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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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und bezweifelte, dass er sich jemals binden würde. Aber sechs Monate später erhielt ich einen weiteren Brief, und darin schwärmte er immer noch von dieser Frau, die so unschuldig, sanft und doch überaus stark sei. Und nicht zuletzt sehr, sehr schön.» Lopez betrachtete Campion und lächelte. «Das muss sie wohl gewesen sein, denn sie war Eure Mutter.»
    «Wie hieß sie?»
    «Agatha Prescott. Kein schöner Name, wie mir scheint.»
    «Prescott?» Campion dachte nach.
    «Ja. Sie war die jüngere Schwester von Martha Slythe.» Lopez zuckte mit den Achseln. «Es wundert mich noch heute, dass Kit Aretine ein puritanisches Mädchen kennenlernen konnte. Aber so war’s, und die beiden waren sehr verliebt. Doch zur Heirat kam es nicht mehr, denn er wurde in den Tower geworfen, und sie blieb schwanger zurück.»
    Mordecai Lopez schlürfte an seinem Wein. «Sie war allein. Vielleicht hat sie Kits Freunde um Hilfe gebeten, aber er verkehrte damals mit Leuten, die nicht gerade verlässlich waren, und so blieb jede Hilfe aus. Wer mochte sich schon mit einem schwangeren Engel abgeben?» Er zuckte mit den Achseln. «Ich hätte ihr gern geholfen, war aber außer Reichweite. Ihr blieb schließlich nichts anderes übrig, als in Schande zur Familie zurückzukehren.»
    Campion versuchte sich vorzustellen, wie Matthew Slythe reagiert hätte, wenn sie schwanger geworden wäre. Ein entsetzlicher Gedanke. Es tat ihr im Nachhinein weh um das Mädchen, das gezwungen gewesen war, zu den Prescotts zurückzukehren.
    Lopez verschränkte die Hände über den Knien. «Sie haben sie versteckt und sich ihrer geschämt. Womöglich waren sie froh über das, was dann geschah. Agatha starb im Kindbett nur wenige Tage nach Eurer Geburt.»
    Campion standen Tränen in den Augen. Sie weinte im Stillen um das Mädchen, das dieselben Fesseln zu zerschlagen versucht hatte wie sie selbst. Wie sie, ihre zurückgelassene Tochter, hatte Agatha Prescott frei sein wollen, war aber von der Familie daran gehindert worden und an der Engherzigkeit zerbrochen.
    «Und so seid Ihr in die Welt getreten», sagte Lopez lächelnd. «Als kleiner Bankert, die Schande der Familie Prescott. Sie gaben Euch den Namen Dorcas. Bedeutet er nicht ‹voll guter Werke›?»
    «Ja.»
    «Und damit Ihr diesem Namen in ihrem Sinne gerecht werden würdet, haben sie ihre Werke an Euch verrichtet und eine gute Puritanerin aus Euch zu machen versucht.» Lopez schüttelte den Kopf. «Als Kit wieder frei war, hatte er den Prescotts einen Brief geschrieben und angeboten, sich um Euch zu kümmern. Sie aber lehnten sein Ersuchen ab.»
    «Warum?»
    «Weil ihr Problem bereits gelöst war. Agatha hatte eine ältere Schwester, Martha. Keine besonders schöne Frau, wie man mir sagte.»
    Campion lächelte. «Wahrhaftig nicht.»
    «Die Prescotts waren vermögend und konnten es sich leisten, Martha mit einer reichen Mitgift auszustatten. Matthew Slythe stimmte einer Heirat zu und war bereit, Euch an Kindes statt anzunehmen. Matthew und Martha schworen sich, die Schande Agathas auf ewig zu vertuschen. Also musstet Ihr versteckt gehalten werden.»
    Campion dachte an Matthew und Martha Slythe. Kein Wunder, dachte sie, dass sie so schwer mit dem Zorn Gottes beladen worden war. Ihre Pflegeeltern hatten fürchten müssen, dass schon mit dem kleinsten Lächeln und geringsten Zeichen von Freude Agathas schändliches Erbe zum Vorschein treten und der puritanische Schleier zerrissen werden könnte.
    «Später», fuhr Lopez fort, «hat Kit Aretine versucht, sein gewonnenes Vermögen an Euch abzutreten.» Er lachte leise. «Man sollte meinen, dass es nicht schwer sein kann, das eigene Kind zu beschenken. Aber nein! Die Puritaner wollten das Geld nicht haben. Es war, wie sie glaubten, teuflischer Herkunft und dazu angetan, Euch vom wahren Glauben wegzuführen. Dann aber erlitt Matthew Slythe mit seinen Geschäften Schiffbruch.» Lopez schenkte sich Wein ein. «Und plötzlich dachte er über Kits Angebot ganz anders. Es war nun nicht mehr teuflisch, sondern gottgewollt.» Er lachte. «Also beauftragte er einen jungen Notar, die Erbschaft zu regeln.»
    «Sir Grenville Cony?», fragte Campion.
    «Schlicht und einfach Grenville Cony. Aber eine verschlagene kleine Kröte war er schon damals. Und wie alle Männer seiner Zunft hat er eine Vorliebe für Finessen, denn die machen einen Advokaten reich. Kurzum, mit ihm fingen die Verwicklungen an.»
    In tönendem Durcheinander schlugen die Glocken zur Viertelstunde. Am Flussufer

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