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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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gestolpert und dabei so unglücklich mit dem Kopf auf einen Stein gefallen sei, dass er an der Verletzung starb.
    Der Vogt war sofort in den Wald zu dem Toten geeilt. Zuerst hatte er Zweifel, ob es sich bei dem Unglück wirklich so verhalten hatte, wie die junge Frau es schilderte. So entschloss er sich, sie mit zu seinem Zelt zurückzunehmen, um sie genauer zu befragen. Doch als sie weinend an der Leiche ihres Mannes zusammenbrach und nicht nur seinen, sondern auch den Verlust ihres toten Bruders beklagte, hatte es sich der Vogt noch einmal überlegt. Da er an dem Leichnam auch keine Spuren feststellen konnte, die gegen eine natürliche Todesursache sprachen, bestätigte er schließlich, dass es sich um einen Unfall handele. Allerdings bat er Anna eindringlich, Stillschweigen zu bewahren, da er vermeiden wollte, dass die frommen Leute in Aufregung versetzt wurden. Der Vogt veranlasste zudem, dass man Anna ein Schriftstück ausstellte, das den Hergang des Unfalls schilderte und bestätigte, dass ihr Mann eines natürlichen Todes gestorben sei. So war Anna einer jeden Schuld am Tod ihres Mannes enthoben. Außerdem ordnete der Vogt von Bischofstein an, dass der Leichnam wegen der Hitze auf dem schnellsten Wege nach Dingelstedt gebracht werden sollte. Anna war sehr erleichtert, dass alles für sie so glimpflich abgegangen war, und so eilte sie zum vereinbarten Treffpunkt am Waldesrand zurück, wo die anderen bereits auf sie warteten. Auch die Kutsche, die sie und Friedrich nach Hause bringen sollte, stand schon bereit.
    Als sie bei ihnen angelangt war, war es für die Geschwister an der Zeit, sich zu verabschieden. Weinend lagen sie sich in den Armen. Clemens wusste, dass er seine Schwester beruhigt ziehen lassen konnte, da sein Freund Friedrich sie beschützen würde. Erst nachdem er Anna immer wieder versprochen hatte, eines Tages nach Dingelstedt zurückzukehren, war sie bereit gewesen, in die Kutsche zu steigen.
    Jetzt, da Anna auf dem Nachhauseweg war, spürte Clemens erst, wie erschöpft er war. So beschlossen die beiden Männer, sich erst am darauffolgenden Tag auf den Weg zur Werra zu machen.
Burghard besah sich noch einmal die Wunden des jungen Arnold, die dank seiner Kenntnisse in Kräuterkunde gut verheilten. Nur die Sonne musste Clemens meiden, was ihm nicht weiter schwerfiel, da er sich die vergangenen Tage über im Wald versteckt gehalten hatte. Erst als es dunkel war, hatte er am Vorabend gewagt, in die Kapelle zu gehen, um für Anna und seine Freunde zu beten und seinem Schöpfer zu danken.
    Jetzt saß Clemens im dichten Unterholz und wartete, dass sein Freund ihm etwas zu essen brachte.

    Auf dem Hülfensberg herrschte ein Kommen und Gehen. Die meisten Pilger begaben sich am frühen Morgen auf den Gipfel und machten sich nachmittags wieder auf den Heimweg.
    Johann und Franziska hatten vereinbart, sich in einer Stunde an einem der Stände, an dem Würzwein verkauft wurde, wieder zu treffen. Sie hatten sich getrennt, da Franziska in der Kapelle beten wollte, die Johann als Lutheraner nicht betrat. Auch wenn die junge Frau ihren Glauben vor der Heirat mit Johann abgelegt und den seinen angenommen hatte, so war sie ihrem alten Glauben noch immer verbunden.
    In der Kapelle spürte Franziska angenehme Kühle. Nur wenige Menschen waren da. Nickend ging sie an einem Mädchen mit blonden Zöpfen vorbei, das sie freundlich anlächelte. Und in der letzten Reihe in einer dunklen Ecke meinte Franziska einen jungen Bauern erkennen zu können. Sie setzte sich, um im Gebet für ihr Glück zu danken. Doch stattdessen sprach sie in Gedanken über ihre Ängste und bat den Herrn, dass alles gut werde und sie und Johann eine neue Heimat finden würden. Noch wussten sie nicht, wo die sein würde. Erst am Vortag hatten die jungen Eheleute deswegen ihren ersten Streit gehabt, da Johann vorhatte, ins Hessenland überzusiedeln.
    »Ins Hessenland?«, hatte sie ungläubig gefragt. »Nein, Johann,
da bringen mich keine zehn Pferde hin. Ich will auf dem Eichsfeld bleiben. Hier bin ich geboren, das ist meine Heimat. Unser Eichsfeld ist groß genug, und wir werden mit Sicherheit einen Ort finden, wo Bonner uns nicht vermutet.«
    »Aber, Franziska, was spielt es für eine Rolle, ob wir uns hier auf dieser Seite der Werra niederlassen oder drüben auf der anderen im Hessenland? Die Heimat trägt man im Herzen. Und schließlich ist das Eichsfeld ein Landstrich wie jeder andere auch. Mit Städten, Dörfern, Wäldern und Flüssen. Im

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