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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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angewinkelt und den Fuß an den Stamm gestellt.
    Er räusperte sich und erzählte dem Söldner dann von seinen
Sorgen mit der Wäscherin Marga und seinem Schwager Clemens.
    »… als die Scheune lichterloh brannte und schließlich in sich zusammenfiel, glaubte ich, dass auch mein Schwager in den Flammen umgekommen wäre. Aber sie fanden nur eine verkohlte Leiche, die der Magd. Natürlich glauben alle, dass es sich dabei um Clemens handelt … Ich weiß nicht, wie, aber es muss ihm gelungen sein, dem brennenden Gebäude zu entkommen, obwohl ich das Heu rings an den Wänden und selbst die Leiter angezündet habe …«
    »Kann es nicht sein, dass nur ein Häufchen Asche von ihm übrig geblieben ist?«
    Münzbacher schüttelte den Kopf.
    »Dann wäre von der Magd auch nicht mehr gefunden worden. Nein, ich bin mir sicher, dass er noch lebt. Doch wird er schlimme Brandverletzungen erlitten haben. Vielleicht ist er auch längst irgendwo elendig verreckt. Aber ich brauche einen Beweis, und deshalb musst du nach ihm suchen. Lebt er noch, so töte ihn. Der Hund hat mir das Leben lange genug schwer gemacht. Ist er bereits tot, so verscharre die Leiche, damit sie niemand finden wird.«
    Hastenteufel klopfte die Pfeife am Stamm der alten Tanne neben sich aus. Dann ging er auf Münzbacher zu und blieb dicht vor ihm stehen. Mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen sagte er: »Du siehst, mein Freund, dass deine Rechnung nicht aufgegangen ist. Hättest du mich meine Arbeit machen lassen, so wären beide, die Wäscherin und dein Schwager, jetzt tot, und ich bräuchte mir nicht hier die Nacht um die Ohren zu schlagen, sondern könnte weich zwischen den Brüsten einer Dirne ruhen. Schließlich wusstest du um die Gründlichkeit meiner Arbeit. Erinnere dich an die sauber durchgeschnittenen Kehlen der beiden Alten. Kein Laut kam damals über ihre Lippen. Du kennst doch den Spruch: ›Schuster bleib bei deinen Leisten.‹ Ich bin der Söldner und du der Notar.
Doch wie gesagt, diesmal hast du dich verrechnet. Nun wirst du den Preis zahlen müssen, den ich verlange …«
    Münzbacher hätte ihn nur zu gern gepackt und ihm das überhebliche Lächeln aus dem Gesicht gequetscht. Doch stattdessen sagte er: »Ich werde nie dein Freund sein, merke dir das gut …«
     
    Keiner von beiden hatte den jungen Mann bemerkt, der nur wenige Schritte von ihnen entfernt neben einer Tanne kauerte und ihr Gespräch mitanhörte. Selbst als ein Krampf, verursacht durch die gebückte Haltung, sich durch seine Wade bis in den Oberschenkel zog, rührte er sich nicht. Erst als die beiden Männer weggeritten waren, der eine nach Dingelstedt, der andere in die entgegengesetzte Richtung, ließ Burghard sich zur Seite kippen und stöhnte laut auf. Er presste seinen Fuß gegen einen umgekippten Baumstamm, bis der Krampf nachließ, dann massierte er die brennenden Muskeln. Mühsam stand er auf und humpelte einige Schritte, bis sich der Krampf vollständig gelöst hatte. Erst dann konnte er darüber nachdenken, was er gehört und gesehen hatte.
    ›Dieser Mensch hat eine Frau getötet und jetzt einen Meuchelmörder bestellt, um auch noch einen Mann zu töten. Wie grauenvoll! Das muss gemeldet werden!‹, dachte der junge Mönch entsetzt. ›Aber wem? Ich würde mich doch selbst in Gefahr bringen, wo Servatius sicher nur darauf lauert, mich zu finden … Nein, nein, ich muss zuerst an mich selbst denken. Am besten, ich vergesse das Ganze schnell wieder …‹<
    Doch seine innere Stimme plagte Burghard, und sogleich hämmerte ein stechender Schmerz in seinem Kopf.
    ›Wieder eine Seele, die du retten könntest und die du im Stich lässt …‹<
    Burghard fasste sich in seinen Haarkranz und zog daran, damit die Kopfschmerzen aufhörten.
    ›Ich weiß doch überhaupt nicht, wo ich den Mann finden
kann. Vielleicht ist er tatsächlich schon tot, wie der eine vermutet hat …‹, haderte Burghard mit sich selbst.
    ›Wenn aber nicht? Vielleicht liegt er irgendwo schwer verletzt und niemand hilft ihm.‹ Burghard wusste, das Verbrennungen große Pein verursachten. Der Franziskaner lief im dunklen Wald auf und ab und überlegte angestrengt. Er war hin- und hergerissen zwischen seiner Angst und der Stimme in seinem Kopf. Erschöpft lehnte er sich gegen einen Baumstamm.
    »Du hast gewonnen«, flüsterte er zu sich selbst. »Ich werde nicht länger an meine eigene Sicherheit denken, sondern versuchen, den Mann zu finden … Auf nach Dingelstedt, wo bisher hoffentlich noch

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