Das Hexenkloster
Aber ich weiß nicht, wie man dorthin gelangt.«
Bill schaute und sprach mich an. »Da könnte uns doch eine gewisse Marnie Steel Auskunft geben.«
Ich hob die Augenbrauen. »Glaubst du das?«
»Wir können sie fragen.«
Das Lachen von Ellen Rankin unterbrach uns. »Das können Sie, meine Herren, aber ich glaube nicht, dass man Ihnen etwas sagen wird. Dieser Frau ist nicht zu trauen. Die ist verschwiegen wie eine geschlossene Auster, glauben Sie mir.«
»Das sehe ich auch so, Bill«, stimmte ich zu. »Wir haben sie zwar nur kurz gesprochen, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren.«
»Dann hätten wir also jetzt auch keine Chance.«
»So ist es.« Ich schnipste mit den Fingern. »Trotzdem ist die Idee nicht schlecht«, sagte ich. »Ich würde mir diese Kellerräume gern mal ansehen. Ob mit oder ohne Zustimmung.«
Bill grinste breit. »Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Ich bin voll dafür.«
Ellen Rankin erbleichte noch mehr. »Wollen Sie wirklich heimlich die Kellerräume besuchen?«
»Ob heimlich oder unheimlich. Wir werden es versuchen. Auch wir sind der Meinung, dass es hier etwas geben muss, das nicht normal ist. Warten wir mal ab.«
Ich stimmte dem Reporter zu. Zugleich war mir eine andere Idee durch den Kopf geschossen. Sie galt Ellen Rankin, und an sie wandte ich mich. »Bitte, Mrs. Rankin, bisher haben wir Sie nur allein erlebt. Aber wie wir wissen, leben Sie hier mit ihrem Sohn Kevin.«
»Ja, das tue ich.«
»Und wo steckt er?«
»Wollen Sie ihn sprechen?«, fragte sie zurück.
»Das wäre gut.«
»Moment.« Sie stand mit einem Ruck auf und näherte sich der zweiten Tür. Sie öffnete sie nur spaltbreit und rief den Namen Kevin. Danach trat sie zur Seite und gab den Weg für einen blonden Jungen frei, der mit kleinen Schritten das Bad verließ...
***
Wir sahen sofort, dass der Junge unter starker Angst litt. Er sagte zwar nichts, dafür sprach sein Verhalten Bände. Er trat vorsichtig auf, als bedeutete jeder Tritt eine Gefahr für ihn, weil der Boden plötzlich nachgeben würde.
Als er Bill und mich sah, zuckte er zusammen und drängte sofort auf seine Mutter zu, die auf ihn einsprach und ihm erklärte, dass wir Freunde von ihr wären.
Kevin erfuhr unsere Vornamen, er gab uns auch die Hand und konnte wieder etwas lächeln.
»Ich kann Kevin verstehen«, erklärte Ellen. »Sie wissen nicht, was er hinter sich hat. Ich will nicht darüber sprechen, dass es ihm hier nicht gefällt und er seine Bewegungsfreiheit vermisst. Es ist etwas anderes, das ihn so beschäftigt und fertig gemacht hat.«
»Und was?«, fragte ich.
Kevin schaute zu Boden und schüttelte heftig den Kopf. Er wollte demnach nicht sprechen.
Dafür redete seine Mutter. So erfuhren Bill und ich von seinem Fluchtversuch und auch davon, dass er einen Mann getroffen hatte, der sich um ihn kümmern wollte. Den Mann kannte er nicht. Aber dieser hatte ihm nicht helfen können, denn plötzlich war Marnie Steel wie ein Blitz aus heiterem Himmel erschienen. Wir erfuhren, dass der Mann von ihr niedergeschlagen worden war. Kevin war dann anschließend wieder zurück in das Kloster gebracht worden.
»Aber nicht zu mir«, sagte Ellen leise.
»Wohin dann?«, fragte Bill.
»In den Keller!«
Bill und ich schwiegen, warfen uns allerdings bezeichnende Blicke zu. Es gab ihn also, und der Junge kannte ihn. Nur stellte sich die Frage, was er genau darüber wusste.
Wir erkundigten uns nach den Örtlichkeiten, aber Kevin sperrte sich dagegen.
»Er will nicht reden«, erklärte seine Mutter. »Die Zeit im Keller muss für ihn ein Trauma gewesen sein. Tut mir Leid. Er hat Angst, deshalb hielt er sich auch im Bad versteckt.«
»Hat er nur Angst vor der Dunkelheit oder auch vor Marnie Steel?«, fragte Bill.
»Vor beiden.«
Wir schauten Kevin an, der wie ein kleiner Sünder neben seiner Mutter stand und ihren linken Arm Schutz suchend umfasst hielt.
»Hat es Sinn, Kevin noch weiter zu fragen?«, wollte ich wissen.
»Nein, ich denke nicht. Was er hat sagen können, das hat er gesagt. Mehr werden Sie aus ihm nicht hervorbringen, da bin ich mir sicher. Tut mir wirklich Leid.«
Das sahen wir ein. Trotzdem hatte uns Kevin auf eine Spur gebracht, und der würden wir nachgehen, das stand fest. Wir würden diesen verdammten Keller finden, und dafür brauchten wir keine Führerin wie Marnie Steel.
Ellen Rankin’s Blicke schwankten zwischen Hoffnung und Furcht. »Was werden Sie denn jetzt tun?«, flüsterte sie.
»Das kann ich Ihnen
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