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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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wollten, bat Burghard, in die Kirche gehen zu dürfen.
    »Du willst wohl für deine unkeuschen Gedanken um Vergebung bitten!«, spottete Servatius gehässig.
    Der Magier hingegen sah Burghard prüfend an. Als sich das Gesicht des Jungen mit heißer Röte überzog, war er beruhigt, denn er glaubte, dass nichts anderes ihn zum Kirchgang veranlasste, als der Wunsch zu beichten.
    »Ja, geh in die Kirche, mein Junge. Anschließend kannst du
dir den Rest des Kanincheneintopfs wärmen. Warte nicht auf uns, es kann spät werden.«
    Der Magier hatte nicht erkannt, was in Burghard vorging und welcher Sturm wachsender Zweifel und quälender Fragen in ihm tobte. Der junge Mönch wollte den Herrn um Hilfe bitten, Ordnung in seine verwirrten Gedanken zu bringen.
    Keiner der drei Männer ahnte, dass dies das letzte Mal sein sollte, dass sie sich sahen.

Kapitel 28
    Katharina wusste nicht, wie ihre Mutter Otto überredet hatte, dass Gudrun sie bei der Kinderbetreuung unterstützen durfte. Im Grunde wollte sie es auch gar nicht wissen, Hauptsache sie konnte hin und wieder einige Stunden ohne die Kinder verbringen. Zwar hatte sie Otto versprechen müssen, nicht mehr ins Armenhaus zu gehen. Doch während sie ihm dies zusagte, hatte sie Mittel- und Zeigefinger der linken Hand hinter ihrem Rücken gekreuzt. Dieses Fingerkreuzen entband sie von dem Versprechen und galt nicht als absichtlich ausgesprochene Lüge, wie Katharina zu wissen glaubte.
    Anfangs kam Gudrun wie vereinbart jeden Sonntag, doch dann kam sie sogar mittwochs und schließlich fast täglich. Die beiden Mädchen freundeten sich an, was Katharina gefiel. War da doch endlich ein Mensch, der ihr zuhörte und mit dem sie plaudern konnte.
    An einem warmen Nachmittag gingen sie mit den Kindern zum Spielen auf eine Wiese. Hannes und Mathias tobten zwischen den Obstbäumen umher, Fritzchen lag schlafend auf der Decke, und die beiden Mädchen erzählten sich von ihren Träumen.
    Gudrun schien zu wissen, was sie wollte: »Ich werde einen
Mann heiraten, der so vermögend ist, dass er mir alles kaufen kann«, erklärte sie. »Dann will ich mindestens vier Kinder bekommen, doch nur, wenn er mir verspricht, eine Amme und eine Kinderfrau einzustellen und natürlich auch Hilfe für den Haushalt. Ich selbst werde keinen Finger rühren, sondern nur das Gesinde beaufsichtigen und dafür Sorge tragen, dass die Leute auch ordentlich arbeiten. Ich werde auf dem Sofa liegen und französische Köstlichkeiten essen. Wenn ich immer runder werde, erfreut sich mein Mann an mir …«
    Dabei sah Gudrun abschätzig Katharina an, die in ihren Augen viel zu dürr war, obwohl sie wieder zu essen begonnen hatte. Doch diese bemerkte ihren Blick nicht, und Gudrun fuhr fort: »Sonntags führt er mich aus, und ich trage die prächtigsten Kleider weit und breit … Und jeden Tag erzählt er mir, wie schön er mich findet …«
    Katharina konnte nicht an sich halten und prustete los.
    »Solch einen reichen Mann musst du dir beim Bäcker backen lassen. Ich kenne keinen, der so viel Geld hat, um sich all das leisten zu können. Auch kenne ich keinen Mann, der seine Frau so vergöttert … Die meisten sitzen doch nur im Wirtshaus und verschwenden weder einen Gedanken an ihre Kinder noch an ihre Frauen zu Hause. Sie vergnügen sich eher mit den Mägden als mit ihrer eigenen Frau. So einen findest du überall. Nimm zum Beispiel meinen Schwager Otto. Der verhält sich auch nicht anders.«
    Bei den letzten Worten ihrer Freundin wurde Gudrun puterrot im Gesicht, und die Röte überzog sogar ihren Hals bis zum Brustansatz. Erstaunt musterte Katharina sie, doch bevor sie weitersprechen konnte, fauchte Gudrun sie an: »O Katharina, wie kann man nur so sein? Von dir höre ich stets nur Schlechtes über Männer. Lass sie doch tun, was sie wollen, wichtig ist nur, dass ich ein bequemes Leben habe. Mir wäre es sogar recht, wenn mein zukünftiger Mann Freude an anderen Weibsbildern hätte. Ich würde ihm das täglich unter die Nase reiben
und mich dann mit Schmuck und schönen Kleidern besänftigen lassen …«
    »Gudrun, du bist genauso berechnend wie ein Mann!«, sagte Katharina empört, doch im selben Moment fing sie an zu lachen, und Gudrun stimmte in das Lachen ein.
    »Katharina, wir wollten uns unsere Träume erzählen. Das war meiner, und du weißt: Träume sind Schäume! Doch manchmal gehen sie auch in Erfüllung …«, fügte sie geheimnisvoll hinzu und schaute nachdenklich den beiden Buben zu, wie sie

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