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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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übereinstimmte.
    Zur Rede gestellt, antwortete Higbed lächelnd: «Wie Euer Ehren bemerken, hat sich die Angeklagte entschieden, mit eben diesem Namen zu unterschreiben.»
    «Aber ist das auch ihr Name?»
    «Nein, Euer Ehren.»
    «Dann ist es wohl auch nicht ihr Geständnis. Ich dachte, so etwas müsste selbst dem dümmsten Vertreter unserer Zunft klar sein, Mr   Higbed.»
    «Wie Euer Ehren meinen.»
    Der Prozessordnung war Folge zu leisten, und obwohl auch Sir John das Verfahren gern abgekürzt hätte, kam er nicht umhin, nach Beweisen zu verlangen.
    Also wurden die Zeugen aufgerufen. Von Caleb Higbed vorher instruiert, sagte Goodwife Baggerlie unter Eid aus, aus Dorcas’ Mund gehört zu haben, dass sie die Absicht habe, ihren Mann mit Mitteln der Hexerei zu töten. Damit war der Tatbestand des maleficio erfüllt.
    Ebenezer Slythe bat mit bleichem Gesicht um Gnade für seine Schwester. Sir John fiel ihm ins Wort. «Ich dachte, dieser Zeuge wäre geladen, um den Sachverhalt zu klären.»
    Caleb Higbed entgegnete schmunzelnd: «Wir glaubten, dass Euer Ehren vielleicht ein Ohr haben für die Bitte eines Bruders.»
    Sir John stöhnte laut auf und rutschte, von Bauchschmerzen geplagt, auf seinem Stuhl hin und her. «Gnadengesuche, Mr   Higbed, haben erst nach der Urteilsverkündung einen Sinn, nicht vorher. Habt Ihr Euren Verstand verloren, oder haltet Ihr mich für einen Narren?»
    «Nichts läge mir ferner, Euer Ehren.»
    Ebenezer wurde entlassen. Lächelnd verließ er die Zeugenbank. Seine Bitte um Gnade war nicht mehr als eine der Öffentlichkeit gewidmete Geste und das, was schlichtere Gemüter von einem Bruder erwarteten. Higbed hatte ihm versichert, dass Sir John Henge die Bedeutung des Wortes Gnade gar nicht kannte.
    Es war Abend geworden. Schatten umhüllten das große Königswappen über dem Richterstuhl, mit dem man die Illusion aufrechterhalten wollte, dass das Parlament nicht den König, sondern nur dessen Hintermänner bekämpfte. Noch berieten sich die Geschworenen.
    Dass sie so viel Zeit brauchten, behagte Sir John nicht, zumal er unmissverständlich klargemacht hatte, welche Entscheidung er von ihnen erwartete. «Nun?», knurrte er.
    Der Sprecher erhob sich. «Wir sind zu einem Urteil gelangt, Euer Ehren.» «Einstimmig?»
    «Ja, Euer Ehren.»
    «Und?», drängte Sir John Henge.
    «Zur Anklage der Hexerei, euer Ehren: schuldig.»
    Ein Raunen ging durch die Zuhörerschaft, aber sofort kehrte wieder Ruhe ein, als Sir John mit strengem Blick in die Runde schaute. Caleb Higbed legte erleichtert den Kopf in den Nacken und sah nicht, wie der Richter vorgab, eine Notiz in sein Buch zu kritzeln, obwohl die Urteile schon längst darin geschrieben standen.
    «Und zur Mordanklage?»
    «Schuldig.»
    Alle hatten einen Aufschrei der Angeklagten erwartet, doch sie blieb wie schon während des gesamten Verfahrens auch jetzt gefasst. Sir John schaute sie an. Ein hübsches Ding, dachte er, glaubte aber zu wissen, dass der Teufel stets die Besten auserwählte. An Caleb Higbed gewandt, fragte er mit sardonischem Grinsen: «Ihr hattet da noch ein Gnadengesuch, Mr   Higbed?»
    «Es liegt Euch bereits vor, Euer Ehren», antwortete Caleb Higbed. «Oder soll ich es noch einmal verlesen?»
    «Bewahre, nein!» Sir John klappte das große Buch zu, setzte seine schwarze Kappe auf und starrte auf die in Scharlachrot gekleidete Angeklagte. Seine zusammengekniffenen Lippen verrieten unverhohlenen Abscheu.
    «Dorcas Scammell, Ihr seid zweier Verbrechen, die in ihrer Ruchlosigkeit jeder Beschreibung spotten, für schuldig befunden worden. Ihr habt einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und die von ihm verliehenen Zauberkräfte dazu verwandt, Euren Gatten Samuel Scammell vorsätzlich zu töten.
    Hexerei wird mit dem Tod durch Erhängen geahndet, so hat es das Parlament in seiner Weisheit angeordnet. Eure Mordtat aber verlangt den Tod durch das Feuer.» Er wand sich auf seinem Stuhl hin und her. Strafprozesse im Tower, an diesem zugigen und kalten Ort, waren ihm verhasst.
    «An dieser Stelle erlaube ich mir, das Gericht und all diejenigen, die eines Tages mein Richteramt übernehmen werden, daran zu erinnern, dass in diesem Land einmal die geheiligte Überzeugung vorherrschte, wonach Hexen verbrannt werden sollten. Nicht, um ihnen Schmerzen zuzufügen, sondern um zu verhindern, dass der böse Geist einer Hexe auf andere übergreife. Diese Vorsichtsmaßnahme erscheint mir nach wie vor geboten. Somit folge ich dem besonnenen Urteil der

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