Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
Vom Netzwerk:
Rechte an der Formel zu verkaufen, und nicht gerade für einen geringen Preis. Den Stein der Weisen gibt es nicht nur wirklich, er ist wahrscheinlich auch eine alte Bezeichnung für eine geheimnisvolle Anordnung von Kohlenstoffatomen, die jeglichem molekularem System, das sich in Unordnung befindet, von der Physik bis zur Biochemie, Reinheit bringen kann. Darauf haben all die Metaphern und Verschlüsselungen in den alchemistischen Texten hingedeutet. Wertlos, und überall um uns herum! Unbekannt, doch jedem bekannt. Kohlenstoff ist schließlich die Grundlage allen Lebens auf Erden. In unterschiedlichen Graden der Reinheit und in verschiedenen Anordnungen verbindet er sich zu Kohle, zu Diamant, sogar zum menschlichen Körper. Er ist so etwas wie Gottes Lieblingsspielzeug.« Die Hand, die sich um die Teekanne geschlossen hatte, drückte zu, und mit einem Knacken schoss ein Riss durch die Wand der Kanne.

    Sein Lachen hörte abrupt auf, als vor Connies innerem Auge ein Bild von Chilton auftauchte, wie er an seinem Schreibtisch in der Historischen Fakultät von Harvard saß, das Ohr an einen Telefonhörer gepresst, wie sein Gesicht tiefrot anlief, während eine Männerstimme sagte: Na klar war ich interessiert, aber Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, ich gehe gleich damit an die Börse, oder? Die Stimme brach in schallendes Gelächter aus, während Chiltons Oberlippe zu beben begann, ein Bleistift zerbrach in seiner Faust in zwei Hälften, als er hervorstieß: Ich brauche nur noch ein bisschen mehr Zeit, verdammt noch mal! Durch den Hörer kam die lachende Stimme, die sagte: Sehen wir der Wahrheit ins Gesicht, Manny. Sie haben überhaupt nichts für mich, und in genau diesem Moment zerriss das Bild wie öliger Zellstoff, und Connie fand sich im Esszimmer ihrer Großmutter wieder.
    Chilton redete immer noch. »Ich habe vor, die Formel bei der Colonial Association zu enthüllen, um Geschichte und Naturwissenschaften endlich zusammenzuführen. Und dann werde ich endlich mehr sein als ein besserer Pauker.« Diese letzten Worte spuckte er regelrecht aus, mit überraschender Giftigkeit. »Aber unglücklicherweise fehlt ein entscheidendes Element. Eines, das zu definieren mir nicht gelingen will. Es ist ein Prozess, da bin ich mir ziemlich sicher. Ein letzter Schritt.« Sein Blick begegnete dem ihren, und sie sah in seinem Gesicht das dunkle, dumpfe Pulsieren der Verzweiflung.
    »Sagen wir mal, dass auch ich meine Quellengrundlage erweitern musste«, fuhr Chilton fort, und seine Stimme wurde kalt. »Natürlich wusste ich, dass Sie eine erstklassige Forscherin sind; deshalb habe ich Sie als Doktorandin überhaupt erst angenommen. Doch als Sie mir dann von diesem noch erhaltenen Buch der Schatten erzählten, nun …« Er zog die Lippen zurück, die blutleer wirkten. »Sie überraschen mich
wirklich, mein Mädchen. Hinweise auf ein Buch der Schatten, original aus der Kolonialzeit, von einer richtigen Hexe benutzt, und den allerersten Hinweis finden Sie auch noch im Hause Ihrer verblichenen Großmutter! Da wusste ich, dass Sie mir sogar von noch größerem Nutzen sein konnten als vorhergesehen.« Er kam langsam auf den Tisch zu. Das Knurren wurde lauter.
    Connie hielt seinem Blick stand, während ihre Finger heimlich ein Stückchen von der Alraunenwurzel abbrachen und es vorsichtig zerzupften. Sie sagte nichts. In ihrer Wange zuckte es nervös. Sie sah, wie er auf sie zukam, dabei bewegten sich ihre Finger bei ihren Vorbereitungen wie automatisch, als hätten sie immer schon gewusst, was sie zu tun hatten. Währenddessen machte sich in ihr ungehindert der Gedanke breit, wie abstoßend ihr Doktorvater für sie geworden war, wie sein Ego und sein Hunger nach Prestige ihn zu dem gestörten und würdelosen Menschen gemacht hatten, der er war, jemanden, hinter dessen Augen sie eine Seele sah, deren ganze Menschlichkeit unter dem unglaublichen Gewicht seines Ehrgeizes erdrückt worden war.
    »Wie Sie wissen, setze ich kein großes Vertrauen in angeborenes Talent, Miss Goodwin«, sagte Chilton, und seine Stimme wurde zu einem hämischen Knurren, während er immer näher kam, mit der Hand an der Kante des Esstisches entlangfahrend.
    »Man kann nicht nur sein Leben lang herumhüpfen wie ein Kind und sich von seinen romantischen Neigungen leiten lassen. Nein. Der Eckstein aller historischen Forschung ist die Mühe. Es ist Arbeit! Ich musste mir etwas ausdenken, um Ihre Nachforschungen etwas zu beschleunigen, da meine Ermutigungen sich

Weitere Kostenlose Bücher