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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Krankenhauskorridore zogen. Wie ferngesteuert bog sie um Ecken, betrat einen Fahrstuhl, wo eine ihrer Hände einen Knopf wählte.
Schließlich verließ sie den Fahrstuhl wieder und ging einen weiteren Flur entlang, auf dem mehrere in sich zusammengesunkene alte Frauen in losen Krankenhaushemden auf Rollstühlen saßen, die man an der Wand geparkt hatte. Keine von ihnen blickte auf, als sie vorbeieilte. Über den Lautsprecher kam eine Durchsage, und eine junge Ärztin mit erschöpftem Gesicht und tiefen Ringen unter den Augen rannte an ihr vorbei, das Stethoskop über die Schulter geworfen. Connie blinzelte, schaute sich um und bog, immer noch willenlos wie ein Roboter, um die Ecke.
    Drei Türen entfernt blieben ihre Füße vor einer Reihe zerkratzter Stühle aus Fiberglas stehen, wo eine freundlich aussehende Frau in einer ausgebeulten Strickjacke und bequemen Schuhen saß, eine große Handtasche auf dem Schoß. Die Frau blickte zu Boden, als schaute sie jenseits der Linoleumplatten auf dem Boden in eine Welt, die nur ihr zugänglich war. Connie wartete, hielt sich einen Moment lang außerhalb ihres Gesichtsfeldes auf, bevor die Frau zu Connie aufblickte und lächelte. Es war ein besorgtes und womöglich auch trauriges Lächeln.
    »Linda?«
    »Sie müssen Connie sein«, sagte die Frau und streckte ihr die Hand hin. Connie nahm sie, und sie lag in ihrer Hand wie ein schlaffer Fisch. »Sie sind so hübsch, wie Sam gesagt hat«, meinte die Frau und lächelte sie matt an.
    Connie ließ sich auf dem Fiberglasstuhl neben Sams Mutter nieder. »Mein Mann ist gerade in der Telefonzelle«, sagte Linda und blickte den Flur entlang. »Ich weiß, er wird sich freuen, dass Sie hier sind.«
    Connie war sich nicht sicher, ob sich Linda auf Sam bezog oder auf ihren Mann, aber sie beschloss, nicht danach zu fragen. Die Leuchtstoffröhren an der Decke warfen ein grelles Licht auf Lindas Kopf und legten einen mattgrauen
Schimmer auf ihr Haar. Wieder und wieder verkrampften sich Connies Hände um ihre Schultertasche; sie spürte, dass Linda die Sorte Frau war, die sie mögen würde und mit der sie sich vorstellen konnte, am Küchentisch bei einer Tasse Tee zusammenzusitzen. Während Connie sie anschaute und das feine Netz aus Lachfältchen sah, das sie rund um die Augenwinkel hatte und genau wie das von Sam aussah, fuhr Linda fort: »Nun, die gute Nachricht ist, dass er sich nur am Bein verletzt hat. Von da oben hätte er ebenso gut auf den Kopf fallen können.« Sie legte die Hände um ihre Ellbogen. »Er hätte sterben können.«
    »Was genau ist denn passiert?«, fragte Connie schließlich. Während sie das sagte, kam ein kleiner, ernst dreinblickender Mann in einer Weste aus Sweatshirtstoff vom anderen Ende des Flurs auf sie zu, die Hände in die Taschen einer Kordhose gesteckt, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Er nahm sich den Stuhl auf Lindas anderer Seite und legte die Hand auf ihr Knie.
    »Sie sagen, in etwa zehn Minuten kommt er raus«, meinte der Mann. »Er wird ziemlich benommen sein, aber wir können kurz zu ihm rein.«
    »Oh, das ist wunderbar«, sagte Linda, und ließ die Schultern hängen. »Mike, das ist Connie. Sams Freundin.« Linda wies auf Connie, und der Mann nickte ihr zu. Sie erwiderte seinen Gruß mit einem angespannten Lächeln. Connie hatte gerade noch die Zeit, sich zu fragen, wie viel Sam seinen Eltern eigentlich von ihr erzählt hatte, als Linda wieder zu sprechen begann.
    »Er hat heute Morgen auf dem Gerüst gearbeitet. Gemalt.« Linda holte tief Luft. »Und aus welchem Grund auch immer hatte er sich nicht gesichert.«
    »Er ist gefallen«, warf Mike ein. »Mindestens zwei Stockwerke tief. Und jetzt sind sie da drin und nageln sein Bein.«

    Connie spürte, wie ihr Magen sich verkrampfte, während sie in Gedanken zu diesem Morgen zurückkehrte und Sam vor sich sah, den Mund voller Zahnpastaschaum, wie er ihr von der Küchenspüle aus zugegrinst hatte. Sie wollte die Hand ausstrecken, ihn am Arm packen, und ein dunkler Vorhang aus Vorwürfen senkte sich über sie herab, weil sie nicht gespürt hatte, dass er sich an diesem Morgen in Gefahr begeben würde, sobald er das Haus verließ. Sei nicht lächerlich , sagte sie sich. Wie hättest du denn wissen sollen, dass er vergessen würde, sich zu sichern?
    »Gibt sowieso keinen Grund, warum er diesen Job machen muss«, grollte Sams Vater, die Muskeln an seinem Kiefer traten deutlich hervor.
    »Michael«, unterbrach ihn Linda und legte die Hand über

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