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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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abwechselnd das Geschehen in und um die Fischerhütte beobachten. Burghard würde sie abends ablösen.
     
    Wie Franziska richtig beschrieben hatte, war die Kate nur schwer auszumachen. Die Äste einer alten Trauerweide, die bis ans Wasser reichten, verdeckten die Hütte fast gänzlich. Die Kate stand auf Stelzen im Wasser, und nur über einen Steg, der
seitlich um sie herum verlief, konnte man vom Land aus zu ihr gelangen.
    Am hinteren Ende des Steges sahen nun auch die anderen, was Franziska durch Zufall entdeckt hatte. Da lag es und schwankte leicht im Takt der Wellen – ein kleines Fischerboot.
    Nur durch das laute Schimpfen der Fischerin – einer der Soldaten hatte sich ins Boot erleichtert – war Franziska das kleine Fischerboot überhaupt aufgefallen. Sofort war ihr klar gewesen, dass das für sie die ersehnte Freiheit bedeutete.
     
    Nach einer knappen Woche wussten die fünf um den Tagesablauf der alleinstehenden Frau Bescheid. Ein jeder Tag glich dem vorherigen beinahe vollkommen.
    Täglich, kurz nachdem der Morgen graute, fuhr die Fischerin auf den Fluss hinaus und kam einige Zeit später mit ihrem Fischfang zurück.
    Nachdem sie die Fische geschlachtet und ausgenommen hatte, wartete sie auf Kunden. Meist saß sie dabei auf dem Steg und ließ die Füße im Wasser baumeln.
    Stets als Letzte kam eine kleine, rundliche Frau, die unablässig über die zu hohen Preise schimpfte. Die Fischerin zeterte ihrerseits über den Geiz der Kundin und warf ihr vor, den Fisch in ihrem Wirtshaus für viel mehr zu verkaufen.
    Katharina kam das Geschrei wie ein einstudierter Schwank vor. Anscheinend gehörte das zum Fischhandel dazu, denn stets verabschiedeten sich die beiden mit den gleichen Worten. Die Fischerin rief: »Bis morgen, Wilma!«
    Die Wirtsfrau hob die Hand und antwortete: »Wenn ich dann noch lebe!«
    Daraufhin lachte die Fischerin laut auf und blickte der Alten amüsiert hinterher.
    Danach wusch sie sich gründlich im Fluss. Franziska glaubte sogar, einen feinen Blütenduft erschnuppern zu können.
    Sobald sich der Tag dem Ende neigte, zündete die Frau eine Laterne an der Haustür an. Kurz darauf kamen die drei Soldaten und verließen die kleine Kate erst im Morgengrauen wieder.
     
    Nachdem fünf Tage verstrichen waren, erklärte Johann am Abend des sechsten: »Ich schlage vor, dass wir morgen aufbrechen. Wir müssen diese Gelegenheit beim Schopf packen.« Die anderen nickten. Im Wald wurde es langsam zu gefährlich für sie. Zwar hatten sie ihr Lager gut versteckt zwischen Bäumen errichtet, vor den Soldaten aber waren sie hier nicht sicher, und einmal wären sie um ein Haar entdeckt worden.
     
    Der nächste Tag verging kriechend langsam, und die Stunden schleppten sich dahin. Angst und Anspannung waren auf den Gesichtern der fünf jungen Leute zu lesen. Sie fürchteten, dass ihr Plan vereitelt werden könnte, würden die Soldaten am heutigen Abend die Kate und ihre Bewohnerin, das »Prachtweib«, nicht aufsuchen.
    Lange vor Anbruch der Dunkelheit kauerten die fünf versteckt am Waldesrand. Es dämmerte bereits, aber die Knechte waren weder zu hören noch zu sehen. Clemens fürchtete bereits, dass die Soldaten an diesem Abend der Kate fernbleiben würden, zu lange hatten sie schon gewartet. Franziska saß in der Grube und schlug leise weinend die Hände vors Gesicht. ›Vorbei, vorbei‹, dachte sie.
    Endlich, als der Mond gerade über dem Wald aufging, konnten sie aus der Ferne die lauten Stimmen der Knechte hören. »Sie kommen!«, flüsterte Franziska. »Sie kommen tatsächlich!«
    Als die Knechte Minuten später an ihnen vorbeizogen, war klar, warum sie erst jetzt eingetroffen waren. Sie hatten zu tief ins Glas geschaut, denn sie torkelten und mussten sich gegenseitig stützen. Gemeinsam verschwanden sie in der Hütte der Fischerin, wo sie mit lautem Gelächter empfangen wurden. Clemens
und Johann sahen zu Burghard, Katharina und Franziska. Alle nickten. Ein jeder bekreuzigte sich, und gemeinsam schlichen sie dann im Schatten von Büschen, Sträuchern und Bäumen hinunter zu dem kleinen Haus. Je näher sie kamen, desto lauter wurden die Stimmen, schrill drang Gesang an ihre Ohren. Im Innern des Häuschens schien ausgelassene Stimmung zu herrschen.
    Die jungen Leute handelten schnell.
    Leise betraten sie den Steg. Bereits am Tag zuvor war entschieden worden, dass Clemens durch das Fenster ins Innere der Hütte schauen sollte. Wäre zu erkennen, dass die Soldaten und die Fischerin keine Anstalten

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