Das Hexenmal: Roman (German Edition)
als zu nicken.
»Wo sind deine beiden Freunde abgeblieben?«
»In der ›Silbernen Rose‹.«
»Ah, sie feiern wohl ihre gefüllten Geldbeutel! Was tust du dann hier? Du willst doch wohl nicht um Vergebung bitten?«
»Warum sollte ich um Vergebung bitten? Ich habe nichts getan …«
»Ach, warst du etwa nicht bei der peinlichen Befragung dabei?«
»Doch, aber ich habe nur zugeschaut«, erwiderte der Junge. Als der Magister mit Schweigen antwortete, fragte Burghard, um die unangenehme Stille zu durchbrechen: »Was macht Ihr in der Kirche, schließlich ist keine Messe?«
Ein ironisches Lächeln zuckte um die Mundwinkel des Magisters.
»Ich bete und bitte um Vergebung!«
»Für die böse Frau?«, fragte Burghard arglos.
Kurz sah es so aus, als ob Behrhoff ihn scharf zurechtweisen wollte, doch der reine Blick des Jungen hielt den Mann zurück.
Behrhoff wusste, dass er seinen Zorn nicht an Burghard auslassen konnte, da er dem Magier und vor allem Dr. Eisenhut grollte. Außerdem lag etwas im Blick des jungen Mönchs, das seine Unwissenheit verriet. Der Magister faltete ebenfalls die Hände und sah zum Altar.
»Nein, nicht für Greta Ackermann. Für sie erbitte ich wenig Schmerz und einen raschen Tod. Vergebung erhoffe ich für euch und den Rat der Stadt. Für die Männer, die Greta so viel Leid antun. Die sie verdammen, anstatt ihr zu helfen.«
»Aber sie hat zugegeben, eine Hexe zu sein und mit dem Teufel Unzucht getrieben zu haben.«
»Wann hat sie das zugegeben? Bei einem Glas Wein?«
Fragend blickte Burghard auf, da er den Sinn der Worte nicht verstand.
»Natürlich nicht. Barnabas hat ihr eine Wahrheitsdroge gegeben … Da hat sie alles gestanden. Außerdem hat sie weitere Hexen erwähnt. Ohne die Mixtur hätte sie nie und nimmer zugegeben, die Frau des Richters verhext zu haben. Sicherlich würde sie weiterhin Mensch und Tier mit Schadenszauber belegen.«
»Du bist ein wahrlich unbedarfter, unwissender junger Mann, der das nachplappert, was dumme Menschen dir vorsprechen …«
»Nein, das tue ich nicht!«, brauste Burghard auf, dämpfte dann aber seine Stimme in dem Bewusstsein, dass er sich in einem Gotteshaus befand.
»Ich habe mir meine eigenen Gedanken gemacht, aber finde keine Antworten. Niemand kann mir dabei helfen …«
Nachdenklich musterte der Magister den jungen Mönch. Unverhohlen fragte er ihn dann: »Wie denkst du über den Magier und den anderen Mönch? Wie heißen sie doch gleich? Barnabas und Servatius?«
Der Junge nickte und traute sich kaum den Blick zu heben. Was wollte der Mann von ihm? Burghard würde sich hüten, seine Gedanken preiszugeben, da er schlimme Folgen befürchtete.
Als Behrhoff den jungen Mönch erkannt hatte, war er erschrocken in eine Ecke der Kirchenbank zurückgewichen, da er vermutete, dass der Magier und Servatius ihm folgen würden. Behrhoff hatte sich erst entspannt, als er sicher sein konnte, dass Burghard allein gekommen war. Der Junge war ihm schon im Rathaus aufgefallen, wo er zwar schüchtern im Raum gestanden, aber das Geschehen mit wachen Augen beobachtet hatte. So beschloss er, zu ihm zu gehen und mit ihm zu sprechen.
Behrhoff selbst hatte heute Trost in der Kirche gesucht, da er das Unvermeidliche nicht hatte aufhalten können – wie schon so oft in seinem Leben. Er suchte ebenso wie der Mönch im Gotteshaus nach Auswegen, die sich ihm nirgendwo sonst eröffnen würden. Antworten hatte Behrhoff bereits gefunden. Er suchte die dazugehörigen Fragen, und das erwies sich als bedeutend schwieriger. Der Magister hoffte, dass es kein Zufall war, dass der junge Mönch sich ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt in der Kirche aufhielt.
»Kennst du die Schriften von Adam Tanner?«
Burghard zuckte bei der Frage zusammen. Um nicht antworten zu müssen, tat er so, als sei er im Gebet versunken.
Doch Behrhoff sprach weiter: »Johannes Friedrich Spee, ein weiterer Mann, der sich traut, den Mund aufzumachen, hat erkannt, dass manches in der Welt einem ungewöhnlich erscheinen mag und trotzdem nichts Schlechtes darstellt. Die Natur birgt vieles, was uns fremd ist. Verdunkelt sich der Himmel, oder weiß ein Arzt keinen Rat, dann flüchten die Menschen sich in Aberglauben und vermuten Hexen am Werk. Schnell hat man Schuldige gefunden, die dann für alles Ungewöhnliche und jeden Schaden verantwortlich gemacht werden …« Er sah zu Burghard und fügte hinzu: »So und nicht anders werden Menschen zu Hexen erklärt …«
Aufmerksam hatte der junge Mönch
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