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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Gedanken.
    Ebenezer konnte in seiner Erregung kaum an sich halten. Wenn das Lukas-Siegel tatsächlich in Oxford war, hatte er leichtes Spiel. «Und was wollt Ihr dafür?», fragte er betont ruhig.
    Vavasour Devorax starrte auf seine Flasche. Dann schaute er Ebenezer mit herausfordernder Miene an und sagte: «Ich habe zwölf Männer. Die kann ich nicht einfach sitzenlassen, deshalb verlange ich hundert Pfund für jeden. Für mich selbst …» Er schien nachzudenken. «Zweitausend.» Er hob die Hand, um Einspruch abzuwehren. «Das ist nicht wenig, ich weiß, aber ich weiß auch, welchen Wert der Bund hat.»
    Ebenezer verzog keine Miene. Die Forderung schien maßlos, schlug aber im Vergleich mit den Erträgen aus dem Bund tatsächlich kaum zu Buche. «Warum wendet Ihr Euch an mich, Devorax, und nicht an Sir Grenville Cony?»
    Devorax lachte laut auf. «Würdet Ihr einem Advokaten trauen, Mr   Slythe? Himmelherrgott! Dieses Gesindel dreht einem das Wort im Mund herum und lügt, dass sich die Balken biegen. In fünfzig Jahren habe ich ein paar Dinge gelernt, Mr   Slythe. Ich kann schneller als die meisten einen Gegner vom Pferd holen und anderen mit der bloßen Hand den Kehlkopf aus dem Schlund reißen. Und noch etwas habe ich gelernt: Traue nie, niemals einem verfluchten Advokaten. Traut Ihr diesem Cony?»
    Ebenezer zuckte mit den Achseln. «Vielleicht.»
    «Das Geld aus dem Bund geht an Euch, nicht wahr?» Devorax wartete, bis Ebenezer ein Kopfnicken andeutete. Der Soldat musterte den jungen Mann mit scharfem Blick. «Wie viel zahlt er Euch? Fünftausend im Jahr? Sechs? Sieben?» Devorax lächelte. «Siebentausend also.»
    «Und?»
    Die Rumflasche an den Lippen, nahm Devorax einen tiefen Schluck. «Mordecai Lopez hat ausgerechnet, dass der Bund im Jahr fast zwanzigtausend einbringt. Jetzt wisst Ihr, um wie viel Euch der Fettwanst betrügt. Und dem sollten wir trauen? Was würde er wohl tun, wenn er alle drei Siegel hätte? Glaubt Ihr, er gäbe uns unseren gerechten Anteil?» Devorax schüttelte den Kopf. «Nein, Mr   Slythe, wir hätten anderes zu erwarten, nämlich ein paar Meuchler des Nachts und zwei flache Gräber. Ich will mit Sir Grenville Cony nichts zu tun haben.»
    Ebenezer streckte sein lahmes Bein aus. «Und warum sollte ich Euch vertrauen?»
    «Jessas! Sehe ich so aus, als bräuchte ich zwanzigtausend im Jahr? Damit mir zeit meines Lebens Heerscharen von Schmarotzern nachstellen? Nein. Ihr gebt mir gerade mal so viel, dass ich mir ein schönes Hurenhaus kaufen kann, Mr   Slythe, und ich versichere Euch meiner unverbrüchlichen Treue. Dazu natürlich die kostenlose Vorzugsbehandlung durch meine Dirnen.»
    «Ich dachte, Ihr wolltet einen Hof», entgegnete Ebenezer.
    «Eine Stutenfarm.» Devorax lachte.
    Ebenezer fühlte sich geschmeichelt, dass dieser Mann mit ihm scherzte, blieb aber auf der Hut. «Was macht Euch so sicher, dass ich zuverlässig bin?»
    Devorax grinste. Er verkorkte die Rumflasche, steckte sie in seine Satteltasche zurück und setzte den Helm wieder auf. «Schaut mir zu, Mr   Slythe.»
    Nur mit dem Druck seines Knies drehte er das Pferd und trabte los. Dann zog er sein langes Schwert blank und stieß einen Befehl aus, der sein Pferd in Galopp versetzte. Lehm spritzte von den Hufen auf.
    Die Krähen flatterten verschreckt auf. Devorax richtete sich im Sattel auf, preschte auf einen der Gehängten zu und holte mit dem Schwert aus. Mit einem einzigen Hieb trennte er der Leiche zuerst den einen Arm ab und dann im Aufschwung derselben Kreisbewegung den anderen, bevor der erste Arm zu Boden gefallen war.
    «Hepp! Hepp!», brüllte Devorax.
    Ebenezer hatte schon von den großartigen Leistungen gut ausgebildeter Kavalleriepferde gehört, aber noch nie eines in Aktion gesehen. Der Hengst richtete sich auf, machte auf der Hinterhand kehrt und schlug mit den Vorderläufen aus wie gegen einen unsichtbaren Feind. Devorax brachte ihn in Schwung, ritt im engen Bogen auf den Gehängten zu und ließ abermals das Schwert durch die Luft sausen. Die Klinge fuhr quer durch den faulenden Leib, durch Rückgrat und Gedärm, kreiste um den Kopf des Soldaten und durchtrennte den Hals des Toten dicht unter der Schlinge. In drei Teile zerhackt, fiel die Leiche zu Boden.
    Ebenezer staunte nicht schlecht über Reitkunst und Schlagkraft des bärtigen Mannes, der nun wieder den Helm vom Kopf nahm und diesen am Sattel befestigte. Er grinste und rief mit einer Stimme, die so kalt war wie der schneidende Wind: «Stellt

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