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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Hubbard einen Blick zu und wartete.
    »Ganz gut geht’s ihr. Schon fast zwei. Frisst uns die Haare vom Kopf.« Er fing den Blick des Schankmädchens auf, schüttelte kurz den Kopf. Das Mädchen zog ohne Bezahlung von dannen. Joe gluckste. »Auf Eure Gesundheit, Prue«, sagte er und hob seinen Krug in Prudences Richtung.
    »Und auf Eure«, erwiderte sie und hob ebenfalls ihren
Krug. Zwölf hab ich ihm schon auf die Welt gebracht, dachte sie finster, und nicht alle waren sie von Mrs. Hubbard.
    Prudence nahm eine kleine Keramikpfeife aus ihrer Tasche, zusammen mit dem zerknitterten Faltblatt, das sie schon seit Tagen mit sich herumtrug. Sie strich es auf der Tischplatte glatt und betrachtete es, während sie den Pfeifenkopf mit einer Fingerspitze Tabak stopfte und ihn dann an der Lampe auf dem Tisch anzündete. ALTE BÜCHER GESUCHT, stand da gedruckt. BARGELD FÜR RARES UND EINZIGARTIGES. NACHFRAGEN BEI MR. HOOPER AN FOLGENDER ADRESSE. Sie zog an der Pfeife, ihre schlaffen Wangen wurden ganz hohl, während der beißende Rauch ihre Lungen füllte und ihre Aufgewühltheit sich legte.
    Vermutlich konnte sie es sich immer noch anders überlegen. Immerhin war er nicht gekommen. Vielleicht wollte er das Buch ja gar nicht.
    Prudence warf einen verstohlenen Blick auf das Paket und legte einen Moment lang die Hand darauf, rieb mit dem Daumen über den groben Stoff, in den es eingewickelt war. Dabei dachte sie an die Geldsumme, die er in der Nachricht erwähnt hatte, welche ihr als Antwort auf ihre Anfrage überbracht worden war. Mehr, als sie in zwei Jahren als Hebamme verdient hatte. Doch die Kaufsumme allein war nicht das Hauptanliegen, das Buch zu verkaufen. Sie hatte ihre Gründe, es loswerden zu wollen.
    In der Nähe der Tür wurde es auf einmal still, und als Prudence aufblickte, sah sie den Grund dafür: Ein junger Mann in einer prächtigen, blutroten Jacke mit glänzenden Knöpfen und langen, eleganten Manschetten stand im Eingang und strich sich mit einer Hand das Haar zurück, das durch das Abnehmen seines funkelnagelneuen, mit Filz gefütterten Dreispitzes etwas zerzaust worden war. Er stampfte mit den Füßen, um den Schmutz von seinen butterweichen
Kalbslederstiefeln abzuschütteln, und blickte sich fragend im Schankraum um, offenbar auf der Suche nach jemandem. Als sich ihre Blicke trafen, hob sie das Kinn. Er lächelte und machte sich auf den Weg zu ihr, den Hut unter dem Arm. Wo er vorbeiging, wurde es still.
    »Mrs. Bartlett, nehme ich an?«, fragte er mit einer angedeuteten Verbeugung.
    »Prue reicht vollkommen«, sagte sie, während der Mann schwungvoll Platz nahm. Der ganze Schankraum beobachtete ihn dabei, wie er sich zu der Hebamme gesellte. Eine kurze Weile versuchte man, aus dieser ungleichen Paarung schlau zu werden, dann wandte man sich wieder dem Zechen zu.
    »Ist das hier der Band?«, fragte der Mann eifrig und zeigte auf das Päckchen.
    Schon wollte er danach greifen, wurde aber unterbrochen, als sie, wie zu seiner Erbauung, erwähnte: »Das Goat and Anchor ist bekannt für seinen Eintopf.« Sie nahm ein paar Züge von ihrer Pfeife, blies den Rauch zur Seite aus und schaute ihn gleichmütig an.
    »Ach«, sagte Robert Hooper und wandte sich dem Schankmädchen zu, das an den Tisch getreten war. »Natürlich. Zwei Schalen Eintopf, wenn ich bitten darf. Und vom besten Punsch, den Ihr habt.«
    Das Mädchen antwortete mit einem Schniefen, und Hooper wandte sich wieder dem Päckchen zu. Prudence schob es über den Tisch, und während er seine Verpackung aus Barchentköperstoff löste, wanderte ihr Blick über sein Äußeres und versuchte sich ein Bild von ihm zu machen. Gewiss, seine Kleider waren neu, doch er trug sie mit der Verlegenheit eines Mannes, der nicht daran gewöhnt war. Ständig machte er sich an seinen Manschetten zu schaffen, schob den Hut auf der Bank neben ihm hin und her, unsicher, wie er ihn wohl am besten im Auge behalten konnte. Sein Gesicht war jung
und aufrichtig, wie es schien, noch unberührt von der Trunksucht, vom Umgang mit Frauen, vom guten Leben. Noch immer hatte er die gesunde, nussbraune Gesichtsfarbe eines Mannes, der Grund hatte, sich an der frischen Luft zu bewegen oder auf dem Wasser aufzuhalten. Als der Eintopf an ihren Tisch gebracht wurde, nahm er den Zinnlöffel fest in die Faust und beugte sich nach vorne, um seinen Mund der Schale zu nähern. Prudence lächelte ein wenig und steckte die Pfeife wieder zwischen die Lippen. Er schob die Schale beiseite und griff nach

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