen ist.» Er schüttelte den Kopf. «Ich habe gesehen, wie ganze Städte niedergemacht wurden. Kein schöner Anblick, wahrhaftig nicht.» Er starrte in seinen Bierkrug. «Aber vielleicht wird es hier auch blutiger, wenn sich der Krieg in die Länge zieht.» Er trank einen Schluck. «Ich geh jetzt zu Bett, meine Liebe, wieder allein, wie ich fürchte, denn ich darf wohl kaum darauf hoffen, dass Ihr einen alten Mann heute Nacht glücklich machen werdet, oder?»
    Sie lachte. Er hatte ihr schon häufiger einen solchen Antrag gemacht, der, wie sie wusste, scherzhaft gemeint war. Oberst Washington war in mancher Hinsicht Sir Georges Stellvertreter geworden.
    Sir George Lazender hielt sich in Oxford auf, wohin der König sein Parlament gerufen hatte. Die Mitglieder, die in der Christ Church zusammentrafen, gehörten alle dem alten, königstreuen Parlament an. Auch Sir George hatte sich ihm angeschlossen, obwohl er wusste, dass es keinerlei Macht besaß und nur dazu bestimmt war, den Erlassen des Königs den Anschein von Legalität zu geben. Sir George war aber wohl, wie Lady Margaret vermutete, auch deshalb nach Oxford gegangen, weil er in den Bibliotheken der Universität zu stöbern wünschte und wieder an politischen Debatten teilzunehmen hoffte – beides vermisste er seit seinem Weggang von Westminster schmerzlich.
    Anfang April traf ein Brief von ihm ein, in dem er vorschlug, Campion nach Oxford reisen zu lassen, falls Oberst Washington eine Eskorte erübrigen könne. Es gebe dort Ärzte und Anwälte, außerdem tage ein Kirchengericht in der Stadt, das Campions Ehe mit Samuel Scammell annullieren könne. Campion war von dem Vorschlag angetan, obwohl es sie beschämte, ihre Jungfernschaft unter Beweis stellen zu müssen.
    Von Atheldenes Überfall abgesehen, war der April ein friedlicher Monat. Es regnete sacht, das Land grünte, und die Luft wurde wärmer. Campion lernte reiten und erkundete das Tal und die Hügel zu Pferde, stets in Begleitung eines Soldaten, denn darauf bestand Oberst Washington. Es gab heitere Tage, an denen nur wenige Wolken am Himmel waren, die ein frischer Wind zu vertreiben versprach, sodass sich ihr Traum von einem makellos blauen Firmament bald zu erfüllen schien. Der Fluss ihres Lebens war in diesem Gewässer zur Ruhe gekommen, das so still war wie der kleine Teich von Werlatton, an

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