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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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neben ihm gestanden, ohne dass Burghard es bemerkt hatte. Anhand des Ausdrucks, den das Gesicht des jungen Mönchs jetzt annahm, konnte der Magister erkennen, dass dieser nicht mehr umhinkonnte, sich die ungeheuerliche Frage zu stellen, wie der Magier und Dr. Eisenhut wohl gehandelt hätten, wären sie mit dem Fall Thea Hofmann konfrontiert gewesen.
    Burghard wurde blass. Hastig nahm er den Becher Wein, den der Magister ihm entgegenhielt, und leerte ihn in einem Zug.
    Dann sprang er auf, bedankte sich und rannte hinaus auf die Straße in Richtung des Lagers. Er wollte Barnabas und Servatius von Thea Hofmann berichten und sie von der Falschheit ihres Handelns überzeugen.
    Indes nahm Magister Behrhoff zufrieden einen Schluck Wein und dankte seinem Schöpfer, dass er zumindest diese Seele hatte retten können.

    Es war stockfinster, als Burghard aufgebracht durch das Untertor schritt. Die Nacht war nach dem Regen schwül. Schweiß tropfte von seiner Stirn. Wut stieg in ihm auf angesichts der Tatsache, dass man Ansichten von Männern wie Spee, Tanner und Weyer nicht gelten lassen wollte. Er war nun der festen Überzeugung,
dass diese Männer allein wie wahre Christen handelten. Die seine und die Bestimmung seiner Glaubensbrüder war es, den Frauen zu helfen, anstatt sie als Hexen zu verdammen. Das war sicherlich mehr im Sinne des Allmächtigen, als sie zu verbrennen.
     
    Der junge Mönch hätte um all die armen Seelen weinen mögen, die bereits verloren waren. Doch Greta Ackermann konnte er noch retten. Burghard war fest entschlossen, Servatius und Barnabas davon zu überzeugen, dass die Frau geheilt werden konnte und sie dann den Weg zu Gott wieder finden würde.
     
    Voller Tatendrang erreichte er den Zeltplatz, der trotz der späten Stunde durch mehrere Lagerfeuer erhellt wurde. Aufgeregte Stimmen waren zu hören. Der junge Mönch wusste nicht, warum, aber ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. So versteckte er sich hinter einem abgestellten Heuwagen. Als er im Schein des Feuers das wutverzerrte Gesicht Servatius’ erkannte und hörte, wie der Mönch Burghards Namen regelrecht ausspie, wusste er, dass etwas passiert war, für das man ihn verantwortlich machte.
     
    Angespannt verfolgte der junge Mönch von seinem sicheren Versteck aus, was auf dem Platz vor sich ging.
     
    Er konnte sich nicht erklären, was man ihm vorwarf. Dass er erst zu später Stunde zurückkehrte, konnte kaum der Grund für die große Aufregung sein. Burghard drückte sich noch näher an den Karren. Barnabas, der mit einigen Männern aus der Stadt gesprochen hatte, die daraufhin mit Stöcken das Ufer des Flusses absuchten, ging zu Servatius und sprach ruhig auf ihn ein. Dieser aber ließ sich nicht besänftigen, sondern schrie: »Ich bringe ihn um!«
    Burghards Herz begann zu rasen, und er kroch hinter ein Speichenrad. Am liebsten wäre er sofort zu seinem Lehrmeister gegangen und hätte ihm gesagt, dass er nichts Unrechtes getan hatte. Doch die Angst vor Schlägen hielt ihn zurück.
     
    Dann keimte in ihm der Gedanke, dass Barnabas und Servatius von seinem Besuch bei dem Magister erfahren haben könnten und nun glauben mussten, er habe Schlechtes über sie erzählt.
     
    Ja, nur das konnte der Grund für das lautstarke Spektakel sein. Glücklich, dass er den Irrtum aufklären konnte, wollte Burghard gerade aus seinem Versteck hervortreten, als er Barnabas’ kräftige Stimme hörte. Zwischen den Speichen hindurch erblickte der Junge den Magier und hatte das Gefühl, dass sich ihre Blicke in der Dunkelheit trafen. Was Burghard dann vernahm, ließ ihn erstarren. Er wusste nun, dass ihm keine andere Wahl blieb, als von diesem Ort zu fliehen.

Kapitel 33
    Annerose blieb die nächsten Tage auf ihrem Zimmer, da sie sich für ihr geschundenes Gesicht schämte. Es hatte sich grün und blau verfärbt, und der Bluterguss war in ihre Augenhöhlen gezogen und verlieh ihrem Aussehen etwas Gespenstisches. Da sie außerdem Angst hatte, ihr Mann könne sie erneut schlagen, schloss sie sich in ihrem Schlafzimmer ein. Seitdem Bonner ihr das Nasenbein gebrochen hatte, sprach sie kein Wort mehr mit ihm und würde es auch in Zukunft nicht tun. Sie wollte ihn für das, was er ihr angetan hatte, bestrafen, auch wenn sie wusste, dass es ihm einerlei war. Das Schweigen war eine kleine Genugtuung für sie, und selbst als Bonner wütend gegen die massive Holztür schlug,
blieb sie stumm auf der Bettkante sitzen und wartete, dass er wieder gehen würde. Irgendwann

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