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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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bereits, Lutz. Davon abgesehen, ist mir mein Leben gleichgültig geworden. Hier geht es nur um die Zukunft von Johann und Franziska. Sie lieben sich …«
    Prüfend sah der Pfarrer seine Schwester an.
    »Woher kommt dein Sinneswandel, Annerose? Vor einigen Tagen hast du noch anders gesprochen.«
    »Ich gebe zu, dass ich mich eines Besseren belehren ließ. Ja, ich habe meine Ansicht geändert.«
    Lambrecht nickte.
    »Ich bin froh, dass du jetzt anders denkst. Bevor ich euch aber den Ort nenne, an dem Franziska sich aufhält, möchte ich zuerst mit ihr darüber sprechen. Sie beabsichtigte schon am Tag, als sie den Hof verlassen hat, weiterzuziehen, da sie den Gedanken nicht ertragen konnte, in deiner Nähe, Johann, zu sein, ohne dich sehen zu können oder mit dir zusammen zu sein. Auch sie muss bereit sein, alle Folgen tragen zu wollen. Ich werde ihr deine Nachricht zukommen lassen, Johann. Sei geduldig, mein Sohn, und bete. Gott wird das Richtige für euch entscheiden. Nun macht euch auf den Heimweg. Wir hören bald voneinander. Annerose, geh deinem Mann aus dem Weg, und bedenke, was ich dir geraten habe.«
    Sie nickte und umarmte ihren Bruder. Wenn Johann und Franziska erst einmal in Sicherheit waren, wüsste sie, was sie zu tun hatte.

Kapitel 32
    Gegen Abend hatte der Regen aufgehört. Fast drei Tage lang hatte er Wiesen und Felder durchtränkt und auf den Wegen große Pfützen hinterlassen. In der Hitze, die sich nun wie eine Glocke über das Land stülpte, verdampfte das Wasser langsam, und schon bald würden die Menschen wieder unter der Sonne ächzen und sich den Regen zurückwünschen. In diesem Sommer war das Wetter so wechselhaft wie die Launen der Leute.
     
    In der Kirche hoffte Burghard Ruhe zum Nachdenken zu finden. Die Begegnung mit Magister Behrhoff im Rathaus zu Worbis und die ungeheuerlichen Worte, die dieser gesprochen hatte, ließen ihn nicht mehr los. Bis vor wenigen Tagen hatte er noch nicht einmal geahnt, dass es Männer gab, die sich gegen die Verfolgung von bösen Frauen öffentlich aussprachen.
    Servatius und Barnabas hätten sicherlich gern gesehen, wenn er das Gehörte sofort wieder vergessen hätte. Doch das konnte er nicht.
    Sagten diese Männer tatsächlich die Wahrheit? Doch was war die Wahrheit? Burghard hatte die Erfahrung gemacht, dass Wahrheit für jeden etwas anderes war und jeder seine eigene als die einzig richtige empfand.
    Grundsätzlich war er der Ansicht, dass Hexerei mit dem Tod bestraft werden müsse – ebenso wie Untreue zum Glauben. Doch was war, wenn diese Menschen tatsächlich krank und nicht vom Teufel verführt worden waren? Das peinliche Verhör
der Greta Ackermann hatte Burghard vor Fragen gestellt, auf die er keine Antwort wusste. Bruder Kuno, Bruder Paschalis sowie Bruder Ruppert waren unerreichbar im Kloster, und seine beiden Wegbegleiter … die wollten keine Fragen hören, die ihre einträglichen Geschäfte bedrohen könnten.
     
    Zusammengesunken saß Burghard in der Bank. Dann ließ er seinen Blick durch die leere Kirche wandern, als ob dort irgendwo eine Antwort zu finden wäre.
    Wenn die Sonne mittags ihren höchsten Stand erreicht hatte, war der grobe Steinboden des Gotteshauses mit bunten Lichtsprenkeln übersät und tauchte das Innere der Kirche in ein warmes Licht. Jetzt aber brach sich das schwindende Tageslicht mit letzter Kraft in den bunten Gläsern.
    Burghard kniete sich in die erste Reihe der Bänke und faltete die Hände zum Gebet. Kaum hatte er seinen Kopf gesenkt und leise begonnen, sein Gebet zu sprechen, als er hinter sich eine Bewegung wahrnahm. Erschrocken hielt er inne und sah sich um. In der hinteren Reihe, durch das abnehmende Tageslicht nur undeutlich zu erkennen, saß ein Mann.
    Beruhigt wollte der junge Mönch in seinem Gebet fortfahren, als er hörte, wie der Fremde aufstand und auf ihn zukam.
    »Sucht Ihr Vergebung im Gebet?«, fragte der Mann. Burghard konnte das Gesicht des Unbekannten nur unklar erkennen, glaubte jedoch, die Stimme schon einmal gehört zu haben. Ohne um Erlaubnis zu fragen, setzte sich der Mann neben den Mönch. Jetzt wusste Burghard, wer der Fremde war – Magister Johannes Behrhoff. Erschrocken senkte der Junge den Blick – spürte jedoch, dass der andere ihn unverhohlen anstarrte.
    »Du gehörst zu dem Magier!«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, versuchte Burghard auszuweichen.
    »Es gibt hier in der Gegend keine weiteren Mönche. Außerdem habe ich dich im Rathaus gesehen.«
    Burghard blieb nichts übrig,

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