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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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heute geworden ist. Die kommen von überallher.« Er wies auf eine grünliche Ladenfront in einem kleinen Gässchen etwas abseits der Fußgängerzone. Ein Hängeschild darüber trug die Aufschrift LILITHS GARTEN: KRÄUTER UND SCHÄTZE DER MAGIE , in schwungvollen, handgemalten Lettern.

    Connie schniefte vor Missbilligung. »Das ist fast noch schlimmer. Wirkliche Heiden kommen hierher, um mit einer morbiden Neugier auf Menschen, die vor dreihundert Jahren brutal verfolgt wurden, den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und die toten Menschen waren nicht mal Heiden! Es waren Christen, die einfach nicht angepasst waren.«
    »Heute sind wir aber besonders zynisch, findest du nicht?«, fragte Sam. »Du solltest mehr Vertrauen in die Menschen haben, Streberlein. Komm mit.« Er nahm sie am Ellbogen und zog sie trotz ihrer Proteste in den kleinen Laden.
    Als die Tür sich öffnete, erklang anstelle der Glocke, die sonst in Souvenirshops üblich war, ein sanfter Gong, und Connie wehte ein undefinierbarer Duft entgegen – Räucherstäbchen, aber sie konnte nicht erkennen, welche Sorte. Schwer und würzig. Sanfte Panflötenmusik kam aus einem Kassettenrekorder auf dem Tresen, wobei der Sound durch einen Tropfen gehärtetes lila Kerzenwachs, der sich auf dem kleinen Lautsprecher ausbreitete, etwas blechern wirkte. Unter der Glasplatte des Tresens waren verschiedene Kristalle und anderer Schmuck an schwarzen Lederbändern aufgereiht, daneben Zauberer und Feen aus Zinn, die auf ihren dünnen Metallärmchen opalisierende Murmeln darboten. Eine Wand war mit einem Gestell voller Windspiele behängt, die eine Kaskade aus glockenhellem Klimpern und Klingeln von sich gaben, als Sam sie mit der Schulter streifte.
    » Merry meet, freudiges Treffen!«, piepste eine lächelnde Frau, die sich gleich neben der Kasse über einen aufgeschlagenen Almanach beugte. »Und eine wunderschöne Sommersonnwende wünsche ich euch auch!« Ihr Haar war zu zwei dicken Rattenschwänzen geflochten, die ihr bis über die Schultern hingen, und von ihren Ohren baumelten halbmondförmige Ohrringe. Auf ihrer Brust lugte zwischen den
Rüschen ihrer Bluse ein tätowiertes Pentagramm hervor, das mit Rosen und Lilien umschlungen war. Connie hatte ein verächtliches Kichern auf den Lippen, doch Sam kniff sie, damit sie es unterdrückte.
    »Hallo«, grüßte er die lächelnde Frau zurück.
    »Kann ich euch irgendwie behilflich sein?«, fragte sie. »Heute haben wir einige ganz besondere Events, nur damit ihr Bescheid wisst. Die Tarot-Sitzungen beginnen in einer halben Stunde, und um fünf kommt jemand, der Aura-Fotos macht.«
    »Wir schauen uns nur um«, sagte Connie im Chor mit Sam. »Können Sie uns bitte sagen, wo die Bücher stehen?«
    Die Frau hob eine ihrer säuberlich nachgezeichneten Augenbrauen und lächelte noch breiter. »Gewiss. Die sind da hinten links.«
    »Danke schön«, sagte Sam und zog Connie mit sich.
    »Seid gesegnet«, erwiderte die Frau und nickte.
    Sie machten sich auf den Weg zu den Regalen im hinteren Teil des Ladens, in denen Taschenbücher über Aleister Crowley, Tarot, Astrologie und etwas, das sich astrale Projektion nannte, standen.
    »Wo sind denn die magischen acht Bälle?«, fragte Connie trocken, und Sam seufzte.
    »Findest du das denn nicht interessant?«, fragte er zurück und stupste sie an. »Mich fasziniert es immer wieder, wie unterschiedlich bei Menschen der Zugang zum Glauben ist. Ich meine, schau dir das doch mal an – da ist von allem etwas dabei. Keltische Knoten, östliche Philosophie, New Age. Vergangenheit und Gegenwart vermischt zu einem Potpourri gleichwertiger Optionen, und das alles auf der Suche nach dem Göttlichen. Es ist faszinierend. Dieses irre heidnische Element ist einer der Gründe, warum es so interessant ist, in
Salem zu leben, selbst für einen abgebrühten alten Agnostiker wie mich.«
    Connie spürte die echte, unverfälschte Neugier, die aus Sams glänzenden Augen sprach, und bedauerte auf der Stelle ihre eigene Griesgrämigkeit.
    »Ein agnostischer Turmarbeiter? Das scheint mir aber ein Widerspruch zu sein«, sagte sie und verschränkte trotzig die Arme, beschloss dann aber nachzugeben. »Du hast Recht, Sam. Es ist interessant. Vermutlich erinnert es mich nur an einige übergeschnappte Aspekte meiner Erziehung.« Sie befingerte einen gestrickten Gebetsschal, der an einem Drahtgestell hing, und schaute auf ihre Füße hinab.
    Sam packte sie an den Schultern. »He«, sagte er und bückte sich,

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