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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets«, sagte Sam. Connie spürte, wie er den Arm noch fester um sie legte.
    » Dominus Adjutor Meus ist Lateinisch«, fügte Liz mit bebender Stimme hinzu. Sie nahm Sam die Taschenlampe aus der Hand und hielt sie etwas näher an die Symbole auf der Haustür. »Natürlich müsste das j in Adjutor ein i sein, wenn wir es mit der klassischen Schreibweise zu tun haben. Grob übersetzt heißt das: ›Gott, mein Helfer‹ oder auch: ›Der Herr, mein Beistand‹. ›Helfer‹ ist geläufiger.« Sie schaute sich stirnrunzelnd die Inschrift an. »Über Agla weiß ich nichts. Aglaia war eine der Grazien, aber ich glaube nicht, dass sie die hier meinen.«
    »He, das ist ziemlich gut«, sagte Officer Litchman und versetzte Officer Cardullo einen Stoß mit dem Ellbogen. »Ich war mal Messdiener, aber das hätte ich nicht gewusst.«
    »Aber wer sind ›die‹?«, fragte Sam.
    Sie drehten sich alle den Polizisten zu, die rasch einen Blick tauschten.
    »Hören Sie«, sagte Cardullo nach einem kurzen unbehaglichen
Schweigen und steckte sein Notizbuch in die Hosentasche. »Wir haben Ihre Aussage aufgenommen. Ich komme nächste Woche ab und zu mit der Streife hier vorbei, aber für mich sieht das nach Feld-, Wald- und Wiesenvandalismus aus. Bloß ein paar Kids, die Probleme machen.«
    »Feld-, Wald- und Wiesenvandalismus?«, wiederholte Sam ungläubig. »Ist das Ihr Ernst? Glauben Sie nicht, dass normale Vandalen Sprühfarbe nehmen würden? Oder Filzstifte?« Connie hörte die Wut in seiner Stimme und begegnete dem brennenden Blick seiner Augen. Sie schüttelte unmerklich den Kopf. Sich die Polizisten zu Gegnern zu machen würde bestimmt nicht dazu beitragen, dass sie den Vorfall ernster nahmen.
    »Tut mir leid, Leute, ich weiß nicht, was ich euch noch sagen soll. Es ist ein ziemlich abgelegenes Haus hier, es brannte kein Licht. Sie waren weg und haben sich das Feuerwerk angeschaut, weshalb es ziemlich laut war und keiner in der Nähe. Sieht mir nach einem klaren Fall von ›Gelegenheit macht Diebe‹ aus«, sagte Cardullo, und Litchman pflichtete ihm mit einem Nicken bei. »Hier ist meine Karte. Wenn es noch mal irgendwelche Probleme gibt, rufen Sie uns an, okay?«
    »Ja, gut, danke«, murmelte Connie, nahm die Karte entgegen, und die Polizisten gingen in die Nacht davon.
    »Sie brauchen mal ein bisschen Licht hier draußen!«, rief der eine, und um Connies Lippen spielte ein schwaches Lächeln. Die roten und blauen Lichter erloschen und wurden durch das glühende Rot der Rücklichter ersetzt.
    Connie stand wie angewurzelt an ihrem Platz, während ein kühler Nachtwind ihr um die Beine strich und die graue Asche mit sich fortnahm.

INTERLUDIUM
    MARBLEHEAD, MASSACHUSETTS
ENDE APRIL I760
     
    E in lautes Krachen drang aus dem Wirtshaus, gefolgt von wildem Gelächter und Johlen. Joseph Hubbards Stimme übertönte alles, sein Gebrüll war überall zu hören, doch jetzt näherten sich die Rufe und Schreie der Tür, sie wurde aufgerissen, und heraus stürzte ein junger Mann in einem abgetragenen Übermantel, der viel zu groß für ihn war. Sein Gesicht war fleckig, die Augen blutunterlaufen.
    »War gerade dabei zu zahlen«, lallte er und kroch auf Händen und Füßen vorwärts. Prudence Bartlett biss die Zähne zusammen, und die Kälte in ihren Augen wurde um noch einige spürbare Grade kühler, während sie sich bückte und dem jungen Mann unter die Arme griff. Mit einiger Mühe gelang es ihr, ihm auf die Füße zu helfen. Ihre starken, sehnigen Hände packten ihn an den Schultern und hielten ihn aufrecht, bis er etwas weniger schwankte. Es war bloß ein junger Bursche, nicht viel älter als ihre Patty. Sein Haar war mit Sand verklebt, schmutzige Strähnen hatten sich aus seinem Pferdeschwanz gestohlen und standen in alle Richtungen ab. Ein dünner Flaum stand auf seinen Lippen, nicht mehr. Prudence seufzte.
    »War ich wirklich«, sagte der Junge noch einmal. Sein Atem stank ätzend nach Barbados-Rum, und Prudence hielt die Luft an.

    »Tief in der Sünde, das bist du«, sagte sie zu ihm. Die Nase des Jungen lief rot an, und seine Augen und Wangen verzogen sich zu einem Schluchzen.
    Sie legte die Hände an die heißen Wangen des Jungen und schaute ihm direkt ins Gesicht. Ihre Augen glühten weiß, während sie sich ihm zuwandte und ihm durch die Handflächen strikte Anweisungen gab. Im selben Moment spürte sie, wie der Körper des Jungen ihre Willenskraft in sich aufnahm, sie in

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