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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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versuchten, Purzelbäume zu schlagen. Katharina hatte den rätselhaften Unterton herausgehört und fragte deshalb: »Hast du solch einen Prinzen bereits gefunden? Du bist eben rot geworden. Erzähl, ist er schon mit einer anderen verheiratet? Wer ist es?«
    Erschrocken blickte Gudrun Katharina an.
    »Jetzt wirst du ja ganz blass um die Nase. Kenne ich ihn etwa?« Katharina grübelte, doch Gudrun sagte ungehalten: »Das geht dich nichts an, Katharina. Jetzt bist du an der Reihe. Sicherlich willst du mit deinen Fragen nur von deinem Traum ablenken, damit du ihn nicht erzählen musst …«
    »Nein, das stimmt nicht. Nur habe ich nicht solch einen großen Traum. Mein Traum ist klein und unscheinbar …«
    »Jetzt erzähl endlich, schließlich sind wir Freundinnen«, forderte Gudrun sie ungeduldig, aber mit einem freundlichen Augenzwinkern auf.
    »Ich möchte so sein wie die heilige Elisabeth …«
    »Wie welche Elisabeth? Etwa unsere? Unsere Elisabeth von Thüringen?«
    Als Katharina nickte, fragte Gudrun weiter: »Aber die war auch reich und hatte viele Kinder, genauso wie ich es haben möchte …«
    Katharina lachte laut auf: »Du willst dich wohl nicht mit ihr vergleichen! Sie war edelmütig, selbstlos und hat den Armen geholfen!«
    »Also ich weiß nicht, Katharina, meine Großmutter erzählte mal, dass Elisabeth sich gegeißelt haben soll, bis Blut spritzte, außerdem hat sie kaum etwas gegessen und war abgemagert … genau wie du … Ich sehe keinen Grund, ihr nachzueifern.«
    »Ach, Gudrun, du verstehst das nicht. Elisabeth hat Wunder vollbracht, sonst wäre sie sicherlich nicht heiliggesprochen worden.«
    Gudrun zuckte nur zweifelnd mit den Achseln.
    »Woher willst du das wissen, Katharina?«
    »Ich weiß es von unserem Pastor … Mit dem habe ich über sie gesprochen.«
    »Dann erzähl mir etwas über sie, denn ich habe keinen blassen Schimmer, welche Wunder sie vollbracht haben soll.«
    »Du willst wirklich, dass ich dir von der heiligen Elisabeth erzähle?«, fragte Katharina mit leuchtenden Augen. Gudrun nickte. Die beiden großen Buben lagen mittlerweile erschöpft neben ihrem schlafenden Bruder, und so streckte sich Gudrun ebenfalls aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und wartete gespannt, was ihre Freundin zu erzählen hatte.
    »Elisabeth war eine Königstochter aus Ungarn. Sie wurde bereits mit vier Jahren auf die Wartburg gebracht, da sie Hermann, dem Sohn des Herzogs von Thüringen, versprochen war. Ich glaube, das war ein politisches Abkommen. Wer würde sonst sein vierjähriges Kind einem Mann versprechen? Jedenfalls starb Hermann, als Elisabeth neun Jahre alt war. Deshalb heiratete sie mit vierzehn Jahren seinen Bruder Ludwig …«
    »Das ist so ähnlich wie bei dir, Katharina, nur dass ihr Schwestern wart.«
    Katharina warf Gudrun einen düsteren Blick zu, sodass sie verstummte. Dann fuhr sie in ihrer Erzählung fort: »Es wird berichtet, dass sich Ludwig und Elisabeth sehr mochten, wahrscheinlich, weil sie zusammen aufgewachsen waren. Sie bekamen einen Sohn und zwei Jahre später eine Tochter. Elisabeth
soll Ludwig häufig auf seinen Reisen durchs Land begleitet haben. Doch wenn ihr Mann abwesend war, musste Elisabeth die Aufgaben der Regentin ausüben, was sie sehr gewissenhaft getan haben soll. Obwohl sie beim Volk sehr beliebt war, spürte Elisabeth tiefe Unruhe, da sie das Gefühl hatte, dass ihr Leben sie nicht erfüllte. Eines Tages lernte sie zwei Mönche des Franziskanerordens kennen. Das Studium des Lebens des heiligen Franz von Assisi öffnete ihr die Augen. Sie wollte ein gottgefälliges Leben führen, wie er es getan hatte …«
    »Hast du etwa auch einen Mönch kennengelernt?«
    Katharina verneinte Gudruns unüberlegte Frage und sprach weiter: »Elisabeth wies den Franziskanern eine Kapelle in Eisenach zu, damit sie dort ein Kloster gründen konnten. Die Mönche lehrten sie, dass Nächstenliebe tief empfunden werden musste, um ein gottesfürchtiges Leben führen zu können. Als Elisabeths Mann Ludwig in Italien weilte, brach eine schreckliche Hungersnot in Thüringen aus. Elisabeth ließ die landgräflichen Kornkammern öffnen. Auch soll sie Kleidung und gräflichen Hausrat verkauft haben, um die Not der Armen zu lindern. Sogar die Errichtung eines Hospitals war ihr Verdienst. Ludwig hingegen fühlte eine andere Berufung und schloss sich den Kreuzzügen an, obwohl Elisabeth wieder guter Hoffnung war. Doch er starb an einer Seuche, noch bevor er Palästina erreicht hatte. Kurz

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