Das Hexenmal: Roman (German Edition)
tatsächlich stimmt …« Als Albert seine Frau wütend schnauben hörte, fügte er hastig hinzu: »… wovon ich ausgehe, dann müssen auch wir uns eine solche Genehmigung drüben im Hessenland besorgen, und das so schnell wie möglich.«
Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als Barnabas und Servatius sich zu ihnen gesellten.
»So trübe Gesichter … Geht es Euch wieder schlechter, Herr Jacobi?«
»Nein, diesmal plagen mich andere Sorgen, und dabei können uns Eure Künste leider nicht helfen.«
Mit wenigen Worten erzählte Albert Jacobi ihnen von der drohenden Schließung der Töpferwerkstätten in Heiligenstadt.
»Wo wäre das im Hessenland … weit weg von hier?«, fragte der Magier interessiert.
»Witzenhausen wäre für uns bestens geeignet, da das Städtchen direkt an der Werra liegt und Handelsbeziehungen bis nach Holland und Leipzig unterhält. Von hier braucht man dorthin zu Pferd etwas mehr als zwei Stunden, mit dem Fuhrwerk ein wenig länger.«
»Ich bin in Eurem Gewerbe nicht bewandert«, sprach der
Magier, »aber wenn ich das richtig einschätze, dann müsstet Ihr schon jetzt eine zweite Werkstatt in Witzenhausen eröffnen. Bis die Töpferei aufgebaut ist und Ihr feste Kunden habt, geht sicherlich einige Zeit ins Land …«
Da Albert, Barbara und Otto einträchtig nickten, fuhr er fort: »Dann würde ich an Eurer Stelle schon morgen eine Genehmigung beantragen!«
Wieder stimmten die Jacobis und der Schwiegersohn zu.
»Allerdings«, warf Albert ein, »muss der Aufbau der Werkstatt überwacht werden, und das hieße, dass wir einen weiteren Töpfermeister einstellen müssten, dem wir vertrauen können. Oder …«, seine Augen richteten sich nun auf den Schwiegersohn, »… du übernimmst diese Aufgabe, Otto. Höre meinen Vorschlag: Du beantragst schon morgen die Papiere. Dann suchst du eine Werkstatt in der Nähe eines der Stadttore, damit wir bei Gefahr rasch in den Schutz der Stadtmauern von Witzenhausen gelangen können. Sobald du einen geeigneten Ort gefunden hast, kehrst du zurück und heiratest Katharina. Zusammen zieht ihr mit den Kindern nach Witzenhausen und erhaltet die neue Werkstatt von mir als Hochzeitsgeschenk.«
Otto war über das Angebot seines Schwiegervaters erstaunt. Es war verlockend, denn niemand wäre so dumm und würde eine eigene Werkstatt ausschlagen, auch wenn er dafür das gewohnte Umfeld aufgegeben musste.
»Albert«, sagte Barbara aufgebracht zu ihrem Mann, »wir haben schon Silvia verloren, und jetzt schickst du auch noch Katharina fort. Das kann ich nicht zulassen!«
Verständnislos sah ihr Mann sie an: »Du bist doch diejenige, die auf Eile gedrängt hat. Und jetzt, da ich handle, ist es dir auch nicht recht. Was sollen wir deiner Meinung nach denn sonst tun? Nein, Katharina wird mit Otto nach Witzenhausen gehen. Außerdem ist das nicht aus der Welt, und du kannst sie dort jederzeit besuchen.«
Als Barbara den siegessicheren Ausdruck auf Ottos Gesicht sah, war ihr klar, dass sie gegen ihren Mann nicht ankommen würde. So gab sie letztendlich nach und nickte stumm.
Nun war man sich einig. Zufrieden schenkte Albert jedem einen selbstgebrannten Schnaps ein, als eine Stimme an der Tür sagte: »Ich gehe nur mit Otto, wenn ich zuvor auf den Hülfensberg pilgern darf!«
Alle wandten sich der Zimmertür zu, wo Katharina stand und dem Gespräch unbemerkt gelauscht hatte.
Während der vergangenen Nächte hatte sie sich aus Verzweiflung in den Schlaf geweint. Doch dann hatte sie sich fest vorgenommen, mit ihren Eltern noch ein letztes Mal über alles zu sprechen, und deshalb war sie unbemerkt ins Zimmer gekommen. Als sie aber mitanhören musste, wie neue Pläne einfach über ihren Kopf hinweg beschlossen wurden, hatte sie ihren Wunsch kurzweg ausgesprochen, ohne darüber nachzudenken.
»Was ist das für eine ungeheuerliche Forderung?«, brauste Otto auf. »Wir befinden uns in einer ernsten Lage, und das Fräuleinchen stellt eigensüchtige Ansprüche!«
»Aber ich könnte unsere Keramikwaren mit zum Hülfensberg nehmen und dort verkaufen. Von überall her kommen die Menschen dorthin. Und sicherlich würden viele Gefallen an unserer Keramik finden …«
»Ach ja?«, fragte Otto ärgerlich. »Und was ist mit den Kindern? Wer soll sich um sie kümmern? Nein, nein, das geht auf keinen Fall. Außerdem kannst du nicht allein mit all der Ware auf den Pilgerberg fahren! Wir haben niemanden, der dich begleiten könnte, denn jede Hand wird ab morgen in der Werkstatt gebraucht
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