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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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ganz andere Geschichte. Er war eine unvergleichlich stattliche Person. Armer Mann.»
    «Armer Mann?»
    «Wahrscheinlich ist er tot. Es sind immer die besten, die allzu früh dahingerafft werden, mein Kind.»
    Lady Margaret war seit Wochen schlecht gestimmt. Sie hatte ihre Miniaturenmalerei aufgegeben und sich der Kunst der Kriegsführung zugewandt, überzeugt davon, dass Lazen Castle zur Strafe für Sir Georges Loyalitätswandel – auch wenn dieser bislang kaum merklich war – von den Horden der Parlamentarier gestürmt werden würde. Notwendige Arbeiten auf den Feldern blieben unverrichtet, weil sie die Knechte beauftragt hatte, neue Verteidigungsgräben rund um das Anwesen auszuheben. Dahinter ließ sie Erdwälle errichten, die sie dann mit entsprechenden Zeichnungen aus ihrem Buch über militärische Wehranlagen verglich. Dabei stellte sie fest, dass ihr Bollwerk wie eine Mistmiete aussah, und darüber ärgerte sie sich.
    Mehr Erfolg hatte sie auf der Ostseite der Burg, wo zwischen Stallhof und Wassergraben eine neue Steinmauer entstand. Als diese fertiggestellt war, erklärte sie Lazen Castle zur Festung, die dem Angriff der Feinde trotzen werde. Sir George, der aus seiner Bibliothek gerufen worden war, um den Wall zu inspizieren, betete im Stillen, dass der Feind die Arbeit seiner Frau niemals auf die Probe stellen möge.
    Der Krieg schien von Lazen weit entfernt. Der König hatte den Sommer überlebt. Allerdings war es ihm nicht gelungen, London einzunehmen, und auch der Herbst brachte den Royalisten schlechte Nachrichten. Die Presbyterianer aus Schottland hatten sich den Parlamentariern angeschlossen, sodass König Charles nun nicht mehr nur von den Truppen der Rebellen im Süden, sondern auch von den Schotten im Norden bedrängt wurde. Sir George fürchtete eine Ausweitung der Kämpfe und sah auch Lazen bedroht.
    Das Schloss lag inmitten eines weitläufigen Gebietes, in dem unterschiedliche Allianzen gepflegt wurden. Ein Dorf stand wie seine Herrschaft auf Seiten des Parlaments, während das nächste wie seine Herrschaft dem König treu ergeben war. Die meisten Bewohner aber mochten sich weder der einen noch der anderen Seite anschließen und wollten lediglich in Ruhe ihr Land bestellen. Doch der Krieg zwang sich ihnen auf.
    Drei große Häuser hatten sich für das Parlament gerüstet, eine Burg und ein weiteres Haus für den König, und die Kämpfer aller fünf Festungen zogen marodierend umher. Sir Georges Land war bislang verschont geblieben, denn die Parlamentarier wähnten ihn auf ihrer Seite, während die Royalisten darauf hofften, dass er sich offen zu ihnen bekannte.
    Irgendwann würde Sir George seine Zurückhaltung aufgeben müssen. Sein Schwiegersohn, der Earl of Fleet, kam im November mit seiner Frau zu Besuch und erkundigte sich unverblümt nach Sir Georges politischer Haltung. Sir George gab vor, neutral zu sein, doch Lady Margaret, die am Kopf des großen Esstischs saß, erklärte frank und frei, dass Lazen Castle hinter dem König stehe.
    Ihre Tochter Anne war entsetzt. «Das kann doch nicht Euer Ernst sein, Mutter.»
    «Ach nein? Wär’s dir lieber, ich rebellierte gegen meinen König? Das können von mir aus die Fleets tun, die Lazenders werden sich hüten.»
    Der Earl of Fleet zog die Brauen zusammen. «Bedauerlich, sehr bedauerlich.»
    «Ja, bedauerlich, Fleet. Ich sähe es wahrhaftig nicht gern, wenn dem Gatten meiner Tochter der Kopf abgeschnitten würde, werde mich aber wohl darauf einstellen müssen. Der Tower Hill ist gewiss kein schöner Ort zum Sterben.»
    Sir George beeilte sich zu sagen, dass es fraglich sei, ob auf dem Tower Hill überhaupt noch einmal eine Hinrichtung stattfinden werde, die Zeiten hätten sich geändert, und wahrscheinlich würden die gemäßigten Kräfte in der Regierung eine friedliche Lösung herbeiführen.
    Lady Margaret aber wollte davon nichts wissen. «Aufrührer sind und bleiben Aufrührer und verdienen den Tod.»
    Anne, die Gräfin von Fleet, starrte ihre Mutter an. «Bin ich etwa eine Aufrührerin?»
    «Ich kann nur hoffen, dass die Axt geschärft sein wird. Reich mir die Butter, Campion. George, dein Ärmel hängt in der Soße.»
    Das strittige Thema wurde nicht weiterverfolgt. Am nächsten Tag reisten die Fleets wieder ab, nicht ohne das wie eine Drohung klingende Versprechen, Weihnachten zurückzukehren. Der Krieg hatte auch auf die Familie übergegriffen.
    Aber ob Krieg oder nicht, Campion verlebte eine glückliche Zeit. Zum ersten Mal in ihrem

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