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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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an, während ihr Verstand raste und sie sich bemühte, nicht zu viel preiszugeben. Warum hatte die Hexenflasche ausgerechnet ihn herbeigerufen?
    Sie sah zu, wie ihr Doktorvater sich mit distanziertem Interesse im Esszimmer ihrer Großmutter umschaute, und sagte: »Und das ist also das Haus der alten Schachtel, das Sie so auf Trab hält.« Sofort verwarf sie die Möglichkeit, er könnte mit Sams Erkrankung zu tun haben. Chilton war ein hervorragender, ehrgeiziger alter Akademiker. Er schrieb Bücher, er hielt Vorlesungen, er rauchte Pfeife, meine Güte. Ihm gehe es um die Wahrheit, sagte er, und um seinen Ruf. Ja, er war ehrgeizig und eigensinnig in seinen Vorhaben. Aber er würde niemanden vergiften.
    Die logische innere Stimme, die Connie eine Weile verdrängt hatte, begann plötzlich zu schreien. Alchemie! Verbindungen! Chilton war verzweifelt hinter dem Buch mit den Rezepturen her, um mit seinen eigenen alchemistischen Forschungen weiterzukommen. Er hatte versucht, sie zu ködern, indem er sie mit Lob überschüttete und mit beruflichem Erfolg
winkte. Und dann hatte er versucht, sich auf ihre Fährte zu setzen, als sie in der Bibliothek von Harvard nach dem Buch suchte.
    Connie starrte ihren Doktorvater mit immer größeren Augen an, denn ganz allmählich wurde ihr klar, wie die Dinge zusammenhingen. Chilton wollte das Buch für sich selbst. Er hatte sie dazu bringen müssen, es für ihn zu finden. Und wenn er wusste, wozu das Buch benutzt wurde, was für eine bessere Motivation konnte er haben?
    Rasch griff sie nach der Handschrift, und Entsetzen malte sich in ihrem Gesicht aus. »Sie waren das«, sagte sie mit hohler Stimme, als ihr bewusst wurde, dass Chilton bereit gewesen war, sogar Sams Leben aufs Spiel zu setzen, wenn es seinem Ehrgeiz diente. »Sie sind es.«
    »Hmm«, machte Chilton und betrachtete eingehend das Porträt, das an der gegenüberliegenden Wand des Esszimmers hing und eine junge Frau mit breiter Stirn und Wespentaille zeigte, mit einem kleinen Hund unter dem Arm, der gerade eben im Schatten zu erkennen war. »Wussten Sie, Miss Goodwin, dass die alten arabischen Alchemisten an die Doktrin der zwei Prinzipien glaubten? Und wissen Sie zufällig, um welche zwei Prinzipien es sich handelt?«
    Er blickte erwartungsvoll über die Schulter zu ihr. Sie starrte ihn an, ohne zu begreifen, erfüllt von einem schier überwältigenden Abscheu.
    »Nein? Alle Metalle, dachte man damals, bestünden aus unterschiedlichen Anteilen Quecksilber, in Entsprechung zum Mond, und Schwefel, für die Sonne. Quecksilber liefert die grundlegende metallische Beschaffenheit, während der Schwefel für die Brennbarkeit sorgt. Natürlich bezog man sich dabei nicht auf das Quecksilber und den gemeinen Schwefel im wahrsten Sinne des Wortes, sondern auf die metaphorischen Eigenschaften der beiden. Auf die Ästhetik der
Substanz.« Er zog spöttisch eine Augenbraue hoch. »Die Alchemisten hatten es sehr mit der Metaphorik«, fügte er hinzu und ging um den Tisch herum, an dem Porträt vorbei. Connie umrundete den Tisch in entgegengesetzter Richtung, die Handschrift an die Brust gepresst, in den geballten Fäusten einige Büschel Kräuter, die auf dem Tisch gelegen hatten.
    »Zu diesen beiden fundamentalen Elementen, aus denen alle Metalle bestehen, fügte ein gelehrter Mann namens Paracelsus noch ein drittes hinzu: Salz. Und das stand, wie er dachte, für …« Chilton schien nach dem richtigen Wort zu suchen.
    »Erdverbundenheit«, schloss er. »Zielstrebigkeit. Beständigkeit. Also, Metall, Feuer, Erde. Das waren die drei fundamentalen Elemente, die, in ihrer reinen Form, die Bausteine alles Wirklichen sind. Das ursprüngliche alchemistische Rezept für Gold brachte Quecksilber und Schwefel in ihrer allerreinsten Form zusammen: das Flüssig-Metallische, das schwer zu fassen ist, zusammen mit dem Explosiven – dem Gelblichen, dem Stoff der Dämonen. Und dazu Salz für Stabilität. Für die Greifbarkeit, ja sogar für die Ganzheitlichkeit. Man könnte diese drei elementaren Formen auch als Sinnbilder für den Geist«, er zählte die Begriffe an den Fingern ab, »die Seele und den Körper ansehen. Wie bei so vielen volkstümlichen, magischen, ja sogar« – hier hob er bedeutungsvoll eine Augenbraue in Richtung Connie – » religiösen Denkansätzen maßen die Alchemisten diesen dreien große Bedeutung bei. Natürlich war dabei das Hauptproblem, dem sie sich stellen mussten, die Reinheit. Wie man eine Substanz in ihre reinste

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