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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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würde aber bald ausgetrocknet sein. Oberst Washington sah sich darum gezwungen, einen Teil der Verteidiger vom Nord- und Westwall abzuziehen und die Ufer des Grabens bewachen zu lassen. Am fünften Tag war auch der Hauptabschnitt des Grabens fast trocken. In einer kümmerlichen Pfütze zappelten sterbende Fische. Als es Nacht wurde, gruben die Verteidiger tiefe Löcher in den Rasen, um aus ihnen den Feind beschießen zu können, falls er angreifen sollte.
    Das Wasser aus der abgegrabenen Quelle aber hatte sich in der Senke am Fuß der Hügel im Norden gesammelt und das irdene Fundament der dort neuerrichteten Schanze dermaßen aufgeweicht, dass der schwere Mörser mitsamt dem Holzbock, auf dem er ruhte, im Morast versank. Als Gefechtsstellung taugte die Schanze nicht mehr. Lord Atheldene ließ sofort den Damm einreißen, und das Wasser aus der Quelle floss wieder hell und klar durch seine unterirdische Zuführung in den Burggraben. Die Fische erholten sich, die Verteidiger atmeten auf, und bald schwammen die Seerosen wieder auf frischem Wasser.
    Lord Atheldene war ein höflicher Gegner. Von Oberst Washington darüber informiert, dass die Frauen und Kinder im Neuen Haus untergebracht waren, wies er seine Kanoniere an, ihre Büchsen auf andere Teile der Burg zu richten. Am Südrand der Ortschaft war eine weitere Schanze errichtet worden, ausgelegt für zwei Geschütze, die den Stallhof unter Beschuss nahmen. Pferde wurden verwundet und mussten erlöst werden. Zwei Tage lang hing über Lazen schrecklicher Kadavergestank.
    Die Kanonen im Norden hatten schließlich die alte Brustwehr zwischen Bergfried und Altem Haus zum Einsturz gebracht und eine Bresche geschlagen, die die Rundköpfe in der darauffolgenden Nacht stürmten. Auf ihr lautes Geheul antworteten die Falken und Mörder mit tödlichem Gebell. Davon aufgeschreckt, warf Campion einen Mantel über ihr Nachthemd und eilte ins Alte Haus hinüber. Die Gebäude wie auch der Küchengarten, in den die Feinde eindrangen, waren rauchverhangen. Campion sah im Dunkeln Schwerter und Pikenklingen blitzen, sie hörte den Jubel der Feinde, die die Bresche durchbrachen, und verstand mit einem Mal, warum Oberst Washington die ganze Zeit über so gelassen geblieben war. Er hatte den Angriff erwartet, ja, gewollt, denn der Feind steckte nun in dem von Mauern umgebenen Garten in der Falle. Auf sein Zeichen hin griffen die Verteidiger vom Bergfried und dem alten Küchengebäude aus an. Zum ersten Mal hörte Campion Pike auf Pike schlagen und sah im grauen Licht der Dämmerung, wie die feindlichen Reihen mit riesigen, angespitzten Stämmen aufgebrochen wurden. Die Triumphrufe der Rundköpfe gingen in Panikschreie über, und Campion biss sich auf die Unterlippe angesichts der unbändigen Wut, mit der die in Leder gepanzerten Verteidiger ans Werk gingen und ihre Piken in Blut tauchten. Unablässig krachten Musketen, bis die Rundköpfe schließlich, zurückgedrängt, Reißaus nahmen oder gefangen genommen wurden. Erleichtert atmete Campion auf. Sie war wieder in Sicherheit.
    Die Verwundeten wurden im Neuen Haus versorgt. Campion sah schreckliche Verstümmelungen und musste dem Wundarzt helfen, Arme und Beine zu amputieren. Sie stand Sterbenden zur Seite, die sich vor Schmerzen den Tod herbeisehnten, und spendete gefangenen Feinden Trost, sie las ihnen aus den Psalmen vor und betete mit ihnen während der qualvollen Nachtstunden, in denen der Morgen eine Ewigkeit entfernt zu sein schien.
    Es wurde nicht durchgehend gekämpft. An manchen Tagen blieb es fast vollkommen ruhig, und manchmal zeigten sich beide Lager von einer friedlicheren Seite. Dann wurden Gefangene ausgetauscht und Verwundete ihren Kameraden übergeben. Einmal in der Woche ließ Lord Atheldene Lady Margaret und Sir George aktuelle Nachrichten übermitteln. Die Nachrichtenblätter stammten allesamt aus Parlamentskreisen und warteten mit Meldungen auf, an denen die Verteidiger wenig Freude haben konnten. Dennoch war Sir George geneigt, einen Großteil davon zu glauben. Es wurde berichtet, dass der König im Norden schwer bedrängt werde und die Schotten langsam nach Süden vorrückten, und sooft ein allein stehender Gutshof oder ein Schloss den Streitkräften der Rebellen in die Hände fiel, gab es großen Beifall auf Seiten der Berichterstatter. Für eine im Sinne des Parlaments siegreiche Entwicklung fehlte allerdings jeglicher Beleg. Der Krieg blieb unentschieden, und weder den Rebellen noch den Königstreuen gelang ein

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