Das Hexen-Amulett (German Edition)
arbeitete ruhig weiter an der Gardine, der sie eine von Lorbeeren umkränzte Krone aufstickte.
«Sir Grenville?» Der Earl of Fleet hatte weiter hinten im Saal gewartet und kam nun näher.
«Mylord! Es überrascht mich, Euch hier anzutreffen.»
«Wir sind hier im Elternhaus meiner Frau, Sir Grenville.»
«Natürlich, natürlich.» Cony betrachtete die Stuckarbeiten an der Decke. «Oh, wie schön. Ganz ausgezeichnet.» Mit einer ruckhaften Kopfbewegung wandte er sich wieder Fleet zu. «Mylord, Ihr seid vermutlich hocherfreut über die Nachrichten aus dem Norden, nicht wahr? So wunderbar erfüllt sich Gottes Vorsehung.»
Lady Margaret schnaubte. Der Graf nickte. «Allerdings, Sir.»
Sir Grenville lachte. Er stolzierte durch den Saal und begutachtete die Einrichtung. «Ja, der Herr im Himmel segnet unsere Sache, Mylord. Überaus reichlich!» Er blieb vor der Feuerstelle stehen und blickte in den Raum. «Meine Ankunft hier hat sich verzögert, weil ich es für angebracht hielt, in Essex Station zu machen. Ihr werdet dort vermisst, Mylord.»
Der Earl of Fleet hatte sich umdrehen müssen, um Cony im Auge behalten zu können. «Ich werde in Kürze zurückkehren und meinen Pflichten nachkommen, Sir Grenville.»
«Daran zweifle ich nicht, Mylord. Darf ich fragen, welchem glücklichen Zufall es zu verdanken ist, dass ich Euch in meinem Haus antreffe?»
Der Graf runzelte die Stirn. Er kannte den Advokaten kaum, im Grunde nur dem Namen nach, und wusste, dass er seit kurzem dem Komitee beider Königreiche angehörte, jenem Ausschuss, der über all jene englischen und schottischen Gebiete regierte, die der König verloren hatte. Sir Grenville repräsentierte die Macht, die das Land eroberte. «Ich bin hier, um nach meiner Schwiegermutter zu sehen.»
«Ihretwegen? Warum ist sie noch hier?»
Lady Margaret hatte Cony den Rücken gekehrt und zeigte ihm die kalte Schulter.
Der Graf legte wieder die Stirn in Falten. «Ihr Sohn ist krank, Sir Grenville.»
«Krank?»
«Verwundet.»
«Ah! Er hat wohl gegen uns gekämpft.» Sir Grenville schüttelte den Kopf. «Ich nehme an, er steht unter Arrest.»
Oberst Fuller, der noch in der Tür stand, meldete sich zu Wort. «Er ist viel zu krank, um unter Arrest gestellt zu werden, Sir.»
Sir Grenville Cony schmunzelte. Er hatte auf diesen Moment gewartet und ihn einige Tage hinausgezögert, um vorher mit dem Earl of Essex zusammenzutreffen, der mit seinem Heer die royalistischen Truppen aus dem Westen zu vertreiben suchte. Jetzt, da er mit ihm gesprochen hatte, wollte er sich amüsieren. Eine Woche in Lazen zu verbringen war eine schöne Aussicht, die ihm zudem die Möglichkeit bot, die Pachtzinsen anzuheben und seinen neuen Besitz ertragreicher zu machen. Seine Froschaugen waren weit aufgerissen und auf den Grafen gerichtet. «Sind wir hier in einem Hospiz, Mylord? Soll ich etwa an meinen Feinden Nächstenliebe üben?»
Der Graf zeigte sich erstaunt. «Er war hier zu Hause, Sir Grenville. Und er ist so schwach, dass er nicht auf Reisen geschickt werden kann.»
«Ach, kann er nicht? Es gab welche, die behaupteten, der Tyrann könne nicht von seinem Thron gestoßen werden, und doch ist es gelungen.» Und mit wegwerfender Handbewegung: «Schafft ihn fort. Heute noch. Sofort. Ich will, dass die ganze Familie verschwindet, verstanden?»
Lady Margaret legte ihre Handarbeit ab, stand auf und ging langsam auf Sir Grenville zu. Sie trat so nahe an ihn heran, dass er gezwungen war, zu ihr aufzublicken. «Mein Sohn, Sir Grenville, wird sterben, wenn Ihr ihn fortschaffen lasst. Das kann Euch der Arzt bestätigen.»
Er lächelte. «Auf Ärzte ist kein Verlass.»
«Mein Sohn wird sterben.»
«Dann stirbt er eben.»
Wie ein Pistolenschuss hallte es durch den Saal, als sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. Mit wutverzerrtem Gesicht holte Grenville zum Gegenschlag aus, doch schon war der Earl of Fleet mit der Hand am Heft seines Schwertes zur Stelle. «Sir Grenville!»
Conys Leibwächter war so überrascht, dass er sich nicht rührte. Langsam senkte der Advokat die erhobene Hand. «Ihr werdet aus diesem Haus verschwinden, Lady Margaret, Ihr und der Rest der Familie. Ohne Eure Habe. Euch bleibt nur das, was Ihr am Leibe tragt.» An Fuller gewandt, sagte er: «In einer Stunde sind sie weg.»
«Ja, Sir.»
Sir Grenville wich zwei Schritte zurück und richtete seinen zornigen Blick auf den Grafen. «Und nun zu Euch, Mylord. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr Euch für das Schicksal
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