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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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anderer Front, der diese Schlappe aufgewogen hätte, stand nicht in Aussicht. Es gab zwar etliche kleinere Scharmützel, die von den Nachrichtenblättern jeweils zu einem vorzeitigen Armageddon aufgebauscht wurden, doch der vom Parlament herbeigesehnte Sieg wollte sich nicht einstellen. London hatte aber noch andere Gründe für düstere Betrachtungen. Um Geld für die Fortsetzung des Krieges aufzubringen, hatte das Parlament neue Steuern erhoben, Steuern auf Wein, Leder, Zucker, Bier und sogar Leinen. Die von König Charles auferlegten Bürden waren im Vergleich dazu viel leichter zu ertragen. Mrs   Swan schüttelte den Kopf. «Und die Kohle wird immer knapper, Liebes. Es ist zum Haareraufen.»
    Die zum Beheizen der Häuser gebrauchte Kohle wurde auf Schiffen von Newcastle herbeigeschafft, doch da der König Newcastle unter seiner Kontrolle hatte, stand den Bürgern von London ein bitterer Winter bevor.
    «Könnt Ihr nicht fortziehen?», fragte Campion.
    «Liebe Güte, nein. Ich bin eine Londonerin. Fortziehen? Daran ist gar nicht zu denken.» Mrs   Swan musterte ihre Stickerei. «Sehr schön, das darf ich wohl sagen, auch wenn sich Eigenlob nicht schickt. Nein, mein Liebes. Ich schätze, dass König Charles schon in diesem Winter wieder auf seinem Thron sitzt, und dann wird alles gut.» Sie rückte näher ans Licht, das durchs Fenster fiel. «Lies mir etwas vor, Liebes, etwas Aufheiterndes.»
    In den Nachrichtenblättern aber stand kaum etwas, das eine solche Wirkung hervorgerufen hätte. Campion las aus einer Schmähschrift vor, in der diejenigen Mitglieder des Londoner Unterhauses namentlich genannt wurden, die immer noch nicht den seit Juni geforderten Treueeid geleistet hatten. Der war bislang nur von einer Hand voll Männern unterzeichnet worden, und der anonyme Verfasser behauptete: «Obzwar als Grund für deren Versäumnis Krankheit angeführt wird, ist zu vermuten, dass es ihnen weniger an Leibeskraft denn an Mut gebricht.»
    «Gibt es nichts Interessanteres, Liebes?», fragte Mrs   Swan und biss einen Faden mit den Zähnen ab. Campion blieb eine Antwort schuldig. Sie blickte stirnrunzelnd in die Zeitung und schaute so verwundert drein, dass ihre Gastgeberin neugierig wurde. «Was ist, Liebes?»
    «Ach, nichts.»
    Mit dieser Antwort aber mochte sich Mrs   Swan nicht zufriedengeben. Sie brachte es fertig, aus einem vermeintlichen Nichts genügend Material herauszuseihen, um damit drei vergnügliche Vormittage lang nach Herzenslust zu schwadronieren. Also bestand sie darauf, den Grund für Campions Beunruhigung zu erfahren. Sie war überrascht zu hören, dass Campions Interesse lediglich der Erwähnung von Sir George Lazender galt, der als einer derjenigen angeführt wurde, die den Eid noch nicht geleistet hatten. Die Frage, die sie nun stellte, lag auf der Hand: «Kennst du etwa diesen Sir George, Liebes?»
    «Sein Sohn ist mir mal begegnet.»
    Der Stickrahmen sank in Mrs   Swans Schoß. «Sieh mal einer an.»
    Campion musste ein scharfes Verhör über sich ergehen lassen und gestand die einmalige Begegnung, verschwieg jedoch deren Begleitumstände und gab schließlich zu, dass sie Toby gern wiedersehen würde.
    «Warum auch nicht? Das solltest du. Lazender, Lazender. Wahrscheinlich vermögend, nicht wahr?»
    «Ich glaube, ja.»
    Mrs   Swan witterte neue Kundschaft und überredete Campion, sofort nach nebenan zu Jacques Moreau zu gehen, um ihn um Papier, Tinte und Schreibfeder zu bitten. Es wurde schon dunkel, war aber noch so hell, dass keine Kerzen angezündet werden mussten, als sich Campion an den Tisch setzte und eine Nachricht zu Papier brachte. Sie schrieb, dass sie in London sei und bei Mrs   Swan wohne (ihre Gastgeberin bestand darauf, als eine «Gentlewoman» bezeichnet zu werden, und ließ sich von Campion jeden einzelnen Buchstaben zeigen und erklären), in dem Haus mit der blauen Tür am Bull Inn Court, wo Toby als Besucher jederzeit willkommen sei. Campion war unschlüssig, mit welchem Namen sie unterschreiben sollte. Womöglich, so dachte sie, würde er sich selbst nicht mehr daran erinnern, wie er sie damals am Bach genannt hatte. Weil sie aber ihren tatsächlichen Namen nicht leiden mochte, unterzeichnete sie am Ende mit «Campion». Am nächsten Morgen machte sie sich, von Mrs   Swan begleitet, auf den Weg nach Westminster, wo Mrs   Swan sie durch das Gedränge der Buchhändler vor der Westminster Hall und an den Schreibstuben der Advokaten vorbei zum Parlamentsgebäude führte, um

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