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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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weißt ja gar nicht, was ich sagen wollte«, warf er ein.
    »Doch, schon«, flüsterte sie und presste die Stirn noch fester an seine. So saßen sie eine Weile schweigend da, beide mit geschlossenen Augen, und hielten wortlos Zwiesprache.
    Irgendwann seufzte Sam, sagte: »Wahrscheinlich legst du jetzt besser wieder die Gurte an«, und sie hörte deutlich die Angst, die er mit seinem beiläufigen Ton kaschierte. Sie nickte, beugte sich über seinen Handrücken und küsste ihn, bevor sie den gepolsterten, mit Klettverschluss versehenen Gurt, der vom Bett hing, wieder darum legte. »Mach ihn ruhig fest«, bat er sie.
    »Sam«, sagte Connie und machte sich an dem Gurt für seine andere Hand zu schaffen. »Ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst, aber es könnte sein, dass du mich jetzt ein paar Tage nicht siehst.«

    »Warum denn?«, fragte er. »Steht was an?«
    »Das könnte man so sagen, ja«, sagte sie und schloss den Gurt an seiner linken Hand. »Ich muss was ziemlich Wichtiges erledigen.«
    »Ist das für die Konferenz, die du erwähnt hast? Die, zu der Chilton dich mitnehmen will?« Er versuchte, eine fröhliche Miene aufzusetzen, als er das fragte. Immer erkundigte er sich nach ihrer Arbeit, stets war er darum bemüht, einfach so zu tun, als wäre nichts, und sie säßen einfach bei einer Tasse Kaffee und plauderten. Connies Herz zog sich schuldbewusst zusammen, wen er das tat, obwohl er immer beteuerte, er rede lieber über so normale Dinge wie Arbeit, als ständig über seinen sich verschlechternden Gesundheitszustand nachzudenken. Sie versuchte, ihm zu glauben.
    »Ja und nein«, antwortete Connie und strich ihm übers Haar. »Vielleicht. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich die ganze Zeit an dich denken werde.« Sie beugte sich näher zu seinem Ohr und flüsterte: »Ich hab das Buch.«
    Sams Augen blitzten vor Aufregung auf, und er richtete sich in seinen Kissen auf. »Nicht möglich!«, staunte er. »Und du hast es nicht mitgebracht? Du musst es unbedingt mitbringen! Ich kann es nicht fassen, dass du mich besuchst und es nicht mitbringst!«
    Eine Welle der Rührung und der Zuneigung breitete sich unter Connies Rippen aus, und ihr Atem wurde schwer. Sie grinste ihn an.
    »Du wirst es schon noch sehen. Bald. Ich muss bloß vorher noch was anderes machen.« Sie legte eine Hand auf seine Stirn und drückte ihn sanft in die Kissen zurück. Dann versuchte sie, von ihrer Hand aus ein Gefühl der Leichtigkeit, des Wohlgefühls, der Schläfrigkeit in seine Haut zu übertragen, all diese guten Empfindungen tief in sein Gehirn eindringen zu lassen und damit seinen Körper auf die Erschütterung
vorzubereiten, die – sie blickte zu der Uhr hoch und wünschte sich, sie hätte das eben Getane noch sorgfältiger verrichtet – wahrscheinlich nur wenige Momente entfernt war. »Mach dir keine Sorgen«, murmelte sie. »Das alles wird sich von selbst lösen. Und zwar sehr bald.«
    Während sie sprach, wurden seine Lider schwerer und schlossen sich langsam wie dicke Samtvorhänge. Ein winziges Lächeln spielte um seine Lippen, sein Körper schien loszulassen, und die Hände fielen schlaff in den Gurten zurück. Vielleicht verschläft er diesen Anfall ja, hoffte sie, während sie spürte, wie sein Bewusstsein unter dem Druck ihrer Hand dahinschwand. Als seine Augen ganz geschlossen waren, zog sie behutsam ihre Hand weg und beobachtete, wie seine Brust sich hob und senkte.
    Zufrieden wandte sie sich der Flasche zu, die unbemerkt geblieben war, drückte fest den Korken in die Öffnung und ließ sie in ihre Schultertasche gleiten. Dann faltete sie das Papiertuch zusammen und warf es unauffällig in den Mülleimer neben dem Waschbecken.
    Sie kehrte an das Bett zurück und zog die kleine Karteikarte aus ihrem Versteck in ihrer Hosentasche. Sie hatte sie in dem gleichen Packen gefunden, in dem auch die lateinische Beschwörungsformel für besser wachsende Tomaten gesteckt hatte, mitten unter belanglosen Fünfzigerjahre-Rezepten für Aspik und Schmorgerichte. Während sie sie noch einmal durchlas, schüttelte Connie den Kopf, lächelnd und ungläubig.
    Auf der Karte war eine scheinbar unsinnige Abfolge von Buchstaben in Dreiecksform angeordnet, und obwohl Connie es kaum glauben mochte, wusste sie, dass selbst ein Kind wiedererkannt hätte, um was es sich handelte. Und so sah die Zauberformel aus:
    Unter dem seltsamen Dreieck stand nur eine einzige Anweisung. »Um Krankheit zu vertreiben, lege man diesen Spruch in die Nähe

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