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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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die Augen. Sie war vor Angst wie gelähmt, da sie befürchtete, dass er sie wieder schlagen könnte. Erst als Johann sie fragte: »Mutter, was ist mit Franziska?«, wurde ihr klar, dass ihr Mann über das Mädchen gesprochen hatte.
    Annerose öffnete die Augen wieder und sah zu ihrem Mann, der mit donnernder Stimme weitersprach: »Hast ihm wohl noch nichts gesagt von der Hexe?«
    Eine ekelerregende Schnapsfahne wehte ihr entgegen. Mit vor Schmerz verzogenem Gesicht versuchte Johann sich aufzurichten, doch seine Mutter drückte ihn sanft zurück ins Kissen.
    »Nein, Casper, ich habe ihm nichts gesagt, zumal die Sache erledigt ist, da das Mädchen nicht mehr da ist.«
    »Wo ist Franziska, Mutter? Und weshalb nennt er sie eine Hexe?«, wollte Johann wissen.
    »Nichts hat sich erledigt! Ich weiß, dass sie noch hier in der Nähe ist, und ich werde sie finden. Für dieses Frauenzimmer gehe ich bestimmt nicht ins Gefängnis, und ebenso wenig lasse ich mich zum Gespött der Leute machen!«
    Bonners Stimme drohte sich zu überschlagen. Annerose nahm all ihren Mut zusammen. Sie wollte sich nicht länger von seiner mächtigen Gestalt und seinem lauten Gebrüll einschüchtern lassen. Er war ihr schon seit langem zuwider, und schon zu lange hatte sie seine üblen Launen stumm ertragen. Damit war nun Schluss! Sie würde ihrem Sohn helfen, Franziska zu finden, und den beiden ihren Segen geben. Koste es, was es wolle!
    »Lass das Mädchen in Ruhe, Casper! Sie hat dir nichts getan. Wenn Johann sie heiraten will, dann hat er meinen Segen.«
    »Du wagst es, dich gegen mich zu stellen?« Annerose konnte nicht mehr ausweichen, und der Schlag traf sie mitten ins Gesicht. Sie hörte, wie ihr Nasenbein brach, und sie schmeckte das Blut, das ihr den Schlund hinunterlief. Viel schlimmer war jedoch Johanns Schrei, weil er zusehen musste und seiner Mutter nicht helfen konnte.
    »Dieses Miststück zerstört mein Leben nicht! Hast du das verstanden? Wenn nicht, dann prügele ich es in dich hinein, so lange, bis du weißt, dass man seinem Mann nicht widerspricht.
    »Und du …«, Bonner wandte sich seinem Sohn zu, »bist besser still. Dein Liebchen wird der Hexerei angeklagt, so wahr ich Casper Bonner heiße …«
    »Nein!«, schrie Johann. Er versuchte, sich im Bett aufzurichten, doch seine Beine gehorchten ihm nicht. Er fühlte sich wie festgekettet.
    »Franziska hat niemandem etwas getan. Lass sie in Ruhe, Vater, ich flehe dich an …«
    Bonner lachte hämisch. Er schwankte und konnte sich kaum mehr aufrecht halten.
    »Sie wissen von dem Hexenmal, und sie wollen es sehen!«
    »Von was sprichst du? Welches Hexenmal?«
    »Ach … dich hat sie noch nicht zwischen ihre Beine gelassen? Eine Hure ist sie! Jeder kennt das Mal über ihrem weißen Arsch …« Bonner zeigte auf die Stelle, wo er den kleinen Fleck bei Franziska entdeckt hatte.
    »Du lügst …«, brüllte Johann unter Tränen.
    »Woher sollte ich es sonst wissen, wenn sie mich nicht zu sich ins Bett geholt hätte?«, log Bonner und weidete sich an dem entsetzten Gesicht seiner Frau. Ihre Nase war mittlerweile dick angeschwollen und dunkelblau verfärbt. Annerose wurde
übel vom Geschmack des Blutes in ihrem Mund, sie wagte aber nicht, sich zu bewegen.
    »Ich weiß, dass dein Bruder dem Mädchen geholfen hat. Er denkt zwar, ich bin einfältig, aber ich durchschaue ihn! Er wäscht seine Hände in Unschuld, aber wahrscheinlich hat er die Schlampe ebenfalls bestiegen. Sei’s drum, ich werde schon herausfinden, wo er sie versteckt hat. Früher oder später. Und dann gnade ihnen Gott! Das kannst du ihm von mir bestellen!«
    Wankend verließ Bonner die Kammer seines Sohnes. Vor der Tür reckte er noch einmal drohend die Faust in die Höhe.
    Als Johann ihn die Treppe hinunterpoltern hörte, versuchte er, aus seinem Bett zu steigen. Seine Mutter kauerte mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden.
    »Ich rufe den Arzt!«, sagte Johann, doch seine Mutter hob abwehrend die Hand.
    »Ich werde einen kalten Umschlag auf die Nase legen. Mehr kann man nicht tun. Viel wichtiger aber ist, dass ich zu deinem Oheim gehe …«
    »Mutter, sag mir bitte, was los ist. Wo ist Franziska, und wie kommt Bonner dazu, so etwas zu sagen?«
    Annerose sah erstaunt auf. Johann sprach nicht mehr von seinem Vater, sondern nannte nur seinen Nachnamen. Sie berichtete ihrem Sohn, was sich zugetragen hatte, seit er das Bett hüten musste. Zum Schluss fragte sie ihn: »Glaubst du, dass Franziska Casper zu sich ins Bett geholt

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