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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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beruhigte.
    Herr Rehmringer war Pferdehändler und zweimal im Jahr zu Gast bei den Münzbachers. Er kaufte bei ihnen die einjährigen Fohlen, von denen er überzeugt war, dass man sie zu schnellen Kutschpferden ausbilden konnte. Da er nicht verheiratet war,
wurde er stets von seiner Mutter begleitet, um die er sich rührend kümmerte. Sprach er mit ihr, dann senkte er seine Stimme zu einem fast zärtlichen Flüstern und las der alten Dame jeden Wunsch von den Augen ab.
    Melchior Rehmringer behandelte seine Mutter wie ein Juwel. Nichts war gut genug für Regina Rehmringer. Als sie sich zum Essen an den gedeckten Esstisch setzen wollten, verlangte er ein Sitzkissen, damit sie auf dem harten Holzstuhl weich saß. Dann bat er um ein weiteres Kissen, das hinter ihren Rücken gesteckt wurde, damit sie keinen Windzug im Kreuz spürte. Obwohl Melchior Rehmringer ihr die Speisen auf dem Teller zurechtlegte, hob er den Stuhl samt seiner Mutter und stellte ihn so dicht an den Tisch heran, sodass auch sie selbst alles auf dem Tischtuch erreichen konnte.
    »Sitzst du bequem, liebste Mutter?«, fragte er und sah sie zärtlich an.
    »Danke, Melchior, alles ist recht so«, antwortete sie ebenso gefühlvoll.
    Sie strahlten sich gegenseitig an. In diesem Moment sah Anna zu ihrem Mann hinüber und war über dessen Gesichtsausdruck entsetzt. Abscheu spiegelte sich in seinen Augen, als er die Szene beobachtete. Erschrocken über diesen Blick, starrte Anna auf ihren Teller.
    Während man sich dem vorzüglichen Essen und dem Wein widmete, sprachen die Männer über Geschäftliches. So sanft Rehmringer auch bei seiner Mutter war, so hart konnte er werden, wenn es etwas zu verhandeln galt. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der seine Tochter Anna in alles, was mit dem Gestüt zu tun hatte, mit einbezogen hatte, legte Münzbacher auf die Meinung seiner Frau keinen Wert. Deshalb unterhielt Anna sich mit der Mutter ihres Gastes über Alltägliches. Regina Rehmringer steckte sich ein Stück Pastete, die mit Schweinefleisch und gedünsteten Zwiebeln gefüllt war, in den Mund und meinte lächelnd:
»Meine liebe Anna, ich hatte gehofft, dass uns bei diesem Besuch Kindergeschrei im Hause Münzbacher empfangen würde.«
    Sogleich verstummte das Gespräch der Männer, und auch Melchior Rehmringer sah nun erwartungsvoll zu Anna.
    Diese wusste vor Schreck nichts zu antworten, zumal sie spürte, wie ihre Kehle sich wieder verengte. Stattdessen lächelte sie. Hilfesuchend sah sie ihren Mann an, der sie provozierend taxierte. Er wusste, dass sie niemals die Wahrheit ausplaudern würde. Deshalb fühlte sich der Notar sicher und konnte sich an ihrem Unbehagen weiden.
    Nachdem sich Anna mehrmals geräuspert hatte, stotterte sie zaghaft: »Ich fühle mich im Moment nicht sonderlich …«
    »Ah, das wird es sein. Melchior, das nächste Mal werden wir wohl einen kleinen Wilhelm vorfinden. Wie wunderbar!«, schlussfolgerte Regina lächelnd.
    Das war natürlich nicht, was Anna hatte sagen wollen, doch sie widersprach nicht, da die Männer bereits wieder über Pferde fachsimpelten und Frau Rehmringer sich erneut dem Essen zugewandt hatte.
    Erleichtert nahm Anna einen Schluck Wein. Zum Glück, dachte sie, würde Frau Rehmringers Prophezeiung nicht eintreffen.
    Stumm lauschte sie den Gesprächen der Männer.
    »Mein lieber Münzbacher, wo ist Euer Schwager Clemens? Ich vermisse seinen Humor.«
    Ich nicht, konnte man in den Augen des Notars lesen. Doch statt es laut auszusprechen, meinte er nur: »Sicher schläft er seinen Rausch aus …«
    Annas entrüsteten Blick ignorierte er kalt lächelnd und biss in seinen Zwiebelkuchen. Der Pferdehändler lachte schallend und sagte verständnisvoll: »Ja, so sind die jungen Burschen. Sei es ihnen gegönnt. Sie sollen ihr Leben genießen. Denn wenn das Gerücht stimmt, dann kann es bald anders werden.«
    »Wie meint Ihr das, Herr Rehmringer?«, fragte Anna überrascht.
    »Krieg, meine Liebe!«
    »Rede nicht solches Zeug«, schimpfte seine Mutter.
    »Aber, Mutter, damit würde ich niemals spaßen …« Als drei Augenpaare ihn entsetzt und zugleich neugierig anblickten, erklärte er: »Manchmal verkaufe oder kaufe ich Pferde in Böhmen, und dort sind die Menschen sehr unzufrieden mit Kaiser Matthias. Es brodelt schon seit einiger Zeit im Land, da er den Lutheranern immer wieder ihren Einfluss zu beschneiden versucht. Er verletzt ihre verbürgten Rechte, und das lassen sie sich sicherlich nicht lange gefallen. Womöglich wird

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