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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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als ungenügend erwiesen.« Er machte eine Pause. »Zur gleichen Zeit musste ich auch feststellen, ob das Buch der Schatten tatsächlich so wirkungsvoll war,
wie ich glaubte. Eine kleine alchemistische Verbindung im Körper kann die moderne Medizin ganz schön in Verwirrung stürzen, aber das dürfte für ein echtes Hexenbuch aus der frühen Neuzeit kein wirkliches Problem darstellen, erst recht nicht in den Händen einer motivierten Suchenden.« Seine Augen funkelten. »Nachdem ich Sie eines Nachmittags dann in, nun, wie soll ich sagen, liebevoller Begleitung eines jungen Mannes gesehen hatte, lag mein weiteres Vorgehen auf der Hand. Und ich hatte Recht!«, rief er aus und stürzte auf Connie zu.
    Er versuchte, das Buch zu packen, das sie in den Armen hielt, und bekam dabei ihre Schultern zu fassen. »Geben Sie es her«, knurrte er, seine Finger gruben sich schmerzhaft in ihr Fleisch, und sein säuerlicher Atem streifte heiß ihr Gesicht. Sie schrie auf, wand sich in seinem Griff, versuchte, sich loszumachen, doch er legte sein ganzes Gewicht auf sie und wollte ihr das Buch entreißen.
    Da schoss plötzlich eine kleine verschwommene Gestalt unter dem Tisch hervor und schlug mit voller Wucht die Zähne in Chiltons Arm. Chilton schrie auf vor Schmerz, ließ sich auf die Knie fallen und versuchte, seinen Unterarm von den reißenden Fängen des Hundes zu befreien, der sich so fest in sein Fleisch verbissen hatte, als gelte es, eine Ratte zu töten. Als Chilton zu Boden ging, stürzte sich Connie in Richtung Kamin, streckte die Hand direkt in das immer noch prasselnde Feuer und packte die alte Flasche. Das Glas war so sengend heiß, dass es sich fast weich anfühlte und ihre Fingerkuppen regelrecht in die glühende Masse zu sinken schienen, als sie die Flasche aus den Flammen hob und sie in den bereitstehenden Kessel fallen ließ. Eine verkohlte Hautschicht von Connies Fingern blieb daran kleben, schmale Rauchfahnen stiegen von ihren Händen hoch, während sie die Augen zukniff, um gegen den schier überwältigenden
Schmerz anzukämpfen, der sich in ihren Armen ausbreitete.
    Sie hechtete zum Tisch zurück, griff mit einer blutenden Hand, an der das rohe Fleisch zu sehen war, nach der zerkleinerten Alraunenwurzel, wobei ihre Haut bei der Berührung der tödlichen Knolle zischte, und schleuderte sie in Richtung Kessel, in dem sie mit einem unheimlichen Zischen versank und dabei eine ölig-schwarze Rauchwolke ausstieß.
    In der Zwischenzeit hatte sich Chilton hochgerappelt und lehnte am Tisch. Er holte aus, sein Fuß traf den Hund, der ein wütendes Kläffen von sich gab, quer über den Boden schlidderte und verschwand, kurz bevor er auf die gegenüberliegende Wand traf.
    »Ich will es«, befahl Chilton mit zusammengebissenen Zähnen. »Geben Sie es mir. Ich muss es haben!« Die Ärmel seiner Tweedjacke ebenso wie die seines gestreiften Hemdes hingen ihm in blutigen Fetzen vom Ellbogen, und er hielt sich schwankend auf den Beinen, während er die Stoffstreifen notdürftig um die klaffenden Bisswunden schlang, die sich in einem wilden Muster über seinen Arm zogen. Langsam kam er näher, und ein kleines Rinnsal aus Blut tropfte von dem zerfetzten Arm, den er jetzt an die Brust gedrückt hielt.
    Mit einer flinken Bewegung fuhr Connie suchend in den Haufen aus zerkrümelten Blättern und Kräutern auf dem Tisch, und ihre Finger bewegten sich wie ferngesteuert auf ein paar Stängel mit länglichen weißen Blüten und breiten Blättern mit rauer Oberfläche zu, an denen harte, weiße Beeren hingen – den Gelbwurz. Sie hob ihn zusammen mit den Brennnesseln hoch, zerdrückte die Stängel und Blüten zwischen ihren Handflächen, was an dem rohen Fleisch zum Schreien wehtat, und ließ sie in den Topf fallen. Unter dem
Kessel loderte und züngelte das Feuer und warf wilde Schatten von ihr und Chilton an die Wand.
    »Bei Ihnen wird es nicht funktionieren!«, schrie Connie, presste die Handschrift an ihre Brust und wich zurück.
    »Doch! Dafür werde ich sorgen!«, bellte er und taumelte erneut auf sie zu, packte sie mit seiner kralligen Hand am Unterarm. »Es muss funktionieren! Der Stein der Weisen ist der Weg, der Kanal! Er ist das Medium, durch das Gottes Macht hier auf Erden wirken wird! Er ist der Fels, auf den Gottes Kirche gebaut wird!«
    Sie wand sich aus seinem Griff, näherte sich der Feuerstelle.
    »Nein«, sagte sie mit ernster Stimme. »Es ist nicht für Sie. Ich werde nicht zulassen, dass Sie es bekommen.«
    Und dann

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