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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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können.«
    »Nein, Anna! Wir können nicht gemeinsam nach Hause gehen«, entgegnete Clemens. Friedrich und Burghard ahnten bereits, was er sagen würde. Leise fuhr er fort: »Ich hatte dir erzählt, dass Münzbacher einen Meuchelmörder dafür bezahlt hat, mich zu töten. Wir kennen nur seinen Vornamen, nicht aber sein Gesicht. Und da er Söldner ist, wird er seinen Auftrag
auch zu Ende führen wollen. Das verlangt allein sein Ehrengrundsatz. Ich glaube, nicht einmal Münzbacher hätte ihn aufhalten können, selbst wenn er es gewollt hätte.«
    Clemens sah unberührt zu dem Toten hinüber. Wäre nicht ein großer Blutfleck am Boden zu sehen gewesen, hätte man annehmen können, er schliefe.
    Mit tränenerstickter Stimme fragte Anna ihn: »Clemens, was wirst du tun? Wo willst du hin?« Liebevoll legte er einen Arm um die Schwester und streichelte ihr zärtlich übers Gesicht.
    »Ich werde ins Hessenland gehen. Dort wird er gewiss nicht nach mir suchen.«
    »Aber das ist so weit weg! Was soll aus mir werden? Lass mich mit dir gehen«, bettelte sie, doch Clemens schüttelte den Kopf.
    »Nein, du wirst auf das Gestüt zurückkehren und es im Sinne unserer Eltern weiterführen. Vater hat dich so viel über Pferdezucht gelehrt, und jeder wird dich aufgrund deines Wissens achten. Unsere Eltern hätten es bestimmt so gewollt … Außerdem weiß ich, dass du tatkräftige Unterstützung haben wirst …« Dabei sah er Friedrich an, der stumm zugehört hatte. Der junge Arzt kniete nun neben Anna nieder und nahm liebevoll ihre Hand in seine. Mit der anderen griff er in seine Jackentasche. Dann sagte er: »Anna, ich schwöre hier vor deinem Bruder und einem Vertreter Gottes«, dabei sah er zu Burghard, »dass ich stets an deiner Seite sein und dich ein Leben lang unterstützen werde. Als Beweis, dass ich es ehrlich meine, nimm dieses Geschenk von mir …« Friedrich legte ihr seine Gabe, die er all die Jahre bei sich getragen hatte, in die Handfläche.
    »Eine Drachenschuppe«, flüsterte sie. Vorsichtig strich sie über die Smaragde, die in das Schmuckstück eingearbeitet waren.
    Clemens hatte lächelnd zugesehen und sagte nun mit fester Stimme: »Morgen werden wir den Hülfensberg hinab zur Werra steigen und von dort ins Hessenland fliehen.«
    »Werden wir uns je wiedersehen?« »Ja, Anna, das verspreche ich. Eines Tages werde ich wieder vor dir stehen!«

Kapitel 43
    Katharina stand auf dem Hülfensberg hinter ihrem Verkaufsstand und beobachtete mit Begeisterung das Treiben um sich herum. Da sie frühzeitig angekommen waren, hatte man ihr und ihren Begleitern einen guten Platz zugewiesen, von dem sie über den gesamten Vorplatz der Kapelle blicken konnten. Zwar standen in unmittelbarer Nähe zwei weitere Verkaufsbuden mit Töpferware, doch das schmälerte Katharinas gute Laune nicht – zumal sie ihre Keramik hübscher fand. Das hatte ihr sogar Barnabas bestätigt, der die Schalen und Krüge der Mitbewerber genau betrachtet hatte.
    »Eure Glasur ist makellos. Bei der Ware der übrigen Töpfereien hingegen kann sogar ich kleine Blasen und Unebenheiten erkennen. Auch die kirchlichen Motive der anderen verblassen gegen die Euren.«
    Erfreut hatte Katharina in die Hände geklatscht. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Das schien die Pilger anzulocken. Noch während sie am Stand Krüge, Teller und Becher auspackte, kamen bereits die ersten Käufer.
    »Hoffentlich reicht deine Ware bis zur Abreise«, neckte Servatius sie. Als es gegen Mittag ruhiger wurde, bat Katharina den Mönch, auf den Stand zu achten, da sie sich die Beine vertreten wollte.
    Neugierig schlenderte sie umher. Überall waren bunte Fahnen und Wimpel zu sehen, die junge Burschen als Kennung ihres Heimatortes an Stangen hochhielten. Die Frauen hatten
ihre Sonntagskleider angezogen und die Männer ihr feinstes Wams. Überall sah das Mädchen lachende und freundliche Gesichter.
    Katharina hatte gehört, dass der Hülfensberg der »Berg der heiligen Hülfe« und ein bedeutender Wallfahrtsort war. Nun konnte sie sich selbst davon überzeugen, dass Pilger von nah und fern in Scharen anreisten, um im Gebet Trost und Zuversicht zu finden und um Kraft und Hoffnung zu gewinnen.
    Das Mädchen erblickte einen blinden Mann mit wettergegerbtem Gesicht, um den sich eine Schar Kinder versammelt hatte. Neugierig trat das Mädchen näher. Aufmerksam lauschten die Kleinen dem Alten, der ihnen Legenden aus dem Eichsfeld erzählte. Nach und nach blieben auch immer mehr Erwachsene

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