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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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lieb.«
    Grace hub an zu protestieren, doch Connies Finger hatte bereits auf die Gabel gedrückt. Aus der Leitung kam nur noch das Freizeichen.

ACHTZEHN
    Marblehead, Massachusetts
Anfang August 1991
     
    H inter den Augenlidern von Connie lag ein glühend roter Schein, und sie hörte leises Zwitschern im Efeu über dem Schlafzimmerfenster. Sie blinzelte und spürte einen schmalen Sonnenstrahl, der ihr übers Gesicht fiel und seinen warmen Hauch über ihre Nase und die Wangen breitete. Jetzt merkte man, dass der Sommer sich seinem Ende näherte; genau dieser Sonnenstrahl war vor wenigen Wochen noch auf ihre Taille gefallen, wenn sie in Grannas Himmelbett aufwachte, war jedoch stets nach oben gewandert und hatte gegen Ende Juli die Schwelle ihres Kinns überschritten. Connie lächelte und streckte unter den Kissen die Arme aus, bis sie mit der Rückseite ihrer Handgelenke gegen das Kopfende des Bettes stieß.
    Neben ihr ächzte jemand leise im Schlaf, und sie rollte sich auf die Seite und öffnete ein Auge, um durch den Wirrwarr ihres Haares zu schielen. Halb untergetaucht in einem bauschigen weißen Kissen sah man eine sonnengebräunte, stoppelige Wange und ein geschlossenes Auge. Im Augenwinkel, direkt unter der Braue, glitzerte ein winziger, getrockneter Tropfen Goldfarbe. Er bewegte sich leicht, und der Goldklecks schimmerte in der Morgensonne. Dann öffnete sich sein Mund und gab ein rasselndes Schnarchen von sich. Auf Connies Gesicht machte sich ein Grinsen breit, und
sie drückte den Mund ins Kissen, um ihr vergnügtes Lachen zu dämpfen.
    »Du bringst das Bett zum Wackeln«, kam eine Stimme aus dem Kissen. Sams Augen waren immer noch geschlossen.
    Connie schluckte ihr Kichern lange genug herunter, um ein »Wie bitte?« herauszubringen.
    »Du lachst. Davon wackelt das Bett«, sagte er, und die Hälfte des Mundes, die sie sehen konnte, verzog sich zu einem Grinsen.
    »Du hast geschnarcht«, erklärte sie.
    »Unmöglich«, sagte Sam, die Augen nach wie vor geschlossen. »Ich schnarche nie.«
    »Klar schnarchst du«, sagte sie grinsend.
    »Arlo?«, fragte Sam. »Sag du mal was.« Der Hund, der halb verdeckt auf der Bettdecke zwischen Connies und Sams Füßen lag, rollte sich statt einer Antwort auf den Rücken, die Pfoten gleichgültig nach oben gereckt.
    »Er sagt Ja«, meinte Connie und rückte näher an Sam heran.
    »Das hab ich aber ganz anders verstanden. Für mich hat er gesagt: ›Wer bringt hier eigentlich das Bett zum Wackeln, während andere Leute versuchen zu schlafen?‹«, erwiderte Sam. Sein Lächeln wurde breiter, ein grünes Auge war jetzt offen und schaute sie an.
    »Ach ja? Vielleicht hat er ja gesagt: ›Zeit zum Aufstehen für alle, die noch eine Kuppel zu bemalen haben.‹« Eine Hand zu ihm hinüber.
    »Das kann gar nicht sein«, begann Sam, beendete seinen Satz aber mit einem protestierenden Kreischen, als Connies kitzelnde Finger seine Achselhöhle erreichten. Es folgte ein kleines Handgemenge. Arlo sprang träge vom Bett und tapste in das zweite Schlafzimmer auf dem Dachboden hinüber, wo er sich mit einem genüsslichen Seufzen auf dem
anderen, älteren Himmelbett niederließ und weiterdöste. Seine Pfoten zuckten, als die Sonne langsam ihre Strahlen durch das Fenster des zweiten Schlafzimmers schickte. Als das Licht das Kopfende des Bettes erreichte, verschwand der Hund, wobei er auf der Bettdecke ordentlich Staub aufwirbelte, und tauchte wenige Minuten später am Eingang der Küche auf, wo Connie im Bademantel stand, in der Hand eine Henkeltasse mit Kaffee und immer noch lachend.
    »Na, und wie willst du den heutigen Tag verbringen?«, fragte Sam gerade, durch einen Mund voll Zahnpasta hindurch.
    »Wenn ich eine brave Doktorandin wäre, würde ich nach Cambridge fahren und in den Magazinen der Widener Library nach Deliverances Buch fahnden«, sagte Connie. »Wäre ich hingegen eine gute Tochter, dann würde ich hierbleiben und wirklich versuchen, dieses Haus ein bisschen mehr auf Vordermann zu bringen.«
    »Und was von beiden bist du jetzt? Offensichtlich ist es ja nicht möglich, beides zu sein«, sagte Sam und spülte seine Zahnbürste unter dem laufenden Wasserhahn des Abwaschbeckens in der Küche ab.
    »Glücklicherweise ist es auch einem gewissen Faulsein zuträglich, wenn man eine gute Tochter ist«, bemerkte Connie. »Jedenfalls könnte ich eine kleine Pause von toten Hexen und Schattenbüchern gut gebrauchen. Ich denke«, sagte sie und hielt wie zum Beweis ihre Kaffeetasse in

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