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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Königs geflohen, weil sie lieber unter Königstreuen sein wollte als im Haus ihres abtrünnigen Schwiegersohnes. Simon Perilly wusste, wie viel ihr an Campions Freiheit lag, denn sie hoffte, den Feinden einen Schlag versetzen zu können, indem sie das Mädchen vor dem Tod bewahrte. Ihre Enttäuschung würde groß sein.
    Perillys allerletzte Hoffnung war ein Mann, den er aus Cambridge kannte und von dem er wusste, dass er ihn nicht verraten würde. Luke Condign war zwar Rechtsgelehrter, konnte aber für Campion kaum von Nutzen sein, weil er für das Unterhaus arbeitete. Sein Büro befand sich in Westminster, und dort, in der feindlichen Hochburg, traf Perilly den alten Freund. Als Condign den Grund seines Besuches erfuhr, blickte er düster drein und sagte: «Nichts zu machen, Simon, rein gar nichts.»
    «Oh, das ist schrecklich ungerecht.»
    Condign zuckte mit den Schultern. Er zweifelte daran, dass sich Rauch auch ohne Feuer bilden konnte, wollte aber seinen Freund nicht enttäuschen. «Tut mir leid.»
    «Du könntest aber eines für mich tun.»
    «Was denn?», fragte Condign, auf Unannehmlichkeiten gefasst.
    «Ich würde ihr gern eine Nachricht zukommen lassen. Dass ich sie persönlich treffe, kommt wohl nicht in Frage.»
    «Es sei denn, du willst dich gleich mit ihr einsperren lassen, mein Freund.» Condign lächelte. «Aber ich könnte dafür sorgen, dass sie deine Nachricht bekommt.» Allabendlich wurde ein Sack voller Briefe im Tower abgeliefert. Ein Großteil dieser Briefe war an Gesandtschaften im Ausland adressiert und wurde von der Anlegestelle des Towers aus verschifft. Ein weiterer Teil war für das Zeughaus bestimmt und bestand zumeist aus Anträgen auf die Bestückung mit Waffen. Einige wenige Briefe gingen an Gefangene. «Dir ist aber hoffentlich klar, dass jedes Schreiben kontrolliert wird. Briefe, die am Parlament Kritik üben, werden nicht weitergeleitet.»
    «Ich weiß.» Simon Perilly ließ sich Papier und Tinte geben, dachte kurz nach und schrieb dann rasch: «Toby geht es gut, er kann seinen Arm schon wieder gebrauchen. Lord Tallis hat ihn in seinem Haus in Oxford aufgenommen. Wir alle beten für dich.» Fast hätte er noch hinzugefügt, dass sie sich im Himmel wiedersehen würden, ließ aber davon ab. «Sei stark im Herrn.» Seufzend streute er Sand über die frische Tinte und schob dann das Blatt seinem Freund zu.
    Condign nickte. «Das wird man durchgehen lassen. Weißt du eigentlich, dass die Lordschaften Fleet und Atheldene einen Gnadenantrag für sie eingereicht haben?»
    «Ja, ich weiß.» Lady Margaret hatte ihren Freunden und Verwandten Briefe geschrieben und sie um Hilfe gebeten.
    Luke Condign seufzte. «Wir leben in einer seltsamen Zeit. Früher haben die Bürgerlichen den Adel noch um Rat ersucht, aber heute …» Er zuckte mit den Achseln. «Willst du mit uns zu Abend essen? Grace würde sich sicher freuen.»
    «Gern.» Pastor Simon Perilly hatte seine Pflicht erfüllt und getan, was ihm möglich war. Alles Weitere lag bei Sir John Henge.

    Richter Sir John Henge, der Schrecken aller Anwälte, ächzte vor Schmerzen, die von dem Stein in seiner Galle herrührten.
    Das Verfahren streckte sich länger hin als erwartet, was insbesondere an Caleb Higbed lag, der unablässig lächelte, wie eine Taube mit dem Kopf nickte und einfach nicht zum Ende kommen mochte. Immerhin hatte die Gefangene keinen eigenen Advokaten, was sie aber nicht daran hinderte, immer wieder Protest einzulegen. Er hatte sie mehrfach zum Schweigen bringen müssen.
    Ihr Schicksal lag nun in den Händen der Geschworenen. Zu welchem Urteil sie gelangen würden, war schon in dem Augenblick abzusehen gewesen, als die Angeklagte den Gerichtssaal betreten hatte, ausstaffiert mit einem scharlachroten Kleid, dessen Ausschnitt einen tiefen Einblick auf den Busen nehmen ließ, der bei jedem Atemzug über die Schnürbrust drängte. Alle Versuche, das Kleid zu richten und einen sittsameren Eindruck zu machen, waren gescheitert. Die Geschworenen, allesamt gutbetuchte Protestanten, zeigten sich empört über dieses Hurenkostüm.
    Schon zu Prozessbeginn war Sir John auf Ungereimtheiten gestoßen. Higbed, dieser Narr, hatte ihm versichert, dass ein Geständnis vorliege, doch als sich Sir John, der für seine akribische Anwendung der Rechtsvorschriften bekannt war, dieses Geständnis zeigen ließ, fiel ihm auf, dass die Angeklagte mit einem Namen unterschrieben hatte, der mit dem in der Anklageschrift verzeichneten Namen nicht

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