Das Hexenmal: Roman (German Edition)
Brot kaufen. Vielleicht konnte er auch einen Arzt um Rat fragen. Den Gedanken, dass er dem Ausrufer von Duderstadt erneut begegnen könnte, schob er weit von sich, zumal er diesen bereits auf dem Weg zu Bonner vermutete.
Auf dem Platz vor der Kapelle wimmelte es von den Soldaten der Bauernmiliz, und Johann machte einen großen Bogen um sie. Als er die Kaufleute nach einem Arzt fragte, hörte er, dass dieser bereits am Morgen abgereist war.
Ein Magier sei noch hier, antwortete ein Kaufmann, der frische Teigtaschen anbot. Nachdem man ihm beschrieben hatte, wo der weise Mann zu finden war, ging Johann los und stand schließlich vor der Verkaufsbude einer Töpferei.
Fragend sah Johann sich um, als er von einem blonden Mädchen mit dicken Zöpfen angesprochen wurde.
»Möchtest du etwas kaufen?«
»Nein, ich brauche nichts«, antwortete Johann schroff. Als er
ihren enttäuschten Blick sah, stotterte er: »Obwohl deine Ware wirklich sehr schön ist …«
Fragend zog Katharina eine Augenbraue hoch.
»Was willst du dann?«
»Man sagte, dass hier ein Magier zu finden sei … Aber das ist sicher ein Irrtum.«
»Nein, das stimmt!«
»Ach ja?«
»Ja! Was willst du denn von Barnabas?«
»Ich brauche Medizin für meine Frau.«
»Du hast eine Frau?«
Stolz nickte Johann.
»Bist du mit dem Magier verheiratet?«, fragte Johann das Mädchen.
»Gott behüte, nein!«
»Was wäre so schlimm daran?«, fragte Barnabas, der hinzugetreten war, ohne dass die beiden es bemerkt hatten.
Eine feine Röte überzog Katharinas Wangen, doch schließlich antwortete sie mit einem schelmischen Lächeln: »Du wärst mir zu alt!«
Jetzt lachte Barnabas laut und stützte sich dabei auf seinen Stock.
»Zu alt … sagt sie!« Auch Katharina stimmte in das Lachen ein, doch sie verstummte, als sich Servatius zu ihnen gesellte. Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu und wandte sich brüsk von ihm ab. Barnabas trat einen Schritt auf Johann zu und sagte: »Du hast nach mir gefragt, junger Freund. Womit kann ich dir dienen?«
Johann schilderte Franziskas Zustand.
»Bring dein Weib her, damit ich ihr Leiden besser beurteilen kann.«
»Das wird nicht gehen. Wir müssen weiter … Außerdem wollte Franziska nicht, dass ich zu einem Mediziner gehe.«
»Aber was soll ich dir geben, junger Freund? Etwas gegen einen verdorbenen Magen oder etwas gegen morgendliche Übelkeit, weil sie guter Hoffnung ist?«
»… guter Hoffnung? Kann das sein?«
Barnabas lachte wieder. ›Das scheint heute ein lustiger Tag zu werden‹, dachte er bei sich.
»Wenn du das nicht weißt … Wie soll ich es wissen?«
Johann spürte, wie heiße Röte sich in seinem Gesicht ausbreitete. Als die dunklen Augen des Mönchs ihn voller Spott ansahen, wäre er am liebsten weggelaufen. Stotternd sagte er: »Ich werde mit Franziska kommen, damit Ihr sie Euch ansehen könnt.«
Barnabas nickte.
»Ich werde auf Euch warten!«
Fassungslos wandte sich Johann ab, um einen Brotstand zu suchen. Seine Gefühle schwankten zwischen Freude und Sorge. Wenn Franziska tatsächlich guter Hoffnung war, würde das ihre Lage zusätzlich erschweren.
›Auch, wenn das Kind erst in einigen Monaten auf die Welt kommen würde, so müssten wir sehr bald eine feste Bleibe finden‹, dachte Johann und war traurig, dass er sich über ihr erstes gemeinsames Kind nicht sorglos würde freuen können.
»Burghard, wir haben doch schon Not genug, uns allein durchzuschlagen. Wir sind schon zu lange hier und können nicht bis zum Abend warten. Es wird Zeit aufzubrechen …«
»Aber ich habe ihr versprochen, dass sie mit uns kommen kann …«
»Das hättest du nicht tun sollen, jedenfalls nicht, bevor du mit mir gesprochen hast. Außerdem sind hier überall die Männer der Bauernmiliz. Es wundert mich, dass wir noch nicht entdeckt worden sind«, fügte Clemens barsch hinzu.
Nicht nur die Knechte der Miliz beunruhigten ihn, auch spürte er seit geraumer Zeit eine stetig wachsende Unruhe, die er nicht zu deuten wusste. Das Gefühl, beobachtet zu werden, machte ihn nervös, sodass er hinter jedem Baumstamm den Meuchelmörder vermutete. Clemens wollte weit weg. Erst im Hessenland würde er sich sicher fühlen. Hastig packte er seine Sachen zusammen.
»Ich muss ihr wenigstens Nachricht geben, dass wir nicht warten werden«, versuchte der Mönch Clemens umzustimmen, da ihn sein schlechtes Gewissen plagte.
»Warum? Auch das kostet Zeit, und du könntest erkannt werden …«
»Aber ich habe es ihr
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