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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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lichtete, um einen Streifen Sterne hervorblitzen zu lassen. Sie waren in Schweigen verfallen, ohne sich auch nur einmal zu berühren oder ein Wort zu sagen. Connie war sich Sams Nähe intensiv bewusst, hatte jedoch Angst davor gehabt, nach seiner Hand zu greifen, Angst davor, dass damit die Unwirklichkeit dieser Nacht verschwinden würde. Jetzt, bei hellem Tageslicht betrachtet, wusste sie, dass die Situation real gewesen war. Die warme Röte auf ihren Ohren wanderte ihren Haaransatz hinab bis zu den Wangen, und ohne nachzudenken, schlug sie die Beine übereinander.
    »Also«, sagte Sam. Arlo wedelte mit dem Schwanz und legte glücklich ein Paar Vorderpfoten in seinen Schoß. Sam kraulte das Tier am Hals und wandte sich an Connie. »Was machen wir heute?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Connie durch einen Mund voll Creme hindurch.

    »Ich hab heute frei«, erklärte Sam. »Ich hab noch mal über unsere mysteriöse Hexe nachgedacht. Vermutlich musst du ja eine Menge Nachforschungen anstellen, und irgendwie hänge ich ja bei dem Thema mit drin. Also …« Er breitete die Hände aus. Einen Herzschlag lang wartete er, und als sie nicht sofort antwortete, sagte er: »Wenn dir natürlich nicht nach Arbeiten ist, könnte ich dir auch ein bisschen die Gegend zeigen. Was auch immer.« Er nahm sich noch ein Gebäckstück aus der Schachtel, ohne sie dabei anzuschauen.
    Connie spürte, wie ein Schauder aus Freude und Erregung in ihrem Bauch vibrierte und an ihren Armen und Beinen entlangwanderte, und sie lächelte. »Gib mir eine Minute Zeit, damit ich mich anziehen kann«, sagte sie.
     
    Ein kleines Kind lief auf flinken Füßen auf sie zu. Auf dem Kopf balancierte es einen überdimensionalen schwarzen, mit Flitter besetzten Hexenhut. »Abrakadabra!«, rief die Kleine, die Hände wirkungsvoll ausgebreitet, und ging dann rasch hinter einer Frau im Café in Deckung, bei der es sich, wie Connie aus ihrem seligen Lächeln schloss, eigentlich nur um die Mutter handeln konnte. Sam hatte sich in der Zwischenzeit auf den Backsteinweg fallen lassen, Arme und Beine weit ausgestreckt.
    »Uff!«, rief er. »Sie hat mich erwischt!«
    Jetzt tauchte der Hut wieder auf, ein Paar ängstliche Augen beschattend.
    »Steh auf!«, flüsterte ihm Connie zu. »Du machst ihr noch Angst.«
    »Du musst die Zauberworte sagen!«, stöhnte Sam und rollte in gespieltem Schmerz und Panik den Kopf vor und zurück.
    »Meinst du ›bitte‹?«, fragte Connie.

    »Nein, die anderen Zauberworte!« Er griff sich an die nicht vorhandenen Wunden. »Schnell!«
    »›Steh auf, Blödmann‹?«
    Sam hob den Kopf. »Du bist in solchen Sachen nicht besonders gut, was?«, fragte er.
    Connie seufzte. »Abrakadabra?«, fragte sie.
    Sam sprang triumphierend auf. »Oh, Gott sei Dank. Ich bin gerettet«, schrie er, und der Hexenhut wackelte vor Kichern. Die Frau lächelte sie an. Connie drehte die Augen himmelwärts.
    »Das war knapp«, sagte Sam, während sie sich auf einen schattigen Baum zubewegten. »Ich dachte schon, sie hätte mich.«
    »Der basiert übrigens auf einem Wimpel«, sagte Connie nebenbei. »Oder einem sogenannten Hennin.«
    »Wie bitte?«, fragte er.
    »Dieser Hexenhut, den das kleine Mädchen trug. Der hohe spitze Hut geht auf eine Kopfbedeckung aus dem fünfzehnten Jahrhundert zurück, die man Hennin nannte, und die breite Krempe ist eine vereinfachte Form des englischen Wimpels. Was im späten Mittelalter die gängige Form von Kopfbedeckung war. Ursprünglich hatte das nichts Hexenhaftes.«
    Sam lachte, warf den Kopf in den Nacken und schlang sich die Arme um die Leibesmitte. »Hu«, sagte er und wischte sich über die Augen. »Du bist immer noch nicht aus dem Prüfungsmodus raus, stimmt’s?«
    Die Fußgängerzone, in der sie unterwegs waren, führte von der Altstadt von Salem und den leeren Docks am alten Hotel vorbei, um ein kleines Museum voller chinesischem Porzellan und Modellschiffen herum bis zu dem mit Graffiti verschmierten Pendlerbahnhof, als wollte man ihnen alle Stationen des Stadtlebens von Salem auf einem Spaziergang
darbieten. Knäuel von Touristen schlenderten im Urlaubstempo an Verkaufsständen vorbei und erstanden bebatikte T-Shirts mit der Aufschrift STADT DER HEXEN, Glückskristalle, geeiste Limonade und Bonsaibäumchen.
    »Und was ist mit dem ganzen anderen Kram?«, fragte er.
    »Was für anderer Kram?«, erwiderte sie, griff nach einer Schneekugel mit Hexenstadt, ließ sie schneien und stellte sie dann an den Verkaufsstand

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