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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Plastikbeutel, von einem Katheter gespeist, dessen schmaler Schlauch irgendwo unter Sams Bettlaken verschwand. Rasch löste sie den Beutel vom Schlauch, die Lippen in leichtem Ekel gekräuselt. Wenn das jemand anderes wäre , dachte sie noch, als sie sich, den Beutel in der Hand balancierend, hochrappelte,
ohne Sam dabei eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen. Nichts. Gut.
    Sie wandte sich der Fensterbank zu und hielt den Urinbehälter schief, bis sein spärlicher Inhalt ins Innere der Flasche tröpfelte. Es reichte ein Teil davon, um die Flasche, deren blaues Glas mit der gelben Flüssigkeit aus Sams Körper darin grünlich schimmerte, zu zwei Dritteln vollzumachen. Dann war alles fertig, Connie stand auf und befestigte den Beutel wieder am Bett.
    Während sie sich noch auf allen vieren am Boden zu schaffen machte, raschelte es im Bett über ihrem Kopf, und sie hörte eine heisere Stimme sagen: »Bist du das, Streberlein?«
    Rasch setzte sie sich auf und schaute Sam ins Gesicht. Seine Lider waren halb offen, und langsam schienen die grünen Augen darunter wacher zu werden. »Was machst du denn da auf dem Boden?«, flüsterte er mit einem kleinen Lächeln.
    »Nichts«, sagte sie, um ihn zu beruhigen. »Ich hab einen Ohrring verloren. Nichts Besonderes.«
    Sein Grinsen wurde breiter, und er runzelte eine Augenbraue. »Du flunkerst. Du trägst doch gar keine Ohrringe«, bemerkte er.
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Sagst du. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.«
    »Ach was«, sagte er und bettete sich etwas um. »Hast du gar nicht. Die Ärzte sagen, ich muss schlafen, wann immer ich kann, aber der Schlaf kommt und geht.«
    »Möchtest du Wasser?«, fragte sie, weil sie in Gedanken damit beschäftigt war, wie sie ihn von der Flasche ablenken sollte, die auf dem Fensterbrett stand. Er leckte sich die Lippen, schien sie trocken zu finden, und legte den Kopf wieder in die Kissen zurück.

    »Klar«, antwortete er und bewegte die Hände in den Gurten. »Vielleicht könntest du die hier auch abnehmen. Sind verdammt nervig.«
    Connie stand auf, wandte sich dem kleinen Waschbecken zu, das unter dem Papierspender in die Wand eingelassen war, und schrubbte sich die Hände sorgfältig mit heißem Wasser. »Hast du denn heute schon einen Anfall gehabt?«, fragte sie leise, griff nach einem Glas und füllte es mit Leitungswasser.
    »Wie spät ist es?«, fragte er mit belegter Stimme.
    Connie schaute zu der schlichten Uhr hoch, die über ihm an der Wand hing. »Vier Uhr dreiunddreißig«, sagte sie.
    »Dann ist der letzte Anfall etwa zwei Stunden her«, sagte Sam. Er klang erschöpft. Sie brachte ihm das Wasser, stellte es auf den Nachttisch und beugte sich über ihn, um die Gurte an seinen Händen loszumachen. Als seine Arme frei waren, streckte er sie über seinen Kopf, bewegte die Hände hin und her und stieß einen großen, bebenden Seufzer aus. Sie schaute ihm zu und ertappte sich dabei, wie ihre Blicke begehrlich über seinen wenig bekleideten, straffen Körper wanderten. Gleichzeitig war sie angesichts solcher Gedanken ein wenig entsetzt über sich selbst. Er musterte sie und trank das Wasser in einem Zug.
    »Was denn?«, fragte er und nahm das Glas von seinen Lippen.
    »Nichts«, erwiderte sie und spürte, wie sich eine verräterische Röte von ihrem Haaransatz bis zu den Ohren ausbreitete.
    » Was denn ?«, neckte er, stellte das Glas ab und verschränkte die Arme vor der Brust.
    » Nichts«, sagte sie, und ein Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. Er streckte den Arm nach ihr aus, legte die Hand in ihren Nacken, zog sie an sich und küsste sie. Es war ein langer
Kuss, und als er endete, legte er die Stirn an die ihre. Ihre Nasenspitzen berührten sich.
    »Mit so was hab ich nicht gerechnet«, sagte er. Seine Hand lag immer noch in ihrem Nacken. Connie spürte die Wärme und den Druck seiner Finger und legte eine Hand auf seinen gebeugten Arm.
    »Was genau meinst du?«, fragte sie. Hinter der straffen Haut seiner Stirn spürte sie deutlich seine Unruhe, denn er wusste, mit jeder Minute rückte der nächste Anfall näher, und keiner von ihnen konnte etwas dagegen tun.
    »Alles meine ich«, gab er zu, »aber eigentlich dachte ich daran, dass ich dich kennen gelernt habe.«
    Sie lächelte, aber ihr Lächeln war bemüht und traurig. Sie griff zärtlich nach seinem Ohrläppchen, sagte jedoch nichts.
    »Hör mal«, hub er an. »Ich möchte, dass du etwas weißt.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken«, erwiderte sie.
    »Du

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