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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Für dich ist gut gesorgt.»
    «Danke, Vater.» Es schien, dass er wieder gehen wollte, doch bevor er das Tuch von den Händen wickeln konnte, stellte sie ihm die Frage, die ihr seit dem Spaziergang mit Scammell auf dem Herzen lag. «Vater?»
    «Tochter?»
    «Was hat es mit dem Bund auf sich, Vater?»
    Er verzog keine Miene, schien aber auf diese Frage nicht gefasst zu sein und ließ sie lange auf die Antwort warten.
    Campion sollte diesen Moment für immer in Erinnerung behalten, denn es war das erste und einzige Mal, dass sie ihren Vater bei einer Lüge ertappte. Matthew Slythe war ein ehrlicher Mann, der es sehr ernst nahm mit dem Gebot der Wahrhaftigkeit. Doch in diesem Moment, dessen war sie sich sicher, sagte er die Unwahrheit. «Es ist deine Mitgift, nichts weiter. Für deinen Ehemann bestimmt und darum eine Angelegenheit, die nur ihn und mich etwas angeht.»
    Das Musselintuch war an einer Stelle aufgerissen.
    In dieser Nacht betete Matthew Slythe um Vergebung der Sünde, gelogen zu haben. Der Gedanke an den Bund brachte ihn um den Schlaf. Ihm verdankte er unermesslichen Reichtum, doch hatte er sich damit auch Dorcas eingehandelt. Er hatte ihren Willen zu brechen und aus ihr eine ergebene Dienerin seines unnachsichtigen Gottes zu machen versucht, fürchtete aber nach wie vor, dass sie dem Geheimnis des Bundes auf die Spur kommen könnte. Sie würde reich und unabhängig sein und womöglich das leichte Glück finden, das Slythe in ihr angelegt sah und für eine Versuchung des Teufels hielt. Das Geld aus dem Bund war nicht für dieses Glück bestimmt, sondern sollte nach seinem Willen darauf verwendet werden, der sündhaften Welt Gottesfurcht beizubringen. Er betete, dass Dorcas nie und unter keinen Umständen die Wahrheit erführe.
    Auch seine Tochter betete. Sie konnte sich zwar nicht erklären, warum, war aber sicher, dass ihr Vater sie belogen hatte. Und so betete sie in dieser und in der folgenden Nacht, dass ihr der Schrecken einer Ehe mit Samuel Scammell erspart bliebe und stattdessen die von Gott versprochene Liebe zuteil werden würde.
    Am Tag vor ihrer Hochzeit schien Gott ihr Flehen erhört zu haben.
    Es war ein sonniger, hochsommerlicher Tag, als am frühen Nachmittag ihr Vater verstarb.

4
    S chlagfluss», sagte Dr.   Fenderlyn.
    «Sir?»
    «Er ist dem Schlagfluss erlegen, Dorcas.» Fenderlyn stand neben seinem Pferd vor dem Eingang von Werlatton Hall. «Zu viel Blut, mein Fräulein. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn zur Ader gelassen. Von sich aus wäre er ja nicht gekommen. Lieber hat er sich auf seine Gebete verlassen», sagte er verärgert und bestieg den Aufsitzblock. «Harn, Kind, Harn! Wer seinem Arzt regelmäßig Harnproben zukommen lässt, hat gute Aussichten …» Er zuckte mit den Schultern und gab beim Einatmen einen ominösen Zischlaut von sich. «Ihr seht nicht gut aus, mein Fräulein. Zu viel gelbe Galle. Ich könnte Euch ein Emetikum geben. Das hilft besser als Gebete.»
    «Nein Danke, Sir.» Campion kannte Fenderlyns Brechmittel aus leidvoller Erfahrung und erinnerte sich, an dem Würgen, das dieser dunkelbraune, schleimige Saft verursachte, fast erstickt zu sein.
    Fenderlyn nahm die Zügel in die Hand und schwang sich in den Sattel. «Habt Ihr’s schon gehört, Dorcas?»
    «Was?»
    «Der König hat Bristol eingenommen. Es scheint, dass die Royalisten nun doch den Sieg davontragen.» Er grunzte zustimmend. «Nun, ich schätze, Ihr habt jetzt anderes im Sinn. Für morgen war schließlich Eure Hochzeit angesetzt, nicht wahr?»
    «Ja, Sir.»
    «Damit würde ich aber an Eurer Stelle warten», erwiderte Fenderlyn mit düsterem Blick, aber seine Worte waren für sie wie die Botschaft eines Engels. Der Arzt rückte seinen Hut zurecht. «Es wäre keine Hochzeit, sondern eine Trauerfeier. Prächtiges Wetter, Dorcas! Er sollte möglichst bald bestattet werden. Vermutlich will er neben Eurer Mutter begraben sein.»
    «Ja, Sir.»
    «Ich werde veranlassen, dass Hervey das Grab öffnet. Hei ho! Wieder einer, der verschieden ist.» Er blickte auf die Efeuranken am Haus, zwischen denen die Hausschwalben nisteten. «Es wird uns irgendwann alle ereilen, mein Fräulein. Schlagfluss, Steine, Strangurie, die Gicht, Epilepsie, Aussatz, Blattern, Pest, Fisteln, Geschwüre, Wassersucht, Darmverwindungen, Leistenbruch, Kropf, Fieber, Pocken, Bandwürmer, Schweißausbrüche, Magengrimmen …» Er schüttelte den Kopf, schien aber an seiner Aufzählung Gefallen zu finden. «Nur die Jungen

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