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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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kam?“
    „Sicher,
ungefähr jeden Tag zehnmal“, erwiderte Emilia mit beißendem Sarkasmus.
    „Es ist so:
Der Stammbaum deiner Familie kann bis in die Anfänge des 11. Jahrhunderts
zurückverfolgt werden - bis auf den zweiten Grafen von Savoyen, Amadeus I.,
genannt La Coda.“ Filomena grinste.
    „Wie? Sein
Beiname war der Schwanz? “, entfuhr es Emilia, von Filomenas
Frivolität überrascht.
    „Nicht so,
wie du denkst“, relativierte Filomena ihre Aussage. „Der Graf schien vielmehr
recht standesbewusst gewesen zu sein und trat deshalb stets mit großem Gefolge
auf. Daraus entstand sein Beiname.“
    „Das hört
sich sehr nach Piero an“, murmelte Emilia mehr an sich selbst gerichtet.
    Zu ihrer
Verwunderung ging Filomena jedoch darauf ein: „Du sprichst von deinem
unvergleichlichen Bruder…“
    „Wie? Du
kennst meinen Bruder Piero?“ Das überraschte Emilia.
    „Natürlich,
er war einige Male hier - nicht nur, um die Modalitäten deines Ehevertrages zu
besprechen“, erklärte Filomena.
    „Warum hat
er dann als offizieller Vertreter meiner Familie nicht an der Hochzeit
teilgenommen?“
    „Aber das
hat er! Er war in der Kathedrale dabei, ist aber vor dem Bankett abgereist.
Dein Bruder steht seit langem in den Diensten meiner Mutter. Sie muss ihn mit
irgendeinem Auftrag betraut haben. Sicher irgendetwas Gemeines.“
    „Du wolltest
sicher etwas ´Geheimes` sagen?“, berichtigte sie Emilia.
    „Nein, du
hast richtig gehört. Ich sagte tatsächlich Gemeines. “
    „Du scheinst
von deiner Mutter nur das Schlimmste zu erwarten“, stellte Emilia fest.
    „Natürlich!
Sie ist durch und durch böse und verdorben. Vergiss das nie, Emilia. Vor allem,
wenn sie versucht, dich zu umgarnen. Wenn sie etwas möchte, kann sie großen
Charme entwickeln. Viele sind ihr ins Netz gegangen, und in den seltensten
Fällen zu ihrem Vorteil.“
    „Was ist das
nun für eine Geschichte mit der Ahnentafel meiner Familie?“, kehrte Emilia zum
Ursprung zurück. „Nur weil die di Stefanos auf die ersten Herzöge von Savoyen
zurückgehen, sollte ich ihren Sohn heiraten?“
    „Natürlich
spielte auch eine Rolle, dass deine Mutter Agostina die Nichte von Maria-Adelaide
von Savoyen war, der Mutter des regierenden Königs Ludwig XV. Du bist seine
Großnichte und somit eng mit dem französischen Königshaus verbunden.“
    „Aber was
erzählst du denn da? Meine Mutter war eine einfache Bürgerliche! Darum wurde
mein Vater ja Zeit seines Lebens vom übrigen Adel ausgegrenzt. Er hat Mutter
aus Liebe geheiratet“, widersprach Emilia laut.
    Nun war es
an Filomena, überrascht zu schauen. „Sicher hat er das - nur, dass deine Mutter
Agostina dem europäischen Hochadel entstammt. Dein Vater, Emilia, ist mit ihr
durchgebrannt, weil er dem Vater seiner Auserwählten nicht hochwohlgeboren
genug war. Deine Mutter Agostina wurde daraufhin von ihrer Familie verstoßen. Das ist der Grund, warum sie sich auf die Burg in Santo Stefano zurückgezogen
haben.“
    Emilias Herz
raste. Sie mochte es kaum glauben, und doch wusste sie, dass Filomena die
Wahrheit sprach. Es bestätigte nur das, was sie immer geahnt hatte: Dass ihre
Eltern ein besonderes Geheimnis vor ihren Kindern verborgen gehalten hatten.
Doch Filomena ließ ihr keine Zeit, diese Enthüllung zu verarbeiten, sondern
schockierte sie mit der nächsten Ungeheuerlichkeit: „Dein Mann, mein Bruder, ist
der Urenkel des Sonnenkönigs. Du wiederum trägst nachweislich das Blut der
ersten Herrscher Italiens in dir und bist die Großnichte Ludwigs XV. Somit
könnte Euer gemeinsamer Sohn der legitime Begründer einer neuen italienischen
Dynastie werden.“
    „Dazu müsste
dieser Sohn erst einmal geboren werden“, entgegnete Emilia. Ihre finstere Miene
signalisierte deutlich, dass das Letzte, was sie zu tun gedachte, dem Herzog
einen Sohn und Erben zu gebären.
    „Dieser Sohn
wird geboren werden“, entgegnete Filomena lakonisch.
    „Nicht, wenn
ich mich vorher aus dem Fenster stürze“, rief Emilia impulsiv.
    „Das wirst
du bestimmt nicht tun, dafür bist du viel zu sehr dem Leben verhaftet. Du
würdest es niemals wegwerfen, solange du noch Kraft zum Kämpfen hast“, konterte
die junge Frau.
    „Du hast
Recht. Viel lieber lege ich deiner Mutter das Handwerk. Doch eines nach dem
anderen. Das Wichtigste ist jetzt, einen Plan für unsere Flucht zu entwerfen.“
    „Nein, das
Wichtigste ist diese erste Nacht mit meinem Bruder. Ich habe dir etwas
mitgebracht.“ Aus den Falten ihres Kleides zog

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