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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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versprochen«, jammerte Burghard.
    »Herrgott, was ist nur los mit dir?«
    Laut aufseufzend setzte sich Clemens auf einen abgesägten Baum.
    »Also gut! Lauf zu dem Mädchen. Aber beeile dich. Es wird bald Mittag. Trödelst du, mein Freund, werde ich ohne dich gehen.«
    Erschrocken sah der Franziskaner Clemens an. Der wirkte ernst und entschlossen. Deshalb nickte Burghard nur kurz und rannte zwischen den Bäumen hoch zur Kapelle.

    Da Servatius sich am Stand aufhielt, war es Burghard nicht möglich, auf sich aufmerksam zu machen, ohne dass der andere Mönch ihn ebenfalls bemerkt hätte. Schließlich sprach er eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm an und bat sie um Hilfe. Da sie ihm die Geschichte der heimlichen Liebe glaubte, die er ihr erzählte, ging sie zu Katharina und flüsterte ihr etwas zu, ohne dass Barnabas oder Servatius es hören konnten.
    Hinter der Kapelle versteckt, ging Burghard ungeduldig auf und ab. Die Zeit verstrich, und er würde nicht länger warten können. Doch plötzlich stand sie vor ihm.
    »Servatius passt auf den Stand auf, weil ich sagte, dass ich einen Augenblick lang verschwinden müsste …«, erklärte Katharina atemlos.
    Fragend blickte sie ihn an und ahnte bereits, was er ihr sagen wollte.
     
    »Das verstehe ich nicht«, wisperte Katharina. »Du hast es versprochen. Ich kann nicht zurück zu Otto.«
    »Hast du kein schlechtes Gewissen gegenüber deinen Eltern? Oder gegenüber den kleinen Kindern deiner verstorbenen Schwester?«
    »Warum tust du das? Das hat dich doch gestern auch nicht gestört! Warum kann ich nicht einfach meinen Weg gehen, ohne an andere denken zu müssen? Natürlich macht es mich traurig, wenn ich an meine Mutter und an die drei Buben denke. Aber ich will Otto nicht heiraten, der mich bis ans Ende meiner Tage niederhalten würde. Er kann meine Freundin Gudrun heiraten! Wenn ich nicht mehr da bin, wird er sicher sie zur Frau nehmen«, beruhigte Katharina sich selbst. Mit einem gequälten Lächeln blickte sie auf.
    »Ich werde dir einfach folgen – sofort – und nicht mehr zurück zum Stand gehen.«
    »Aber dann weiß niemand, was mit dir passiert ist, und sie werden dich suchen.«
    Plötzlich stockte Burghard der Atem. Es lagen nicht nur Rauch und Essensgeruch in der Luft, da war auch noch etwas anderes … ein süßlicher Geruch nach Tabak. ›Er ist hier!‹, dachte der Mönch entsetzt.
    »Ich muss gehen!« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verschwand zwischen den Bäumen. Für einen Augenblick wusste Katharina nicht, wie ihr geschah. Hier bot sich die einzige Gelegenheit, ihrem Schicksal zu entkommen, und nun wollte dieser Mann einfach verschwinden, ohne sie mitzunehmen.
    Tränen des Zorns traten ihr in die Augen. Ohne nachzudenken, rannte sie hinter dem Mönch her. Sie rief ihm nach, er solle warten, und tatsächlich blieb er stehen. Wortlos ergriff er ihre Hand und zog sie eilend mit sich fort.
     
    Servatius tippelte hinter dem Stand unruhig von einem Bein auf das andere und wartete auf Katharina.
    Die Kunden stellten ihm Fragen zur Töpferware, die er nicht beantworten konnte. Einer hatte ihn deshalb sogar verspottet.
    ›Wo bleibt sie nur?‹, dachte er und blickte suchend umher.
    Als er zur Wiese sah, glaubte er zunächst an eine Täuschung. Er blinzelte und schaute nochmals hin. Tatsächlich, da war das Mädchen und lief auf den Wald zu. Aus Leibeskräften rief der Mönch Katharinas Namen, und sie drehte sich zu ihm um. Auch der Mann, dessen Hand sie hielt, blieb stehen. Als sich ihre Blicke trafen, wurde Servatius erneut von Hass und Wut übermannt.
    »Burghard, du Dieb!«, schrie er aus Leibeskräften. »Bleib stehen.«
    Doch Burghard drehte sich um und begann erneut zu laufen, das Mädchen an der Hand. Servatius wollte den beiden Fliehenden hinterher, doch die Bauernmiliz wurde auf ihn aufmerksam, und zwei der Knechte hielten ihn zurück.
    Das Letzte, was Servatius von Katharina sah, waren ihre blonden Zöpfe, die auf und ab wippend zwischen den Bäumen verschwanden.

Kapitel 45
    Kohlschwarze Augen blickten Servatius ungläubig an. Immer wieder schüttelte der Magier das silbergraue Haupt.
    »Konntest du erkennen, ob er sie mit Gewalt mitgenommen
hat?«, fragte er den Mönch zweifelnd. »Das passt nicht zu dem Jungen …«
    »Pah, warum sollte ein Dieb nicht auch ein Mädchen verschleppen?«, gab Servatius wütend zurück. »Warum sollte Katharina ihm freiwillig folgen?«
    »Sie sind beide aus dem gleichem Holz geschnitzt. Gläubig,

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