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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Ansehen.»
    Sir Grenville lachte kurz auf. «Wenn’s sonst nichts ist. Das soll er haben. Ich werde veranlassen, dass er am Sonntag im Gebetshaus von St. Paul’s predigen kann. An jedem Sonntag, wenn er will.»
    «Nein», widersprach Ebenezer ohne Scheu. Seit er in Sir Grenvilles Haus wohnte, zeigte er sich außerordentlich selbstbewusst. «Er hat seine eigene Vorstellung von Ruhm», sagte er und führte mit knappen, präzisen Worten aus, worum es Hervey ging.
    Sir Grenville dachte darüber nach und starrte auf die dunkle Fensterscheibe, in der sich nun das Licht der Kerzen spiegelte. Er schmunzelte. «Du schlägst also vor, dass das Gericht kurzen Prozess mit ihr macht.»
    «Ja. Und uns wird niemand Schuld daran geben können.»
    «Du könntest sie sogar verteidigen, Ebenezer.»
    «Das werde ich.»
    «Während Treu-bis-in-den-Tod – wie treffend dieser Name! – dafür sorgt, dass ihr der Strick gedreht wird.»
    «Mindestens.»
    «Das passt doch alles wunderbar zusammen.» Sir Grenville rieb sich die plumpen Hände. «Du musst nach Lazen reisen, Ebenezer. Ich werde dafür sorgen, dass dich das Komitee für Sicherheit aus seinem Dienst entlässt.» Ebenezer quittierte den Befehl mit ernstem Kopfnicken. Sir Grenville hatte zwar schon einiges getrunken, war aber noch klar im Kopf. «Und nimm den Priester mit. Ich werde es so einrichten, dass Scammell zugegen ist. Lass mich wissen, wann die Sache losgehen soll. Dann werde ich mich sofort auf den Weg machen.»
    «Ihr wollt dabei sein?»
    «Hast du’s denn schon vergessen? Da ist doch ein Siegel einzusammeln.»
    Ebenezer schwieg und rührte sich nicht.
    Sir Grenville kicherte. «Und ein großes Landgut. Ich will es schnell in Besitz nehmen.»
    «Wann?»
    «Sobald als möglich.» Sir Grenville zuckte mit den Achseln. «Es könnte Frühling darüber werden, aber wir werden die Augen offen halten.» Er grinste übers ganze Gesicht. «Ich mache dich zu meinem Erben, Ebenezer.»
    Ebenezer verneigte sich und lächelte. «Ich hoffe, Euer Astrologe wird in dieser anderen Sache nicht recht behalten.»
    Sir Grenville wünschte, er hätte diese Worte nicht gehört. Trotz der Hitze, die das Feuer ausstrahlte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Barnegat hatte sich in die Daten des Advokaten vertieft und vorhergesagt, dass ein Feind übers Meer herbeigesegelt käme. Sir Grenville dachte an Kit Aretine, doch der war tot. Sir Grenville fing an zu zittern. Käme Kit Aretine auch nur ein Bruchteil dessen zu Ohren, was an diesem Weihnachtsabend in diesem Raum gesagt worden war, hätte Cony Todesqualen zu fürchten, gegen die sich das, was Ebenezer Slythe seinen Opfern antat, geradezu gnädig ausnehmen würde.
    «Leg noch ein paar Scheite aufs Feuer, Ebenezer. Aretine ist tot. Er liegt in seinem amerikanischen Grab, und ich hoffe, die amerikanischen Würmer werden sich über seinem Leichnam erbrechen. Nein. Barnegat meinte Lopez, und wenn dieser Jude es wagen sollte, sich in England blicken zu lassen, werden wir ihn hinter Gitter bringen.»
    Ebenezer hinkte zur Feuerstelle, legte mehrere Scheite auf und sah zu, wie die Flammen aufloderten. Seltsam elegant in seinem mit Pelz besetzten violetten Gewand, lehnte er sich an den Kaminsims. Seine Augen waren zwei helle weiße Lichtpunkte. «Wünscht Ihr Euch ein wenig Zerstreuung heute Abend?»
    Sir Grenville fuhr mit dem Kopf herum. «Setz dich, mein lieber Junge. Mir tut der Nacken weh.» Sein Blick folgte Ebenezer, der zu seinem Sessel zurückhinkte. «Was hättest du anzubieten?»
    «Ein Mädchen. Es bittet um Gnade für seinen Vater.»
    «Wer soll das sein?»
    «Ein Kerzenzieher. Wir glauben, dass er als Kurier für den König gedient hat. Er bestreitet es.»
    «Wirst du ihn freilassen?»
    «Das hängt von seiner Tochter ab.»
    «Wie ist sie?»
    «Recht hübsch. Siebzehn Jahre alt und noch Jungfrau.»
    Sir Grenville lachte. «Weiß sie, wessen Haus dies ist?» Ebenezer bedachte seinen Herrn mit mitleidiger Miene. «Wo denkt Ihr hin?»
    «Verzeih mir, Ebenezer.» Er kicherte. «Ich bin gespannt, mein Junge», sagte er und hievte sich aus seinem Sessel. Es gefiel ihm zuzusehen, wie Ebenezer Rache nahm an einer Welt, die ihn nur als verbitterten Krüppel wahrgenommen und seine Begabungen außer Acht gelassen hatte. Durch eine verborgene Luke konnte Sir Grenville von einer dunklen Kammer aus Einblick in Ebenezers Schlafzimmer nehmen. Auch ohne das von der Regierung bereitgestellte Folterwerkzeug verstand sich der Junge

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