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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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verlassen und leer geräumt vorgefunden hatten. Sir Grenville, der schon mit einer Falle gerechnet hatte, war zufrieden. «Ein Schlag, Ebenezer! Ein Schlag gegen den Juden!» Er lachte. «Es sei denn, er hat nur einen Köder ausgelegt, um uns näher an den Haken zu bringen.» Er stand auf und zwängte seinen dicken Bauch an der Schreibtischkante vorbei. «Du sagst, Devorax will das Weib nach Amsterdam bringen. Warum? Sie hat doch allenfalls den Nutzen zweier Siegel.»
    Ebenezer spielte seine Rolle gut. «Devorax behauptet, dass Aretine am Leben ist und sie in Amsterdam das Siegel des Apostels Johannes bekommt.»
    Sir Grenville, soeben noch heiter und vergnügt, wurde kreidebleich. «Am Leben?»
    Ebenezer zuckte mit den Achseln. «Das sagt er jedenfalls. Vielleicht meint er auch nur, dass Lopez das vierte Siegel hat. Ich weiß es nicht.» Er zeigte auf die beiden roten Wachsabdrücke auf Sir Grenvilles Schreibtisch. «Möglich, dass das Mädchen über zwei Abdrücke verfügt. Es wäre zu dumm, wenn Aretine wirklich noch am Leben ist.»
    «Zu dumm! Ha! Du hast ja keine Ahnung, was diesen Hundesohn betrifft. Gütiger Himmel! Devorax will das Mädchen also von Bradwell aus außer Landes bringen. Habe ich richtig verstanden?»
    Ebenezer nickte.
    «Wann?»
    «Das will er mir später mitteilen.» Ebenezer hatte improvisiert und sah nun mit Genugtuung, dass Cony in helle Aufregung geraten war.
    «Morse! Morse!», brüllte Sir Grenville nach seinem Sekretär.
    Die Tür öffnete sich. «Sir?»
    «Ruf Barnegat zu mir, sofort! Sag ihm, ich zahle ihm das Doppelte, aber er soll unverzüglich kommen.»
    «Ja, Sir.»
    «Augenblick noch!» Sir Grenville richtete sich an Ebenezer. «Wann wird es so weit sein?»
    «In spätestens einer Woche.»
    «Morse, lass dir von Ebenezer erklären, wo dieses Bradwell liegt, und dann schick ein Dutzend Männer dorthin. Sie sollen das Kaff durchsuchen und weitere Befehle abwarten. Und noch etwas, Morse.»
    «Sir?»
    Cony raufte sich die weißen Locken. «Sorg dafür, dass meine Reisekutsche fahrbereit ist. Ich brauche sie noch in dieser Woche.»
    Morse sah ihn fragend an. «Aber Ihr wolltet doch die französische Gesandtschaft …»
    «Raus mit dir!», brüllte Cony. «Und tu, was ich dir gesagt habe.»
    Sir Grenville starrte an Ebenezer vorbei auf das große Ölgemälde über der Feuerstelle. Aretine, der schönste Mann, den Cony je zu Gesicht bekommen hatte. Lebte er? War er zurückgekommen, um ihn zu demütigen? Cony trat vor den Kamin und klappte die Seitenflügel über der nackten Gestalt zu. «Bete zu Gott, dass du irrst, Ebenezer.»

    Am nächsten Tag, einem Mittwoch, kehrte Vavasour Devorax in die Stadt zurück. Campion hätte ihn nicht wiedererkannt. Er hatte gebadet, Bart und Haare gestutzt und die grauen Strähnen mit Lampenschwarz gefärbt. Bei Kerzenschein wirkte er um zehn Jahre verjüngt. Statt der abgenutzten, speckigen Soldatenkluft trug er ein schlichtes schwarzes Gewand und auf dem Kopf einen Puritanerhut mit breiter Krempe. Er hielt eine abgegriffene Bibel in der Hand, und seine einzige Waffe war ein langer, schlanker Dolch.
    Sein Ziel war die nahe dem Tower Hill gelegene Seething Lane, wo er an die Tür eines abgedunkelten Hauses klopfte. Zu dieser späten Stunde schliefen wohl die meisten Anwohner schon. Er musste ein zweites Mal klopfen, ehe die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde.
    «Wer ist da?»
    «Mein Name ist Gelobt-sei-Gott Barlow. Ich bin Pfarrer im heiligen Dienst des Unterhauses.»
    Goodwife Baggerlie krauste die Stirn. «Es ist spät, Sir.»
    «Kann es für Gottes Werk je zu spät sein?»
    Widerwillig machte sie die Tür weiter auf. «Seid Ihr gekommen, um mit Pfarrer Hervey zu sprechen?»
    «So ist es.» Devorax trat ein und zwang die Haushälterin beiseitezutreten. «Ist Pfarrer Hervey schon zu Bett gegangen?»
    «Er ist beschäftigt, Sir.» Die Haushälterin war sichtlich beeindruckt von der Größe des Unterhauspredigers. Sie hatte sich einen Mantel über das Nachthemd geworfen und die Haare mit einem Musselintuch umwickelt.
    Devorax schenkte ihr ein grausiges Lächeln. «Er betet wohl, Schwester, nicht wahr?»
    «Er hat Besuch.» Baggerlie war nervös und scheute davor zurück, sich diesem großgewachsenen Kirchenmann zu widersetzen. «Es wäre besser, Ihr kämt morgen wieder, Sir.»
    Devorax kniff die Brauen zusammen. «Ich lasse mich von einer Frau nicht zurückweisen. Wo ist er?»
    In ihren kleinen Augen blitzte Trotz auf. «Er hat ausdrücklich gesagt,

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