Das Hexenkloster
führte.
Ellen Rankin betrachtete uns noch immer mit einem ängstlichen Blick. »Sie sind von der Polizei und...«
»Ich möchte etwas klarstellen«, unterbrach Bill Conolly sie.
»Ach... und was?«
»Ich heiße nicht Bill Snider, sondern Bill Conolly, wenn Sie verstehen, Ellen...?«
Sofort verstand sie nicht. Sie dachte nach. Dabei kaute sie auf ihrer Unterlippe. Danach räusperte sie sich, und letztendlich nickte sie in Bill’s Richtung. »Haben Sie etwas mit Sheila Conolly zu tun?«
»Sie ist meine Frau!«
Die schlichte Erklärung reichte aus, um Ellen Rankin blass werden zu lassen. Sie schwankte sogar etwas. Bill griff schnell zu und drückte sie auf einen Stuhl. Dort blieb sie sitzen und hielt die Augen geschlossen.
Bill nickte mir zu. Er brauchte nichts zu sagen. Wir beide wussten, dass wir an der richtigen Adresse waren.
»Sheila«, flüsterte sie.
»Genau.«
»Ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben.« Sie hob die Schultern. »Aber irgendwie habe ich sofort Vertrauen gehabt, als ich Ihre Frau zum ersten Mal sah, Mr. Conolly.«
»Es hat sich gelohnt, denn jetzt sind wir hier.«
»Ja, das ist viel wert.«
»Und Sie bleiben bei dem, was sie gesehen haben?«
»Dabei bleibe ich. Es ist wohl alles noch schlimmer geworden.« Sie schüttelte sich, als würde das Geschehene noch einmal vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen. »Dass Mitgefangene für eine Weile verschwinden und sich dann verändert gezeigt haben, das ist so geblieben. Wenn man mit Ihnen spricht, merkt man es besonders. Sie sprechen dann von einem wunderbaren Reich, von der Macht der Hexen und von einer Kraft, die für sie das Höchste ist.«
»Welche Kraft, frage ich mich«, sagte Bill.
Ellen Rankin hob die Schultern. »Das kann ich nicht genau sagen. Ich weiß nur, dass sie begeistert waren und auch von einem neuen Leben oder Dasein sprachen. Dass sie die Chance ihres Lebens bekommen hätten.«
»Und das Wort Hexe ist mit Sicherheit gefallen?«, warf ich ein.
Ellen nickte mir zu. »Ist es.«
»Wissen Sie da mehr?«
Sie schluckte. »Von einer Hexe waren sie einfach begeistert.«
»Von einer?«
»ja.«
»In der Einzahl gesprochen?«
Sie nickte.
Ich schaute Bill an, der die Stirn runzelte. So ganz schien er den Aussagen nicht zu trauen, und auch ich hatte meine Probleme damit, deshalb hakte Bill noch mal nach.
»Die Frauen haben also nur von einer Person gesprochen«, vergewisserte er sich.
»Das denke ich«, flüsterte sie.
»Und wo sind sie gewesen? Sie müssen doch an einem Ort gewesen sein, wo eine Hexe anzutreffen war.«
»Das waren sie auch.«
»Und?«
Ellen Rankin hob die Schultern. Sie spielte uns nichts vor. Wir brauchten sie nur anzusehen, um zu wissen, dass sie die Wahrheit sagte. Die Tatsache stand fest. Man hatte ihr wohl etwas gesagt, aber nicht alles, und vor allen Dingen nicht das Wesentliche.
»Wie verändert sind sie denn gewesen?«, wollte ich wissen.
Ellen musste nicht lange überlegen. »Sie waren einfach glücklich«, flüsterte sie. »Ja, richtig happy. Aber auf eine widernatürliche Art und Weise. Ich konnte das auch nicht richtig begreifen, aber es ist einfach so gewesen.« Sie strich sich übers Haar. »Das hat mir schon Angst eingejagt. Ich fürchtete mich davor, das Gleiche zu erleben, und deshalb habe ich mich an Sheila Conolly gewandt. Ich kenne Ihre Frau zwar nur kurz, Mr. Conolly, aber sie hat mich schon sehr berührt. Sie ist für mich eine wunderbare Person, und ich glaube nicht, dass ich mich geirrt habe.«
Bill wurde etwas verlegen, aber auch stolz, dass so von seiner Frau gesprochen wurde. Er bestätigte dies durch ein Nicken und kam wieder zum Thema. »Können Sie sich vorstellen, wo Ihre Mitgefangenen so verändert wurden, Mrs. Rankin?«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Waren sie außerhalb des Klosters?«
Ellen Rankin dachte nach. Sie furchte die Stirn und hob die Schultern an. »Ich weiß es wirklich nicht.«
Ich nahm den Faden auf. »Wenn es nicht der Fall gewesen ist, müssten sie ja hier im Kloster die Veränderung erfahren haben. Oder liege ich da falsch?«
»Ich... ich... es kann sein.«
»Aber Sie wissen es nicht?«
»Leider nein«, flüsterte sie.
»Warum nicht?«
»Weil ich es nicht kenne. Das heißt, ich kenne nicht alles, was sich hier befindet!«
»Sondern?«, drängte ich sie zum weitersprechen.
»Ich weiß es nicht mit Sicherheit, weil ich noch nie dort war. Es ist durchaus möglich, dass es hier einen großen Keller gibt, in dem sie sich aufgehalten haben.
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