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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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drücken auf die Nerven. Zudem haben ihn das lange Liegen und die vielen Aderlässe geschwächt. Ich würde ihm einen Sud verabreichen, der ihn in einen tiefen Schlaf schickt, sodass ich seine Wirbel wieder in die richtige Stellung schieben kann und die Nerven freikommen. Mein Begleiter beendet die erste Behandlung mit einem Segensspruch. Dann warten wir ab, was passiert. Vielleicht wird ein weiterer Behandlungstag notwendig.«
    »Diese medizinische Hilfe wird sicherlich nicht umsonst sein?«, fragte Otto und witterte Betrug. Als Barnabas seinen Preis nannte, lachte Otto kurz auf.
    »Ha! Das dachte ich mir gleich! Ihr wollt der armen, leidgeprüften Frau das Geld auf der Tasche ziehen …«
    »Ja, so sehen es viele, doch wenn ich ihnen geholfen habe,
zahlen sie mir freiwillig das Doppelte«, erwiderte der Magier unbeirrt.
    »Otto, bitte, so kann es nicht bleiben!«, jammerte Barbara, die dem Gespräch bis dahin stumm gefolgt war. Otto wandte sich zur Tür. Bevor er hinausging, sagte er: »Bitte – nur zu! Es ist schließlich dein Geld, das du da verschleuderst!«
    »Genauso ist es!«, entgegnete Barbara scharf, und ihr Schwiegersohn verließ kopfschüttelnd den Raum. An den Heiler gewandt, fuhr Barbara in einem freundlicheren Ton fort: »Wann könnt Ihr beginnen?«
    »Sofort, wenn Ihr es wünscht.« Barbara Jacobi nickte und ging ihrem Schwiegersohn hinterher.

    Barbara fand Otto im Speisezimmer, wo das Essen aufgetragen wurde. Sie setzte sich zu ihm an den Tisch und atmete erschöpft laut aus. Es fiel ihr nicht leicht, doch es war an der Zeit, mit ihrer Taktik zu beginnen. An ihren Schwiegersohn gewandt, sagte sie sanft: »Otto, es ist einerlei, wie viel der Heiler verlangt. Hauptsache, er kann Albert helfen, denn so geht es nicht weiter. Das Glöckchen bringt mich noch um den Verstand! Lass uns also erst über die Ausgaben für den Heiler streiten, wenn er versagt … Wer weiß, vielleicht geschieht ja ein Wunder. Außerdem müssen wir wichtige Entscheidungen hinsichtlich der Töpferei treffen. Seit Albert krank daniederliegt, hat Bosheit von ihm Besitz ergriffen. Man kann nicht mehr vernünftig mit ihm sprechen. Aber es müssen verschiedene Dinge geregelt werden, und zwar rasch. Deshalb möchte ich mit dir sprechen, sobald der Heiler weitergezogen ist …«

    Als Barbara einige Stunden später leise die Tür zum Schlafzimmer ihres Mannes öffnete, lag der betäubt auf dem Bauch in seinem
Bett – seine Beine waren gerade ausgestreckt. Die Hände des Schlafenden hatte der Mönch auf den Rücken gelegt und beide Daumen miteinander gekreuzt. Fragend blickte Barbara zu Barnabas, der ihr daraufhin erklärte: »Servatius hat bereits zweimal den Segensspruch für Euren Mann gesprochen. Noch einmal, und unsere Arbeit ist für heute getan.«
    Bevor sie weitere Fragen stellen konnte, sprach Servatius zum letzten Mal die Worte, denen Barbara ehrfürchtig lauschte: »Gott Vater, drei Nägel wurden durch Jesu heilige Hände und Füße geschlagen, Longinus stieß ihm mit der Lanze in die Seite und zeigte, wohin er gestochen hatte, und durch die Schmerzen der heiligen fünf Wunden verrenkten sich alle seine Glieder, versenkten sich zu dem Tod, und an dem dritten Tag gewährte Gott, Gott, Gott, dass der Leib, der in Erde lag, auferstand; und es kam wieder Fleisch zu Fleisch, Blut zu Blut, Ader zu Ader, Bein zu Bein, Glied zu Glied, alles, was sich verrenkt hatte, Glieder und Gebeine, kamen wieder an Ort und Stelle, als Jesus am frühen Morgen im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes auferstand, um uns zu helfen. Amen.«
    Barbara stand sprachlos da und glaubte die Kraft zu spüren, die von beiden Männern auszugehen schien. Ergriffen küsste sie die Hand des Magiers und verließ lächelnd den Raum. Auch Barnabas lächelte, denn er wusste, dass er wieder einmal gewonnen hatte.
     
    Katharina und Gudrun waren lachend mit den Kindern von der Wiese zurückgekehrt. Als sie hörten, wer zu Besuch gekommen war, konnte Katharina nur fassungslos stammeln: »Ein Franziskanermönch?«
    Sprachlos sahen sich die Mädchen an, und beide dachten das Gleiche. Rasch fütterten sie die Kinder und brachten sie zu Bett. Erschöpft legten sich die Buben ohne Murren hin und schliefen
sogleich ein. Wieder einmal musste Katharina feststellen, dass, seit Gudrun ihr half, die Buben ruhiger geworden waren. Hannes schlief fast durch, und Mathias plagten nur noch selten schlechte Träume. Katharina war der Freundin dankbar und lud

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