Das Hexenmal: Roman (German Edition)
ihr Kissen und hoffte, dass sie bald Schlaf überkommen und am Nachdenken hindern würde.
Als Münzbacher sicher sein konnte, dass seine Frau berauscht bis zum nächsten Morgen schlafen würde, wartete er noch einige Zeit, bis Ruhe auf dem Gestüt eingekehrt war. Dann verließ er das Haus.
Fast geräuschlos führte er sein Pferd hinaus hinter den Teich und saß erst auf, als er sicher war, dass man ihn nicht mehr hören konnte.
Sein Weg führte ihn in die Wüstung Hohkühle, wo er schon erwartet wurde. Beim Wechsel vom Schritt in den Trab wandte er sich um und blickte kurz zurück zum Gestüt.
›Bevor die Ersten wach werden, bin ich zurück, und niemand wird je erfahren, dass ich weg war.‹ So dachte Münzbacher und ahnte nicht, dass er von zwei wachsamen Augen beobachtet wurde.
Das Dorf in der wüsten Mark Hohkühle war schon Ende des 14. Jahrhunderts aufgegeben worden. Diese Wüstung grenzte sowohl an den Gemeindebezirk Kreuzeber und Kalmrode als auch an die Grenzen der Ländereien von Schloss Scharfenstein.
Sie zog sich bis über den Huckelrainsgraben in den Dingelstedter Gemeindewald hinein.
Auf einer Lichtung des Waldes wurde Münzbacher von einer ihm wohlbekannten Person erwartet.
Adam Hastenteufel stand mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und rauchte genüsslich seine Pfeife. Er war gespannt, weshalb Münzbacher ihn hier, mitten in der Einöde, treffen wollte, obwohl er es schon zu wissen glaubte.
Hastenteufel war Söldner – und das mit Leib und Seele. Sobald irgendwo im Land freiwillige Soldaten gebraucht wurden, bot er seine Dienste an. Einerlei, ob bei kleinen Fehden zwischen Lehnsherren oder großen Auseinandersetzungen – für Geld tat er alles.
Es war bekannt, dass Hastenteufel die Gabe besaß, sich in seinen Feind hineinzuversetzen. Dieses Geschenk der Natur, wie er es nannte, ermöglichte ihm oft, einen Schritt vorauszudenken, und das war in seinem Beruf pures Gold wert. Er war kein Mann, der einfach losrannte und seine Gegner niedermetzelte. Hastenteufel war ein Taktiker, und er hätte es in der Armee sicher weit gebracht, zumal ein bodenständiger Broterwerb für ihn selbst in Zeiten des Friedens nicht in Frage gekommen wäre. Doch der Zufall wollte es, dass er seinen Beruf jetzt auf eine andere Art ausübte.
Vor zwei Jahren war er schwer verwundet worden, und damals war ihm Münzbacher begegnet. Hastenteufel hatte rasch bemerkt, dass sie aus dem gleichen Holz geschnitzt waren. Um an ihr Ziel zu gelangen, war ihnen jedes Mittel recht.
So waren sie sich auch schnell einig gewesen, als Münzbacher jemanden suchte, der ohne viel zu fragen einen Mann und dessen Weib umbringen würde. Hastenteufel hatte daraufhin zwei weitere Meuchelmörder für den Plan angeheuert. Zwar war der Notar über den Zuwachs nicht erfreut gewesen – jetzt musste er nämlich einen noch höheren Preis zahlen -, doch als Mann und
Frau mit durchschnittener Kehle vor ihm auf dem Waldboden gelegen hatten, war er höchst zufrieden gewesen. Das hatte er zwar nicht so deutlich gesagt, aber Hastenteufel konnte es an dem Ausdruck auf seinem Gesicht erkennen.
Beim letzten Treffen waren sie im Streit auseinandergegangen, da Münzbacher den geforderten Preis für die Dienste des Söldners erzürnt zurückgewiesen hatte. Trotzdem hielt Hastenteufel an seinen Forderungen fest. Schließlich war alles teurer geworden. Nicht nur die Preise für Brot und Bier waren seit der letzten Missernte um einiges höher; auch die Tabaksorte, die er zu rauchen pflegte, kostete mehr, und sogar die Huren bekam man nur ins Bett, wenn man einige Heller drauflegte. Warum sollte Adam Hastenteufel also so dumm sein und nicht auch einen höheren Lohn verlangen?
Genau das hatte er dem Notar gesagt, der daraufhin wütend aus dem Gasthaus gestürmt war. Der Söldner hatte vermutet, dass Münzbacher die Sache selbst in die Hand nehmen würde. Deshalb war er gespannt, was er nun von ihm wollte.
Nach einigen Minuten hörte Hastenteufel ein Pferd schnauben und glaubte, die Augen des Tieres in der Dunkelheit erkennen zu können. Kurz darauf standen Ross und Reiter vor ihm.
»Wenn man dich nicht finden soll, Adam, dann darfst du nicht rauchen und schon gar nicht dieses widerliche Kraut aus dem Morgenland. Ich brauchte nur dem Geruch des Tabaks zu folgen.«
»Was meinst du wohl, warum ich mir die Pfeife angesteckt habe?«
Mürrisch stieg Münzbacher vom Pferd und ließ es grasen. Auch er lehnte sich an einen Baum, das rechte Bein
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