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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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kleiden. Als Annerose Franziska bei der Anprobe half, hielt das Mädchen einen Moment lang inne und blickte sie an. Dann sprach sie: »Ich habe Euren Mann nie in mein Bett gelassen.« Erstaunt sah Annerose das Mädchen an.
    »Johann hat mir berichtet, dass der Großbauer behauptet, ich hätte ein Hexenmal und dass er das wüsste, weil ich ihn … Das habe ich aber nicht! Ich weiß nicht, woher er von meinem Mal auf dem Rücken weiß. Aber bitte glaubt mir, dass es kein Hexenmal ist. Ich bin keine böse Frau, und ich habe über niemanden einen Schadenszauber gelegt …« Zuerst war Annerose erschrocken, weil Franziska bestätigte, ein Mal auf dem Rücken zu haben. Aber da sie selbst ebenfalls Male am Körper trug und deshalb auch nicht gleich als Hexe verleumdet wurde, musste es bei Franziska ebenso sein. Die Mutter beglückwünschte ihren Sohn in Gedanken zur Wahl seiner zukünftigen Frau. Franziska war nicht nur ein ausnahmslos hübsches Mädchen, sondern auch ehrlich, mit einem geraden Blick. Annerose küsste die Stirn der jungen Frau und besiegelte so ihr Einverständnis zur Hochzeit. Später erzählte Annerose ihrem Bruder von ihrem Eindruck. Lutz nickte zustimmend. Doch dann sagte er: »Es wäre da noch eine Sache: Franziska ist katholisch, aber vor der Heirat muss sie das lutherische Bekenntnis annehmen.«
    »Hast du mit ihr und Johann darüber gesprochen?«
    »Ja. Sie weiß davon und ist bereit dazu.«
    »Dann werden ihre Kinder später …«
    Weiter kam Annerose nicht, denn mit einem Mal schluchzte sie und presste weinend den Kopf an die Schulter des Bruders. Plötzlich war ihr bewusst geworden, dass sie niemals ihre Enkelkinder sehen würde. Auch, dass ihr eigenes Leben von nun an der Hölle gleichen würde. Am liebsten wäre sie mit den jungen Leuten fortgegangen, doch dafür war sie mittlerweile zu alt. Die Gelegenheit zu gehen, hatte sie vor langer Zeit vertan. Lutz schien ihre Gedanken zu erraten, denn er sagte liebevoll
zu ihr: »Verlass deinen Mann. Ich werde dir helfen – du kannst bei mir wohnen.«
    Doch Annerose wusste, dass Bonner sie nie in Ruhe lassen würde. Erst recht nicht, wenn er entdeckte, was sie ihm genommen hatte – sein Gold.
    »Danke, Lutz, ich weiß deine Liebe und Fürsorge zu schätzen, aber ich habe andere Pläne. Ich hoffe, dass du diese billigen und mich nicht verdammen wirst.« Sie wich seinem fragenden Blick aus, lächelte ihn dann aufmunternd an und strich ihm zärtlich über die Wange. Dann ging sie in die Burg, um ein weiteres Mal den Freiherrn um Hilfe zu bitten.

    Nachdem Franziska sich zum lutherischen Bekenntnis entschlossen und es bekräftigt hatte, führte Adolph Ernst sie zu dem kleinen Altar im Kornhaus. So, wie ein Vater seine Tochter übergibt, legte auch der Freiherr nun die Hand der Braut in die Hand des Bräutigams. Johann traute seinen Augen nicht, als Franziska in einem weißen Spitzenkleid, das das Hochzeitskleid der Freifrau gewesen sein musste, vor ihm stand. Ihre Locken zierte ein hauchdünner Schleier, der mit Perlenklemmen festgesteckt war. Johann war sprachlos und konnte seinen Blick nicht mehr von ihr wenden. Mit einem stummen Kopfnicken dankte er Freifrau Hedwig sowie seiner Mutter für dieses Geschenk. Franziska hatte den Blick ihres Liebsten bemerkt und hätte weinen können vor Freude.
    Auch Johann war festlich gekleidet, denn auch der Freiherr hatte ihm ein prächtiges Gewand überlassen. Pfarrer Lambrecht hielt eine bewegende Hochzeitspredigt, die manchen Hochzeitsgast zu seinem Taschentuch greifen ließ. Ein Kuss des Paares besiegelte das Eheversprechen. Als die Frischvermählten vor die Kornkammer traten, empfing sie lauter Jubel.
    Unbemerkt hatte sich das Gesinde vor dem Gebäude eingefunden,
um lautstark zu gratulieren. Danach führte Johann seine Frau zum Hofplatz, wo Tische und Bänke aufgestellt waren. Gefüllte Schüsseln und Platten luden zum Essen ein.
    Zu vorgerückter Stunde saß Annerose allein etwas abseits und beobachtete schwermütig das ausgelassene Treiben. Lutz gesellte sich zu ihr und tröstete sie mit den Worten: »Johann hat eine gute Wahl getroffen. Er ist ein anständiger Junge und wird sein Leben geschickt meistern.«
    »Ja, das wird er, schließlich hat er den guten Charakter seines Vaters und ist sein Ebenbild.«
    Ungläubig blickte der Pfarrer seine Schwester an. Mit Bonner hatte Johann wahrlich nichts gemein.
    Annerose lächelte und entschloss sich, auch ihm von Johannes, dem Schäfer, zu erzählen.

    Es war

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