Das Hexenkloster
doch glatt.«
»Bitte kommen Sie mit!«
Sie fragte uns nicht, was wir von ihrer Direktorin wollten. Hier lief alles nach festen Regeln ab, und auch wir wollten uns nicht nach Ellen Rankin erkundigen. Das würde erst passieren, wenn wir Marnie Steel gegenüberstanden.
Ich für meinen Teil glaubte, dass wir nicht den falschen Weg eingeschlagen hatten. Beweise gab es dafür nicht. Ich hörte mal wieder auf meinen Bauch.
Die Frau führte uns in den Gang hinein, dessen Beginn wir schon gesehen hatten. Weit mussten wir nicht gehen. Eine Tür lag an der rechten Seite, vor der die Frau stehen blieben. Mit dem zur Seite gestreckten Arm drängte sie uns noch zurück, bevor sie anklopfte, auf die Stimme von innen wartete und öffnete.
»Die beiden Besucher sind jetzt da«, kündigte sie an.
»Schon gut, Lorna. Du kannst wieder in die Halle gehen. Ich spreche allein mit ihnen.«
»Ja. Bis später.«
Der Weg war frei. Wir betraten das Büro der so genannten Direktorin und waren beide gespannt, was uns noch alles erwartete...
***
Zunächst mal eine Frau, die hinter einem breiten älteren Holzschreibtisch saß. Sie stand auf, nachdem wir die Tür hinter uns geschlossen hatten und einige Schritte in den recht großen Raum gegangen waren.
Marnie Steel war hoch gewachsen. Man dachte bei ihrem Auftreten sofort an einen herrschsüchtigen Typ Frau, die es gewohnt war, Befehle oder Anordnungen zu geben, In der grauen Kleidung sah sie noch strenger aus. Die kurzen dunklen Haare, der schmale Mund und zwei Augen, die uns misstrauisch entgegenschauten.
»Jetzt bin ich aber gespannt, was Scotland Yard von mir will«, sagte sie anstatt einer Begrüßung.
»Von Ihnen nichts«, sagte ich und stellte uns zunächst vor. Bill erhielt wie besprochen den Namen Snider.
»Gut.« Sie wurde etwas verbindlicher. »Wir können uns eigentlich auch setzen.«
»Gern.«
An der Wand gab es eine Sitzgruppe. Keine Sessel, sondern Stühle mit einer harten Sitzfläche. Ein brauner Tisch war auch vorhanden, zu trinken bot sie uns nichts an.
Mrs. Steel hatte sich kaum gesetzt, da übernahm sie das Wort. »Da es nicht um mich geht, wie Sie bereits angedeutet haben, würde es mich brennend interessieren, weshalb sie gekommen sind.«
»Gern.« Ich lächelte die Chefin an, die mir persönlich alles andere als sympathisch war. »Es geht um eine Frau, die hier bei Ihnen im Kloster einsitzt.«
»Aha. Das hätte ich mir denken können.«
»Warum?«
Die Frau hob die Schulter an. »Was hätte ich schon mit der Polizei zu tun haben können? Nichts. Ich stehe schließlich auf Ihrer Seite, meine Herren.« Sie winkte ab. »Das ist nicht das Thema. Um welche Person geht es denn?«
»Sie heißt Ellen Rankin.«
»Ach...«
»Ja, und sie lebt mit ihrem Sohn Kevin hier.«
Mrs. Steel nickte uns zu. »Stimmt. Ja, das stimmt in der Tat. Sie haben sich sicherlich informiert. Es gibt zahlreiche Frauen, die mit ihren Kindern hier leben. Wir sind wohl der sozialste Knast, den man sich vorstellen kann, wenn ich das mal so despektierlich ausdrücken darf. Wir sorgen dafür, dass die Frauen nicht völlig vom Leben abgeschnitten sind. Und ich denke, dass dies eine gute Sache ist. Die Frauen hier gehen in sich. Sie sind ihres Umfelds beraubt, das ist schlimm. Wir geben ihnen hier so etwas wie den Beginn einer neuen Chance. Sie haben etwas mitgenommen, ihre Kinder nämlich, und sie werden deshalb nicht so stark aus ihrem normalen Leben herausgerissen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich von einer Rückfallquote gehört habe. Wenn man davon sprechen kann, dann ist sie auf Null gesunken.«
»Das hörte sich gut an«, lobte Bill.
»Das ist auch gut, Mr. Snider.« Die Stimme bekam einen schärferen Klang. Zudem verengten sich die Augen der Frau ein wenig. »Deshalb verstehe ich nicht, was Sie hier wollen. Beamte von Scotland Yard haben uns noch nie in offizieller Mission besucht.«
»Das glauben wir Ihnen gern, Mrs. Steel«, sagte ich. »Nur ist es in diesem Fall anders.«
»Wieso?« Sie setzte sich aufrechter hin, was wir als eine leichte Abwehrhaltung ansahen.
»Es geht um eine Sache, die vor ihrer Einlieferung passiert ist. Dazu haben wir noch Fragen«, erklärte ich sehr freundlich und hoffte, das Misstrauen reduzieren zu können.
Marnie Steel schluckte, überlegte einen Moment und fragte dann: »Was ist denn der Grund ?«
»Den können wir Ihnen leider nicht sagen.«
»Ach? Berufsgeheimnis?«
»So ungefähr.«
»Und deshalb möchten wir gern mit Ellen Rankin
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